Linz: Scheuer und "Pro Oriente" prangern Christenverfolgung an
Weltweit werden rund 360 Millionen Christinnen und Christen an der Ausübung ihrer Religion gehindert. Darauf haben der Linzer Bischof Manfred Scheuer und die Linzer "Pro Oriente"-Sektion am Donnerstag aufmerksam gemacht. Dabei gebe es, wie Bischof Scheuer bei einem Pressegespräch in Linz sagte, verschiedene Formen von Verfolgung bzw. Diskriminierung. Einerseits gehe es um Druck auf Christen in allen Lebensbereichen und andererseits um die offen ausgeübte Gewalt. Insgesamt sei festzustellen, so Scheuer, dass in elf Ländern Christenverfolgung in "extremem Maße" und in 44 Ländern in "sehr hohem Maße" stattfinde. Die Diözese Linz hat deshalb gemeinsam mit "Pro Oriente" alle Pfarren dazu aufgerufen, in den Gottesdiensten der Verfolgten zu gedenken.
Der Linzer "Pro Oriente"-Obmann Josef Pühringer sprach von einem "Skandal". Die größte Christenverfolgung in der Geschichte der Welt tangiere die mediale Welt scheinbar kaum. Bei der aktuellen Christenverfolgung handle es sich nicht um ein regional begrenztes Phänomen, sondern um ein globales Faktum, dem man entschieden entgegenzutreten habe, so Pühringer. Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass die Zahl der Verfolgten sogar noch steigen würden. Vonseiten der Aggressoren werde zumeist kein Unterschied gemacht, um welche christliche Konfession es sich handelt, daher müssten alle Christinnen und Christen gemeinsam entschiedenen gegen dieses Unrecht auftreten, forderte der "Pro Oriente"-Obmann.
Bei einem Blick auf die elf schlimmsten Länder würden Nordkorea und Afghanistan insofern herausstechen, als dass es aufgrund der Isolation kaum Datenmaterial gibt, wie es bei der Pressekonferenz hieß, die neben Scheuer und Pühringer auch noch von "Pro Oriente"-Generalsekretär Florian Wegscheider und Pfarrer Zarko Prskalo bestritten wurde. Für beide Länder könne angenommen werden, dass sowohl eine private als auch eine öffentliche Praktizierung des christlichen Glaubens von staatlicher als auch nicht-staatlicher Seite mit dem Tod bedroht wird. Die Analyse der weiteren neun Länder zeige auf, dass eine Verfolgung der Christinnen und Christen durch islamistisch motivierte Gruppen bzw. Staatsapparate erfolgt.
Bischof Scheuer ging u.a. auf Nigeria ein, wo im Jahr 2022 rund 80 Prozent der weltweit offiziell erfassten und wegen ihrer Religion getöteten Christinnen und Christen (ca. 4.600 Morde) zu verzeichnen sind. Zugleich sei zu differenzieren, dass die meisten Morde im nördlichen Landesteil von Nigeria geschehen, in den stärker muslimisch dominierten Bundesstaaten. Das Beispiel Nigeria stehe exemplarisch für die schwierige Situation der Christinnen und Christen in der Subsahara-Zone, welche im Laufe der letzten Jahre zu einem immer gefährlicheren Bereich wurde, so Scheuer. Insgesamt würden rund 20 Prozent der Christinnen und Christen auf dem afrikanischen Kontinent in extremem oder sehr hohem Maß unter der Hinderung ihrer Glaubensausübung leiden.
Starker Druck auf Christen
Im Rahmen der Pressekonferenz wurden auch Kriterien genannt, nach denen der Druck auf Christen deutlich gemacht werden kann, wie "Pro Oriente"-Generalsekretär Wegscheider erläuterte. So sei etwa relevant, inwieweit sich eine Person frei zum Christentum bekennen dürfe bzw. ob sie zum Christentum konvertieren dürfe. Auch sei zu eruieren, ob Familien bei Konvertierung eines Familienmitglieds zum Christentum zerrissen würden.
Weitere Kriterien seien etwa, ob Christen der Zugang zur öffentlichen Grundversorgung und Bildung erschwert oder gar untersagt wird, ob Zwangsverheiratungen vorkommen und ob Christen aufgrund ihres Glaubens auf dem Arbeitsmarkt bzw. im Geschäftsleben Diskriminierung erfahren. Zu überprüfen sei auch, ob Christen von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen sind oder gar die Gesetze eines Landes Christen zu Bürgern zweiter Klasse machen.
Schließlich, so Wegscheider, gelte es auch zu untersuchen, inwieweit kirchliche Einrichtungen Eigentum besitzen dürfen, ob Kirchen renoviert oder neu gebaut werden können oder die christlichen Gemeinden öffentliche Einrichtungen wie Schulen oder soziale Werke führen dürfen.
Quelle: kathpress