Bischof Krautwaschl: Wir brauchen den freien Sonntag
Der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl bricht im Vorfeld des "Internationalen Tags des freien Sonntags" (3. März) eine Lanze für die Beibehaltung von arbeitsfreien Sonn- und Feiertagen in Österreich. "Wir brauchen freie Sonn- und Feiertage, das steht außer Frage", betonte der Referatsbischof der "Allianz für den freien Sonntag Österreich" in einer Aussendung am Donnerstag. "Wenn wir an den Sonntag denken, dann tun wir das mit Freude. Der Sonntag ist eine Unterbrechung der tagtäglichen Routine, eine kleine Auszeit für Seele, Geist und Körper, für die Erholung, für den Gottesdienst und vieles mehr", so Krautwaschl.
Die Sonntagsallianz betonte die gemeinschaftsbildende Bedeutung des arbeitsfreien Sonntags. Der Sonntag gehöre "der Familie, dem Glauben, der Kultur, dem Sport, der Geselligkeit und der Erholung. Und das soll auch so bleiben", so die Sonntagsallianz.
Dennoch gebe es eine größer werdende Gruppe von Menschen, die regelmäßig an Sonntagen arbeitet. Zu den mehr als 650.000 Menschen - das sind ca. 15 Prozent der Erwerbstätigen -, die gesellschaftlich notwendige und für das Gemeinwohl unterstützende Arbeiten verrichten, gehören unter anderem Mitarbeitende in Gastronomie und Tourismus, im öffentlichen Verkehr, im Pflege- und Gesundheitsbereich, im Sicherheitsbereich, so wie Polizei und anderen Blaulichtorganisationen oder auch, in zunehmender Zahl die Lieferbotendienste.
Ihnen allen gebühre Dank und Anerkennung für ihre wertvolle Arbeit, so die Sonntagsallianz, "die Zuschläge bei Sonn- und Feiertagsarbeit sind zurecht von der Gewerkschaft in vielen Kollektivverträgen erkämpft worden", betonte Philipp Kuhlmann, gewerkschaftlicher Sprecher der Allianz. "Dass Menschen im Dienste der Gemeinschaft auch am Sonntag arbeiten müssen, ändert nichts daran, dass möglichst vielen Menschen für gemeinsame Aktivitäten oder einfach freie Zeit der gemeinsam freie Sonntag zur Verfügung ist", so Kuhlmann. "Eine Ausweitung der Sonntagsarbeit in gesellschaftlich nicht notwendige Bereiche wäre ein erheblicher Verlust für alle", unterstrich der Gewerkschafter.
Freier Sonntag als "Kulturgut"
Auch die Wiener Sonntagsallianz machte am Donnerstag auf die Bedeutung des freien Sonntags in der Bundeshauptstadt aufmerksam. "Der freie Sonntag ist in Österreich Kulturgut", zeigte sich Christian Lindmeier, Sprecher der "Allianz für den arbeitsfreien Sonntag in Wien", überzeugt, dennoch werde "immer wieder an ihm gerüttelt oder die Aushöhlung der Sonntagsruhe betrieben", kritisierte er. Dabei sei gerade Wien "ein tolles Beispiel, dass der Sonntag, wenn Geschäfte geschlossen haben, die Stimmung in der Bundeshauptstadt so wunderbar macht".
2023 wurde Wien bereits zum 11. Mal zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt. "Neben den vielen Vergleichsparametern gegenüber anderen Städten, wie etwa Kunst, Kultur und Infrastruktur, darf sich der handelsfreie Sonntag in Wien einen großen Anteil davon zuschreiben", zeigte sich Lindmeier überzeugt. Denn nicht nur die Bewohner Wiens genössen einen Tag in der Woche diese Entschleunigung und Ruhe, "sondern auch die Touristen nehmen unser Kulturgut 'arbeitsfreier Sonntag' positiv mit nach Hause".
Lindmeier warnte vor einer Ausdehnung der Öffnungszeiten, stattdessen fordere man eine Vereinheitlichung und Verkürzung der Öffnungszeiten. "Diese bringt dem Handel auch unter der Woche Chancengleichheit und kommt unserer Umwelt, in Form von Energiekostenersparnissen und Verkehrsberuhigung, zugute." Es müsse überall in Österreich eine planbare Erholungszeit und Wochenendruhe geben, so die Wiener Allianz-Sprecher. Das Arbeitsleben dürfe sich nur auf die notwendigen Berufsgruppen, rund um die Systemerhaltung, beschränken.
Die Allianz für den freien Sonntag Österreich ("Sonntagsallianz") setzt sich seit ihrer Gründung 2001 für den Schutz des freien Sonntags vor schleichender Aushöhlung durch Wirtschaft und Politik ein. Der Allianz Österreich - mit ihren neun Bundesländer-Allianzen - gehören über 50 Mitgliedsorganisationen aus Zivilgesellschaft, Kirchen, Gewerkschaften an und ist Teil der European Sunday Alliance.
Quelle: Kathpress