Bischof Scheuer: Fußballer sollen Vorbilder für die Jugend sein
Für den Linzer Bischof Manfred Scheuer haben Fußballprofis eine Vorbildfunktion für Kinder und Jugendliche. "Als Gesellschaft leben wir davon, dass es positive Vorbilder gibt, zu denen Kinder und Jugendliche aufschauen können", sagte Scheuer im Doppelinterview mit dem Kapitän des LASK, Robert Zulj, in der aktuellen Ausgabe des "Grüß Gott"-Magazins der Diözese Linz. "Gott hat meine Karriere nicht bis ins kleinste Detail geplant, aber hat meinen Weg bestimmt", beschrieb der Offensivspieler seinen christlichen Glauben, den er auch in Form eines Gebets als Tattoo auf seiner linken Wade sichtbar zeigt.
Der Linzer Bischof bekannte sich selbst als Fußballfan, der, wenn es die Zeit erlaube, gerne die Spiele des LASK verfolge. "Fußballer dürfen sich noch ausdrücklich zu ihrem Glauben bekennen", so der Bischof, das zeige sich etwa, wenn sie sich öffentlich auf dem Spielfeld bekreuzigten, oder kurze Gebete vor dem Spielbeginn sprächen, ebenso würden viele Fußballprofis christliche Motive als Tattoo tragen. "Es ist faszinierend, etwas aus seinem Glauben zu machen - und dabei auf seinen Glauben zu vertrauen", so Scheuer.
"Ich bete vor und nach jedem Spiel. Und ich bekreuzige mich, bevor ich das Spielfeld betrete und wenn ich ein Tor geschossen habe", so Zulj. Er sei sich bewusst, dass er dabei von vielen beobachtet werde. "Vielleicht kann ich damit ein Vorbild für Kinder sein. Aber eigentlich ist es eine persönliche Angelegenheit", bekannte der 32-Jährige. Das Beten habe er von seiner Oma gelernt. Seine Wurzeln hat Zulj im kroatischen Teil Bosniens. "Meine Eltern sind während des Jugoslawien-Kriegs nach Wels geflüchtet, wo ich auf die Welt gekommen bin. Sie haben meinen Brüdern und mir den Glauben so vorgelebt, wie sie ihn schon von ihren Eltern vorgelebt bekommen hatten". Für seine Familie gebe es nichts Wichtigeres als den Glauben, das gelte sowohl für gute als auch für schlechte Zeiten.
Kirche kann von Fußball lernen
Für den Linzer Bischof könne die Kirche durchaus vom Fußball lernen. "Wir können lernen, dass junge Menschen voller Hingabe an sich arbeiten. Um ein Ziel zu erreichen, übernehmen sie Verantwortung füreinander." Für Zulj zeige sich am Fußballplatz und in der Kirche, was der Glaube möglich machen könne."Was mich an der Messe immer beeindruckt, ist die grundsätzliche Überzeugung, mit der ein Pfarrer seine Arbeit verrichtet." Auch das Gemeinschaftsgefühl sei sowohl in der Messe als auch in der Mannschaft ein zentrales Element.
Auch Scheuer benannte Parallelen zwischen der Messe und einem Fußballspiel: "Beide brauchen ihre Regeln und Rituale. Und bei beiden geht es um Leidenschaft. Und um die Spannung! Die Liturgie ist ein heiliges Spiel. Es geht um Leben, Tod und um die Auferstehung Jesu." Das sei eine riesige Dramatik, aber ebenso eine Freude, eine Befreiung, ein Jubel, Emotionen, die beim Fußball ebenfalls erlebbar sei.
Außerdem kämen beim Fußball verschiedene Sprachen, Kulturen und auch Glaubensanschauungen zusammen, so der Bischof, und es entstehe, "über alle Grenzen hinweg", ein Zusammenhalt. Dem pflichtete auch Fußballprofi Zulj bei: "Ich spiele mit gläubigen Muslimen genauso gut zusammen wie mit anderen Katholiken, mit Serbisch-Orthodoxen, oder mit Agnostikern".
Quelle: kathpress