Bischof: "Mit Jesus verbunden und am Herzschlag der Menschen" sein
Katholische Geistliche sollen innerlich mit Jesus verbunden und mit ihrer Aufmerksamkeit beim Herzschlag der Menschen sein. Das hat Bischof Hermann Glettler drei künftigen Priestern mit auf den Weg gegeben, die er im Innsbrucker Dom zu Diakonen geweiht hat. "Wer für einen Dienst in der Kirche geweiht wird, muss bereit sein, die eigenen Befindlichkeiten und Interessen zurückzustellen. Es geht schlicht darum, sich zur Verfügung zu stellen", sagte Glettler laut Predigtmanuskript bei der Feier am Samstagnachmittag. Wer zum Dienst geweiht werde, sei gesendet, um Gutes zu verkünden und zu tun. Es gelte, nicht die Selbstverwirklichung im Blick zu haben. "Die beste Option ist immer der konkrete, zuversichtliche Dienst füreinander", so der Bischof.
Für die drei Weihekandidaten ist der Diakonat ein Zwischenschritt auf dem Weg zur Priesterweihe. Ihre Berufungswege sind sehr unterschiedlich, wie die Diözese Innsbruck im Vorfeld der Weihe mitteilte. Der 33-jährige, aus Indien stammende Stephen Dsouza hat sich gegen Ende seines Betriebswirtschaftsstudiums entschlossen, Priester zu werden und kam deshalb nach Innsbruck. Fr. Lukas Agerer (55) arbeitete, bevor er dem Orden der Zisterzienser in Stams beitrat, mehr als 20 Jahre lang in der Pressearbeit und Kommunikationsberatung von Großkonzernen. Johannes Seidel (geb.1965) hat zwar schon früh den Wunsch verspürt, ein geistliches Leben zu führen, dann aber geheiratet. Mittlerweile Vater von zwei erwachsenen Töchtern und verwitwet, ist er seit 2021 Priesterseminarist in Innsbruck.
Lebensgeschichten und Berufungswege seien oft "keine glatten Stories" - dies gelte auch für die Weihekandidaten, sagte Bischof Glettler bei der Diakonenweihe. "Niemand geht unverwundet durchs Leben", fügte der Bischof hinzu. "Ihr habt erlebt, dass Gott euch gut geführt hat, aber durch einige Abbrüche, Versagen und Neuanfänge hindurch", wandte er sich an die Diakone.
Das Wahrnehmen persönlichen Suchbewegungen mache menschlicher, so Glettler weiter. "Gott beruft uns als verletzliche Menschen, mit unseren vielen Begabungen, aber auch mit unseren Grenzen und Schwächen. Sein Ja zu uns trägt. Das realistische Eingeständnis der eigenen Schwäche macht uns menschlicher und hilft uns, Menschen zu verstehen, die ebenso mit ihrem Leben ringen." Nicht zum Glück führe hingegen der zeitgeistige Anspruch einer permanenten Selbstoptimierung, sagte der Innsbrucker Bischof. Gott trete nicht mit Forderungen in das Leben der Menschen, sondern mit der Zusage seiner Liebe. "Es geht Gott niemals um Perfektion, sondern um ein ehrliches Ringen, innerliches Reifen."
Quelle: kathpress