P. Helm: Christliche Mission muss bei Zukunftsfragen präsent sein
Christliche Mission in Europa muss nach den Worten des Ordensmanns P. Franz Helm die Zukunftsfragen der Zeit im Blick haben, um glaubwürdig zu sein. "Wo sind wir Christ:innen beim Einsatz für die bedrohte Demokratie, bei der Solidarität mit geflüchteten Menschen, beim Schaffen lebensfreundlicher Räume für zukünftige Generationen, beim Verteidigen fruchtbaren Bodens gegen die Asphalt- und Betonwüsten, die sich ausbreiten?", schrieb der Steyler Missionspriester in einem Beitrag für das Portal feinschwarz.net (Dienstag). Seine Gemeinschaft habe sich vorgenommen, genau in diesen Gebieten "das liebende Erbarmen Gottes sichtbar zu machen".
Helm nahm Bezug auf das neue Leitbild der Mitteleuropäischen Steyler-Provinz, das im Jänner von Delegierten aus Österreich, Kroatien, Frankreich und der Schweiz in St. Gabriel bei Mödling beschlossen worden war. Grundzüge sind darin der Einsatz für benachteiligte und marginalisierte Menschen sowie die Bewahrung der Schöpfung, mit Prinzipen wie "prophetischer Widerstand, ökologische Umkehr und nachhaltiges Leben". Zudem wird das interkulturelle Zusammenleben im Orden und die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren - auch außerhalb der Kirche - betont.
Klar distanzierte sich Helm von einem "triumphalistischen, selbstüberheblichen und vereinnahmenden" Verständnis von christlicher Mission. Statt jemandem allgemein gültige ewige Wahrheiten aufzuzwingen und andere Religionen oder Kulturen zu bekämpfen und zu zerstören, bemühe sich seine Ordensgemeinschaft um ein "waches Bewusstsein für die Geschichte". Mission werde "dialogisch" und bezogen auf die "Wirklichkeit, die uns umgibt" verstanden. "Das Leiden unserer Mitgeschöpfe, die Krisen unserer Zeit und die schwindende Bedeutung von Kirche und Ordensleben fordern uns heraus", so Missionswissenschaftler.
Auf Vernetzung mit anderen - als "Weg- und Sendungsgemeinschaft mit vielen" - wolle man dabei besonderes Augenmerk legen. In ihrem Leitbild erwähnen die Steyler Missionare - eine männliche Ordensgemeinschaft - hier den weiblichen Zweig der Steyler Missionsschwestern, ebenso wie "Menschen, die unsere Spiritualität und unser Charisma interessant finden und teilen". Doch auch "NGOs, die vielleicht in kirchenfernen Bereichen tätig sind, sich aber für Gerechtigkeit, Friede und ökologische Transformation einsetzen" werden explizit genannt. Sie könnten "Partner:innen unserer Mission, ja vielleicht sogar Lehrmeister:innen für unseren Einsatz für das Reich Gottes" sein, schrieb Helm, der bei den Steylern derzeit Koordinator für Europa und für Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung ist.
Missionskontinent Europa
P. Helms Angaben zufolge hat sich die Zusammensetzung seiner Ordensgemeinschaft in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Die 100 in Paris, der Schweiz, Österreich und Kroatien lebenden Missionare der Mitteleuropäischen Provinz seien sehr international zusammengesetzt: "Neben Schweizern, Österreichern, Polen und Slowaken, die fast durchwegs älteren Semesters sind, bereichern Mitbrüder aus Kongo, Benin, Togo, Ghana, Brasilien, Mexiko, Indonesien, Indien und den Philippinen das Bild." Jeder vierte in der heimischen Ordensprovinz stamme aus dem "Globalen Süden".
Weltweit gebe es derzeit knapp 5.800 Steyler Missionare in 70 Ländern, wobei fast jeder vierte aus Indonesien stamme. An die 1.000 seien in Ausbildung, vor allem in Südostasien und Afrika südlich der Sahara. "Überhaupt sind mittlerweile beinahe alle unsere jungen Mitbrüder aus Ländern des Globalen Südens", bemerkte Helm. Erst seit 1990 würden auch Missionare nach Europa geschickt - wegen des dortigen Personalmangels, aber auch da es hier ebenso viele "missionarische Situationen" gebe.
Quelle: kathpress