Stephansdom: Keine weiteres Helnwein-Tuch ab Ostern
Das Domkapitel von St. Stephan in Wien hat beschlossen, dem von Gottfried Helnwein gestalteten diesjährigen Fastentuch nicht, wie ursprünglich geplant, ein "Ostertuch" und ein "Pfingsttuch" folgen zu lassen. Das dem Domkapitel erstmals am Mittwoch vorgelegte "Ostertuch" eines Kindes mit den Wundmalen Christi sei zwar in sich ein "beeindruckendes und ernstzunehmendes Kunstwerk", hieß es am Donnerstag in einer Kathpress vorliegenden Erklärung des Domkapitels. Im Blick auf Ostern und die Art der Darstellung könnte es aber "Menschen verstören" und polarisieren, weswegen die geplante Fortsetzung des Helnwein-Zyklus nicht stattfindet.
Das ursprünglich für die Osterzeit geplante Tuch rege zum Nachdenken über die Gewalt an den Schwächsten an und passe theologisch zum Topos von Christus, der, selber unschuldig, die Schuld der Menschen auf sich genommen habe. In der unvermittelten Drastik der fotorealistischen Darstellung eines blutenden Kindes als 14 Meter hohes, dominantes Element des Altarraumes riskiere dieses Motiv aber, "Menschen zu verstören oder in ihren Gefühlen zu verletzen", gab das Domkapitel zu bedenken. Ein Kirchenraum müsse aber auf den Vorrang von Seelsorge und Gebet Bedacht nehmen und dem Bedürfnis vieler Menschen nach einem geschützten Raum für Feier und Besinnung Rechnung tragen.
Gerade zu Ostern solle der Dom kein "Ort der Polarisierung" sein. Das derzeit den Hochaltar des Stephansdoms verhüllende Fastentuch soll daher nach dem Beschluss des Domkapitels wie vorgesehen bis zum Karsamstag hängen bleiben und dann, wie in der liturgischen Tradition üblich, abgenommen und nicht durch ein weiteres Tuch ersetzt werden.
Geplant war Triptychon
Ursprünglich geplant war, dass das Kunstprojekt des international bekannten Künstlers Gottfried Helnwein in Form eines Triptychons weit über die Fastenzeit hinaus im Altarraum des Stephansdoms präsentiert wird. Der in Wien geborene und nach eigener Aussage stark katholisch geprägte Künstler stellte das erste der drei von ihm bemalten Tüchern am 15. Februar gemeinsam mit Dompfarrer Toni Faber der Öffentlichkeit vor: Das in liturgischem Violett gehaltene, den Altar verhüllende Bild zeigt als "Memento mori" - Anstoß zum Wahrnehmen der eigenen Sterblichkeit - zwei Totenschädel-Tücher an den Seitenaltären sowie zentral den Christus des Turiner Grabtuchs mit dem Haupt nach unten, um das "Hinabgestiegen in das Reich des Todes" des Apostolischen Glaubensbekenntnisses zu veranschaulichen.
Die beiden damals noch nicht präsentierten Triptychon-Darstellungen zeigen nach den damaligen Worten Helnweins Jesu Auferstehung und die Geistaussendung zu Pfingsten. Sichtbar sollten sie in der Osternacht bzw. kurz vor Pfingsten werden. Dazu wird es nun aufgrund der Bedenken des Domkapitels nicht kommen. Dessen ungeachtet ziert das ursprünglich geplante Helnwein-Sujet die Osterausgabe der aktuellen Ausgabe der Pfarrblatts von St. Stephan.
Quelle: kathpress