Kirche trauert um Erzbischof Alois Kothgasser
Die Nachricht über den Heimgang von Erzbischof Alois Kothgasser hat in der Kirche Trauer und zugleich Dankbarkeit für sein Wirken ausgelöst. Der emeritierte Salzburger Erzbischof ist am Donnerstagabend im Alter von 86 Jahren in seiner Wohnung im Priesterseminar in Salzburg im Beisein seiner engsten Familienangehörigen und von Erzbischof Franz Lackner verstorben, die ihn im Gebet bei seinem Heimgang begleitet haben. "Erzbischof emeritus Alois verschied, als wir an seiner Seite die Komplet begannen, das kirchliche Nachtgebet, und das Schuldbekenntnis beteten. Sein Tod macht mich betroffen, doch ich blicke auch in großer Dankbarkeit auf sein Wirken", erklärte Erzbischof Lackner noch am Donnerstagabend über seinen Amtsvorgänger.
"Erzbischof Alois Kothgasser war ein Vorbild an Sanftmut und ein menschennaher Bischof." Mit diesen Worten würdigte Kardinal Christoph Schönborn das Wirken des verstorbenen Erzbischofs. Er blicke "in Dankbarkeit auf diesen Mitbruder, Lehrer der Theologie und treuen Sohn des Heiligen Don Bosco und des Salesianerordens", sagte Schönborn im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress. "Wir haben in der Bischofskonferenz dankbar seine Gabe der Vermittlung und Versöhnung schätzen gelernt", hielt der Wiener Erzbischof und frühere langjährige Vorsitzende des österreichischen Episkopats fest.
"Er war im Geist seines Ordensgründers ein fröhlicher und menschenverbindender Bischof", führte der Kardinal im Blick auf den Verstorbenen weiter aus. "Als menschennaher und herzlicher Bischof von Innsbruck und dann von Salzburg war Alois Kothgasser im besten Sinn des Wortes ein guter Hirt."
Sein Glaube hatte Herzschlagqualität
Als einen "väterlichen Bischof" bezeichnete Bischof Hermann Glettler den Verstorbenen, der von 1997 bis 2002 als Bischof von Innsbruck gewirkt hatte. "Er war mir in seiner umgänglichen Art sympathisch und auch mit seiner bodenständigen Spiritualität. Sein Glaube hatte immer Herzschlag-Qualität. Es war klar, dass für Bischof Alois Stille und Gebet die eigentlichen Quellen sind - auch das verlässliche, fürbittende Gebet für Arme und Notleidende. In Erinnerung ist seine herzhafte Einladung an Pfarren, regelmäßige Zeiten des Gebetes, auch der Anbetung, einzuführen", so der jetzige Innsbrucker Bischof in einer Aussendung der Diözese Innsbruck am Freitag.
Kothgasser sei dem Charisma seines Ordensgründers auch als Bischof treu geblieben und habe die Pädagogik der Vor- und Fürsorge des Heiligen Don Bosco innerlich verstanden, so Glettler. "Sein Leben hat er als einen 'Assistenzeinsatz' gelebt, überall mit einer geistvoll bescheidenen, begleitenden Anwesenheit."
Im Rückblick auf die Innsbrucker Zeit von Erzbischof Kothgasser erinnerte Glettler an die Errichtung der Notburga-Gemeinschaft von betenden und sozial engagierten Frauen. Besonders herausfordernd sei das Unglücksjahr 1999 mit dem Unglück am Berg Isel und der Lawinen-Katastrophe in Galtür gewesen. "Neben Trauer und Leid gab es auch verletzende Schuldzuweisungen. In dieser Situation leistete der Bischof einen wesentlichen Beitrag zur Versöhnung", hielt Glettler über Kothgasser fest und sagte über den Verstorbenen: "Eine ernstgemeinte Ökumene war für ihn ein weiteres Herzensanliegen. So wurde die Versöhnungsfeier zum Gedenken an die Vertreibung der Protestanten aus Tirol ein wichtiges Ereignis."
Online-Kondolenzbuch freigeschaltet
Die Erzdiözese Salzburg hat inzwischen ein Online-Kondolenzbuch freigeschaltet, damit man auch auf diesem Weg die persönliche Anteilnahme zum Ausdruck bringen kann. Neben persönlichen Angaben zum verstorbenen Erzbischof werden dort auch die weiteren Informationen zum Begräbnis zu finden sein (Link: https://eds.at/trauer/kondolenzbuch-erzbischof-alois-kothgasser)
Krautwaschl: "Vorreiter der Synodalität"
Tief betroffen vom Tod Alterzbischof Kothgassers hat sich auch der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl gezeigt. Er ging in einer ersten Stellungnahme auch auf die prägende Spiritualität Kothgassers als Mitglied des Salesianerordens ein. Kothgasser sei ein "Vorbild in der Nachfolge Jesu" gewesen, "ein herzensguter Mensch selbst in den schwierigsten Zeiten - und dem hl. Johannes Bosco entsprechend ein ehrlich fröhlicher Mensch", so Krautwaschl und weiter: "Auf Christus und das Evangelium schauen, an den Heiligen Geist glauben und die Menschen lieben - das war sein Rezept Gott im Leben ernst zu nehmen - damit es der ganzen Schöpfung gut geht."
Mit seinem aufmerksamen Zuhören sei der Verstorbene ein Vorreiter der Synodalität zu einer Zeit gewesen, als viele noch nicht um diesen Begriff und die damit verbundene Lebensrealität der Kirche wussten. Er sei dankbar, so Krautwaschl, "dass ich ihm immer wieder als Bruder im bischöflichen Dienst und Freund begegnen konnte - auch noch bei seinem Krankenhausaufenthalt Ende des vergangenen Jahres in Graz mit der Stärkung durch das Sakrament der Salbung."
Und Krautwaschl fügte hinzu: "Erzbischof Alois ist bis zu seinem Ende im Herzen ein Steirer geblieben; trotz seiner vielen Lebensstationen als Salesianer in Rom und in Benediktbeuern, als Bischof in Innsbruck und als Erzbischof in Salzburg."
Elbs: "Hoffnungsfroher Christ, weiser Bischof"
Würdigende und zugleich dankbare Worte kommen auch vom Feldkircher Bischof Benno Elbs: Mit Alois Kothgasser "ist ein Mensch gestorben, dem ich für vieles dankbar bin". Kothgasser sei ein "ein liebenswürdiger Mensch gewesen, ein hoffnungsfroher Christ und ein weiser Bischof". Im Jahr 2013 habe ihm Kothgasser in Feldkirch die Bischofsweihe gespendet, erinnerte Elbs: "Viele Erinnerungen und große Dankbarkeit für sein Wirken verbinden mich mit ihm. Diese Verbundenheit habe ich auch gespürt, als ich ihn vor vier Wochen im Priesterseminar in Salzburg zum letzten Mal besuchte. Gott schenke ihm die ewige Ruhe."
Landau würdigt früheren Caritas-Bischof
Caritas-Europa-Präsident Michael Landau würdigte Kothgasser auf "X" als "großen Theologe, wunderbaren Priester und beeindruckenden Menschen". Er bedanke sich besonders auch beim Verstorbenen "für die Jahre der einfühlsamen Begleitung als Caritas-Bischof, für das offene Ohr und Herz, nahe bei den Menschen", schrieb Landau.
Quelle: kathpress