"Pro Oriente"-Linz: Standortbestimmung zum Synodalen Prozess
Dem Synodalen Prozess war die jüngste Versammlung des Komitees der Linzer "Pro Oriente"-Sektion gewidmet, wie die Kirchenzeitung der Diözese Linz in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet. Die Linzer Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszar nahm als Expertin bei der Weltsynode im Oktober 2023 in Rom teil und konnte aus erster Hand berichten bzw. eine Standortbestimmung vornehmen. Alle in der Kirche kontrovers diskutierten Themen wie der Umgang mit Missbrauch, mit LGBT-Lebensentwürfen, Fragen zum Pflichtzölibat oder zum Frauendiakonat seien mit großer Stimmenmehrheit in den Zwischenbericht aufgenommen worden, die die Basis für die Weiterarbeit im Herbst 2024 darstellt. Dass keines dieser Themen "rausgefallen" sei, hielt Csiszar für ein ermutigendes Zwischenergebnis der ersten Versammlung.
Csiszar gab in ihrem Vortrag auch Einblicke in die Arbeitsweise der Synode. So zeigte die Sitzordnung an runden Tischen, dass die Teilnehmenden an der Synode - Kardinäle, Bischöfe, Ordensleute und Laienchristinnen und -christen - auf Augenhöhe kommunizierten. Dass an und durch die runden Tische ein neuer Stil von Kirche-sein eingeübt wurde, sei kein unbedeutendes Ergebnis der Synode, unterstrich Csiszar: "Es war ein respektvolles Zuhören und Miteinander zu spüren, wo die Vielfalt zur Kraft wurde. Verlernen wir dabei auch nicht, vom Heiligen Geist und von Jesus Christus zu sprechen."
Von dieser respektvollen Art miteinander zu kommunizieren könnte man auch in der Welt der Politik und bei internationalen Konferenzen lernen, meinte Csiszar: "In Rom wurde über Augenhöhe nicht nur gesprochen, sondern sie wurde gelebt."
Konkrete Reformen noch offen
Dass im Zug der zweiten Sitzungsperiode schon konkrete Reformen beschlossen würden, bezweifelte die Theologin: "Ich glaube nicht, dass Papst Franziskus im Herbst 2024 das Diakonenamt für Frauen öffnen wird." Sie betonte aber, dass es Gruppen brauche, die Papst Franziskus unterstützen. Bei der Synode habe sie gesehen, dass tradtionalistisch-konservative Gruppen, die Neuerungen in der Kirche ablehnen, bestens vernetzt seien und hochprofessionell arbeiten würden.
Aktuell zeige sich die Kirche zwischen reformorientierten und traditionsorientierten Kräften gespalten. So ein Spalt sei zum Beispiel zwischen den Bischöfen West- und Osteuropas zu sehen. Csiszar machte aber deutlich, dass gegenwärtig auch Europa bzw. die Europäische Union mit demselben Problem zu kämpfen habe.
Als Kritik an der Synode sei oft zu hören, dass das Thema "Synodalität" schwer greifbar sei, erläuterte Csiszar. Es brauche eine Wiederholung der großen Themen des Konzils. Nicht überall hätten aber das Konzil und die daraus resultierende Theologie jenen Stellenwert, "wie wir es im Westen kennen."
Csiszars Fazit: "Eine synodale Kirche zu sein, ist verdammt schwer, aber schön. Man muss ganz unten anfangen. Es ist ein Prozess der missionarischen Herzensbildung notwendig. Unser Miteinander muss ein gelebtes Evangelium werden." - Csiszar lehrt seit 2019 Pastoraltheologie an der KU Linz und ist Mitglied im "Pro Oriente"-Arbeitsausschuss Linz.
Ökumenische Perspektiven
Um das Thema Synodaliät aus der Perspektive anderer Kirche zu betrachten, kamen beim Komitee-Abend für die Orthodoxie der rumänisch-orthodoxe Pfarrer Stefan-Casian Lungeanu und für die Kirchen der Reformation Pfarrer Markus Lang von der Evangelischen Kirche A.B. Oberösterreich zu Wort.
"Was wir Synodalität nennen, ist unser Kirchenparlament. Dieses klare paritätische System zwischen Geistlichen und Ehrenamtlichen ist die Genetik unserer Kirche", erläuterte Lang. Die Synodalität sei jeweils auf einzelne Staaten bezogen, im Blick auf die große Welt seien nur Arbeitsgemeinschaften möglich, so Lang. Ein Nachteil sei auch, dass es zu Parteiungen kommen kann. Zum Synodalen Prozess meint er: "Wir schauen fasziniert auf die katholische Kirche, die sich auf einen demokratischen Weg begibt."
Pfarrer Lungeanu sah die Synodalität als Ausgleich zwischen der Bischofssynode, dem Primas der Synode und der Versammlung der Gläubigen: "Die Quelle der Einheit aber ist Christus".
Altlandeshauptmann Josef Pühringer, Vorsitzender der "Pro Oriente"-Sektion Linz betonte in seinen Eröffnungsworten: "Es geht um eine Kirche, die vorwärts schaut, die vorwärts denkt und vorwärts geht."
Bischof Manfred Scheuer unterstrich, dass Synodalität kein Selbstzweck sei: "Wir müssen den Weg als synodale Kirche gehen und unsere missionarische Sendung realisieren".
Quelle: kathpress