Polak: Europas Christen haben Fluchtgeschichten der Bibel vergessen
Flucht, Vertreibung, Deportation und Fremdsein: All diese Themen sind Teil der Bibel, die die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak als "über weite Strecken Migrationsliteratur" beschreibt. Die biblischen Erzählungen, wie die Exodus-Geschichte im Alten Testament, nennt die Religionssoziologin "Migrationstheologien", die "Migration als Lernort für alle" einbringen würden. Jedoch: "Europas Christen haben das vergessen", wird Polak in der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (aktuelle Ausgabe) zitiert.
Aktuell ortete die Expertin ein "Zeitalter der Mauern und Lager", verschärft durch die "Klimakatastrophe" und Spannungen zwischen nationalstaatlich formatierten Demokratien. Die Theologin erinnerte an den seit 1914 bestehenden kirchlichen "Welttag der Migranten", als eine Art Gegenentwurf zu gegenwärtigen Tendenzen. Sie plädierte dafür, "Migration" ausgehend von den Themen Verschiedenheit, Gerechtigkeit, Recht und Frieden zu betrachten.
Rund drei Prozent der Weltbevölkerung seien aktuell Migrantinnen und Migranten, also Menschen, die zumindest ein Jahr außerhalb ihres Heimatlandes leben, erläuterte die Vorständin des Instituts für Praktische Theologie der Universität Wien. Trotz aktueller Spannungen würden sich noch immer Teile der Gesellschaft "intensiv für und mit Zugewanderten" engagieren, betonte Polak, die im Rahmen der 35. Weinviertelakademie im Bildungshaus Großrußbach sprach. Deren Thema war "Gesellschaftliche Veränderungen über Grenzen hinweg - Wie reagiert die Kirche (im Weinviertel) darauf?"
Positiv hob die Theologin kirchliche Akteure, Bischöfe, Caritas und Pfarrgemeinden hervor, die sich in die Gesellschaft einbringen würden. Polak erinnerte zudem an die erste Dienstreise von Papst Franziskus auf die Insel Lampedusa im Jahr 2013 und dessen Kritik an einer "Globalisierung der Gleichgültigkeit".
Die 35. Weinviertelakademie wurde am 22. Februar gemeinsam von Gliederungen der Katholischen Aktion des Nord-Vikariats gemeinsam mit der Bildungsakademie Weinviertel, dem Katholischen Umweltbüro der Erzdiözese Wien, dem Verein "Weinviertel Akademie" und der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" veranstaltet. Die Begrüßungsworte sprach Weihbischof Stephan Turnovszky, der u.a. daran erinnerte, dass "mehr als die Hälfte der Priester, die im Weinviertel wirken, aus anderen Ländern stammen".
Quelle: kathpress