Steirischer Diözesanrat: "Niemanden abweisen, der um Segen bittet"
Der Diözesanrat der Diözese Graz-Seckau begrüßt die Intention der vatikanischen Erklärung "Fiducia supplicans", wonach eine Segnung gleichgeschlechtlicher, unverheirateter oder wiederverheirateter Paare gestattet ist. Das hat die Diözese nach Abschluss der jüngsten Beratungen des 70 Fachleute umfassenden Gremiums in Seggau am Dienstag mitgeteilt.
In der Erklärung "Fiducia supplicans" der vatikanischen Glaubensbehörde vom 18. Dezember 2023 hatte der Chefdogmatiker des Papstes, der argentinische Kardinal Victor Fernandez, eine solche Segnung gestattet, zugleich aber auch betont, dass eine Verwechslung mit dem Ehesakrament ausgeschlossen werden müsse.
Das Dokument habe zu viel Zu- und Widerspruch geführt, berichtete Bruno Almer, Theologe und Bereichsleiter für Seelsorge in der Diözese Graz-Seckau. Die Stoßrichtung vor Ort in Seggau sei aber im Sinne von Papst Franziskus eindeutig gewesen, hieß es in der Mitteilung der Diözese: "Wer um einen Segen bittet, soll nicht abgewiesen werden."
"Wir haben alle Menschen zu begleiten", betonte Bischof Wilhelm Krautwaschl, "und wir sollten akzeptieren, welchen Lebensweg andere für sich gewählt haben".
Die rund 70 Delegierten des Diözesanrats berieten in Seggau auch über den Synodalen Prozess. Ganz oben auf der steirischen Liste der Anliegen steht demnach eine verständlichere, einfachere Sprache. "Die aktuelle Kirchensprache ist zu kompliziert", so der Tenor. Auch sei wichtig, dass die Laien sich mit ihren Talenten bestmöglich einbringen und "mitbasteln können am Reich Gottes".
Demokratie nicht zum Nulltarif
Der Präsident der Katholischen Aktion Steiermark, Andreas Gjecaj, sprach auf Basis der Katholischen Soziallehre über Demokratie in Gesellschaft und Kirche. "Demokratie gibt es nicht zum Nulltarif. Es ist nötig, mitzumachen und nachzudenken im Sinne mündiger Bürgerinnen und Bürger", so der KA-Präsident, "denn wer in der Demokratie schläft, wacht leicht in der Diktatur auf". In der Kirche gehe alles von Christus aus. Gjecaj: "Er ist die Wahrheit und über ihn kann man nicht abstimmen." Der Appell des KA-Präsidenten an Kirche und Gesellschaft: Im Gespräch bleiben, sich mit Respekt begegnen und andere Meinungen akzeptieren, Fakten außer Streit stellen und Kompromisse schließen.
Schließlich war im Diözesanrat auch der steirische Kirchenentwicklungsprozess Thema. So wurde die neue Kirchen-Region Ennstal-Ausseerland vorgestellt. Sie umfasst fünf Seelsorgeräume für rund 80.000 Einwohner.
Der Diözesanrat besteht aus Vertreterinnen und Vertretern aus allen Seelsorgeräumen, aus Klerus und Orden, den katholischen Bildungsinstitutionen, dem pastoralen Dienst und der Diözesanleitung. Der Rat fungiert als Beratungsgremium des Diözesanbischofs und vertritt Gremien und Laien in der Diözese. Er soll pastorale und strategische Fragestellungen aufbereiten, die sich aus den Herausforderungen in den Pfarren ergeben.
Quelle: kathpress