Theologen würdigen bleibende Aktualität Karl Rahners
Das Denken des Jesuiten und Konzilstheologen P. Karl Rahner (1904-1984) ist nach wie vor aktuell und inspirierend: Darauf haben Theologen anlässlich des 120. Geburtstages Rahners am heutigen 5. März hingewiesen. Der emeritierte Innsbrucker Fundamentaltheologe und ausgewiesene Rahner-Spezialist Prof. Roman Siebenrock würdigte Rahner in einem Beitrag auf "feinschwarz.net" als "bis heute gegenwärtig und inspirierend". Auf "communio.de" zeigte der in Wien wirkende Theologe Justin Arickal auf, worin das je Eigene des Denkens Rahners im Vergleich mit Josef Ratzinger oder auch Hans Urs von Balthasar lag.
Siebenrock zufolge sei es die besondere, unprätentiöse Persönlichkeit Rahners, "die sich ohne Getue dem Orden und der Kirche für den Dienst am Menschen vorbehaltlos zur Verfügung stellte", und zugleich die enge Verwobenheit mit der Theologie des Konzils, die ihn zu einem Vordenker und kritischen Begleiter der Kirche in ihrem "epochalen Wandel" machte. Rahners Theologie sei "nachtridentinisch" und zugleich tief jesuitisch geprägt mit einer pastoralen Spitze. Die Kirchenväter und die Mystik faszinierten ihn - ebenso wie die moderne Naturwissenschaft; selbst vor marxistischen Denkfiguren scheute Rahner nicht zurück, erinnerte Siebenrock etwa an Gespräche Rahners in der Görres- und der Paulus-Gesellschaft.
Siebenrock wörtlich: "Er plädierte für eine demokratischere, entklerikalisierte und missionarischere Kirche, für eine Kirche der kleinen Gemeinden. Er trat ökumenisch für die Einheit der Kirchen als reale Möglichkeit ein und hat ein bis heute nicht widerlegtes Plädoyer für die Ordination der Frau vorgelegt. Auch wenn er für die Freistellung des Zölibats für Weltpriester eintrat, war ihm der Zölibat als frei gewählte Lebensform so wichtig, dass er dafür auch herbe Kritik in Kauf nahm. Auch an einer verbindlichen Kirchlichkeit der Theologie hielt er in der Auseinandersetzung mit Hans Küng fest. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, später nach Wegen der Versöhnung zu suchen."
"Neue Wege" in der Theologie erkannte auch Justin Arickal im Werk Rahners - Wege, durch die Rahner die Schultheologie vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil "aufgebrochen" und so Kirche und Theologie einen besonderen Dienst erwiesen habe. Rahners Denken sei dabei stets "voraussetzungsreich", da es zahlreiche Bezüge auch zur zeitgenössischen Philosophie enthält - etwa zu Martin Heidegger oder Joseph Marechal. "Dies macht seine Theologie nicht leicht verständlich - und bietet reichlich Risiko für Missverständnisse."
In seiner Skizze der Theologie Rahners zeigte Arickal zudem Querverbindungen zu anderen theologischen Denkern dieser Zeit auf, die sich an Rahner abarbeiteten bzw. im Austausch mit ihm standen - so etwa Joseph Ratzinger, Hans-Urs von Balthasar und Johann Baptist Metz, die Arickal als je eigene "theologische Planeten" mit je eigenen Zugängen und Antworten beschrieb: "Der eine 'theologische Planet' für philosophisch und existenziell Fragende (= Rahner), der andere Planet für biblisch und patristisch Interessierte (= Ratzinger), wiederum ein anderer Planet für literarisch und ästhetisch Affine (= Balthasar) und wiederum ein anderer Planet für Theodizee-sensible Gottsucher (= Johann Baptist Metz). Diese Vielfalt im 'Planetarium katholischer Theologie' des 20. Jahrhunderts sollte nicht gering geschätzt oder gegeneinander ausgespielt werden, da gerade die unterschiedlichen Umlaufbahnen, Perspektiven und Behausungsmöglichkeiten die Weite des 'kat'holon' mit ihrem 'et-et' zum Ausdruck bringen."
(Wortlaut Text Siebenrock: https://www.feinschwarz.net/p-karl-rahner-sj-1904-1984 | Wortlaut Text Arickal: https://www.herder.de/communio/theologie/karl-rahner-zum-120-geburtstag-theologie-aus-gotteserfahrung)
Quelle: kathpress