Zsifkovics: Kirchen müssen sich verstärkt in EU einbringen
Wiewohl die Kirchen wichtige Mitarbeiter auf der "Baustelle Europa" sind, gibt es noch reichlich "Luft nach oben" bei der Mitgestaltung der Europäischen Union. Dieses Resümee hat der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics zum Abschluss eines dreitägigen Besuchs mit heimischen Journalistinnen und Journalisten in Brüssel gezogen. Die EU basiere auf christlich-jüdischen Werten. Dass diese aber auch weiterhin das Fundament bilden, sei keine Selbstverständlichkeit, sondern müsse täglich neu erarbeitet werden. Eindringlich rief der Bischof zudem die Bevölkerung auf, an den EU-Wahlen im Juni teilzunehmen. "Wir alle tragen Verantwortung für Europa", so Zsifkovics. Europa dürfe nicht den politischen Rändern überlassen werden.
Zsifkovics ist in der Österreichischen Bischofskonferenz für Europafragen zuständig. Er sieht die Kirchen gefordert, die Themen und Werte der EU und alles das, was sie positiv ausmache, zu verstärken und den Menschen verständlich zugängig zu machen; nicht nur rational, sondern auch emotional. Zugleich gelte es, an bestehenden Problemen und Fehlentwicklungen konstruktiv zu arbeiten. Mit anderen Worten: "Nicht über die EU reden, sondern mit der EU und in der EU reden."
Auf dem Programm des Brüssel-Besuchs des Bischofs und der Journalisten standen von Montag bis Miottwoch u.a. Begegnungen mit EU-Kommissar Johannes Hahn, Parlaments-Vizepräsident Othmar Karas, dem Generalsekretär der EU-Bischofskommission ComECE, Manuel Barrios, und dem Apostolischen Nuntius bei der EU, Noel Treanor.
Erzbischof Treanor zeigte sich im Gespräch mit den Journalisten im Blick auf die anstehenden EU-Wahlen hoffnungsvoll und besorgt zugleich. Er hoffe auf eine starke Wahlbeteiligung. Es gelte, das EU-Parlament zu stärken und damit indirekt auch die weiteren EU-Institutionen. Der Nuntius unterstrich zudem die Aufgabe der Kirchen, die christlichen Werte und das christliche Menschenbild verstärkt in die Institutionen und in die EU-Politik einzubringen. Er wolle weniger von Lobby-Arbeit als vielmehr von "Anwaltschaft" sprechen, so der Vatikandiplomat.
Für die kommende Legislaturperiode sieht Treanor vor allem auch Fragen der EU-Erweiterung und notwendiger interner Reformen auf institutioneller und finanzieller Ebene als besonders dringlich an, damit die EU auch weiterhin auf Weltebene eine Rolle spiele. Er wolle etwa die EU noch stärker als friedensstiftende Institution in Europa, aber auch darüber hinaus positioniert sehen, sagte der Nuntius. Auch Papst Franziskus sei von dieser friedensstiftenden Verantwortung der EU überzeugt.
Quelle: kathpress