Glettler: Das Böse mit kreativer Liebe besiegen
"Jesus hat das Böse nicht mit Gewalt, sondern mit der Kreativität seiner Liebe besiegt." - Das hat Bischof Hermann Glettler als christliche Antwort auf die "abgründige Bosheit, die unstillbare Gier nach Macht, die Ausbeutung der Schöpfung und das rücksichtslose Morden" unterstrichen. Beim Morgengottesdienst am Donnerstag im Rahmen der Vollversammlung der Bischofskonferenz in St. Georgen am Längsee betonte der Innsbrucker Bischof, dass die "Befreiung vom Bösen", die sich in den zahlreichen Krisen, Konflikten und Kriegen in der Welt derzeit zeige, nur "jesuanisch, gewaltfrei und innovativ" gelingen könne.
"Ganz offensichtlich wütet auf unserem Globus an zahlreichen Orten der Dämon des Terrors und des Krieges", so der Bischof wörtlich unter Bezugnahme auf das Tagesevangelium, das von einer Dämonenaustreibung berichtet: "Irrationales Zerstören, offene Höllentore. Menschenleben scheinen nichts zu zählen, Städte und lebensnotwendige Infrastruktur werden skrupellos in Schutt und Asche gebombt. Vom Machtgewinn Besessene opfern das Leben von Millionen, ruinieren ganze Volkswirtschaften und zwingen Massen zur Flucht."
Und noch viele weitere "Dämonen" müssten aufgezählt werden, "denen wir den Kampf ansagen sollten"; etwa wenn es um die Einstellung gehe, dass politisch Andersdenkende einfach zu vernichten seien. Hinterhältig sei auch der "Dämon der Lüge, der es versteht, Fakes und Fakten, Wichtiges und Banales derart zu vermengen, dass eine Unterscheidung immer schwieriger wird".
Erfinderisch zu sein für das Gute
Es gelte, so Bischof Glettler, "erfinderisch zu sein für das Gute". Zwölf Tage nach Bekanntwerden des Todes von Kremlkritiker Alexej Nawalny sei seine Witwe im EU-Parlament in Straßburg zu Gast gewesen, um eine Ansprache zu halten, erinnerte der Bischof. Julija Nawalnaja habe in ihrer 20-minütigen Rede ausgeführt, wie ihr Mann es trotz der Repressionen des Regimes in Moskau geschafft habe, mit Kreativität zum berühmtesten Oppositionspolitiker des Landes zu werden und Putins Politik zuzusetzen. Und er sei auch in der Haft im Straflager einfallsreich geblieben. "Er war das genaue Gegenteil von langweilig. Wenn Sie Putin besiegen wollen, müssen Sie erfinderisch sein und aufhören, Langweiler zu sein", zitierte Glettler Nawalnaja.
Es gelte, vom Modus der Aggression in den Modus der "Ansprechbarkeit" zu kommen, betonte der Bischof. Zudem unterstrich er die Bedeutung des Gebets, in dem es letztlich darum gehe, Gott mehr zuzutrauen: "Auch in der prekärsten Lage, wenn das Böse an allen Fronten zu siegen scheint, hat er noch andere Möglichkeiten." Das Gebet öffne in jeder Situation eine Tür für die Hoffnung. Das Gebet befreie mit Sicherheit vom "Dämon der Selbstüberschätzung und von der Resignation".
Jede Zuwendung zu jenen, die Hilfe brauchen, jeder noch so kleiner Dienst am Nächsten sei "ein Sieg über die bösartige Gleichgültigkeit und jeden Anflug von Fatalismus". Zudem brauche es mehr Bemühen um Vergebung: "Nur dadurch kann die Macht des Bösen nachhaltig überwunden werden. Versöhnung ist möglich."
Und schließlich plädierte der Bischof auch dafür, die "Propaganda für das Böse zu unterlaufen". Das bedeute, nicht ständig das Versagen und die Katastrophen zu "besingen", sondern aufmerksam Gutes wahrnehmen und bewusst zu erzählen. Glettler: "Wertschätzung und Lob besiegen jede bösartige Stimmung." Letztlich lasse sich das Böse eben nur mit der "Kreativität echter Liebe" überwinden. Überall, wo dies gelingt, sei "Gottes Handschrift deutlich erkennbar".
Die insgesamt viertägigen Beratungen des Episkopats endeten an diesem Donnerstag. Über die Ergebnisse der Vollversammlung der Bischofskonferenz wird deren stellvertretender Vorsitzender, der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer, im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien am Freitag, 8. März, um 10 Uhr im "Club Stephansplatz 4" (1010 Wien, Stephansplatz 4) informieren.
Quelle: kathpress