Stichwort: Segen "Urbi et orbi"
Zu Weihnachten und Ostern erteilt der Papst vom Balkon des Petersdoms den Segen "Urbi et orbi". Die lateinischen Worte bedeuten übersetzt "der Stadt und dem Erdkreis". In dieser Formel kommt der weltumfassende Anspruch der katholischen Kirche zum Ausdruck. Sie geht auf die römische Antike zurück. Damals galt Rom als Inbegriff der Stadt (urbs) schlechthin und als Mittelpunkt des Erdkreises (orbis).
Mit dem Segen "Urbi et orbi" verbunden ist ein vollkommener Ablass. Er bezieht sich nach katholischer Lehre auf alle zeitlichen Sündenstrafen. Voraussetzung für seinen Erhalt ist, dass die jeweilige Schuld durch Beichte, Kommunionempfang und Gebete sowie Werke der Buße schon getilgt ist.
Segen und Ablass gelten seit 1985 auch für alle Gläubigen, die die Zeremonie am Fernseher verfolgen. Für Radiohörer ist dies schon seit 1939 der Fall. Via Onlinestream können Gläubige die Feier seit 2010 verfolgen. Lange Zeit waren mit dem "Urbi et orbi" auch Oster- beziehungsweise Weihnachtsgrüße des Papstes verbunden. Johannes Paul II. und Benedikt XVI. verlasen sie in mehr als 60 Sprachen. Franziskus verzichtet auf diesen Brauch.
Der Vatikan verwendet die Formel "Urbi et orbi" außerdem für bestimmte Dokumente, die weltweite Geltung beanspruchen. Weitere Anlässe für ihren Gebrauch sind Selig- und Heiligsprechungen, besondere Ablässe sowie der erste Segen, den ein Papst nach seiner Wahl spendet.
Quelle: kathpress