Caritas und Doris Schmidauer fordern Lösungen gegen Frauenarmut
Frauenarmut ist kein Schicksal, sondern Ursache von strukturellen Missständen: Darauf haben Österreichs "First Lady" Doris Schmidauer und Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler am Mittwoch im Rahmen einer Veranstaltung unter dem Motto "#wirtun" in der Präsidentschaftskanzlei in Wien hingewiesen. "Es ist unsere Verantwortung, Strukturen zu schaffen, die Frauen vor Armut schützen und ihnen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen", erklärte Schmidauer in ihren Eröffnungsworten zur Veranstaltung "Frauenarmut - ein Schicksal? Wie Geschlechtergerechtigkeit die Spielregeln ändern kann". Laut jüngsten Daten der Statistik Austria gelten in Österreich 533.000 Frauen als armutsgefährdet. Notwendig sei ein "armutsfester Sozialstaat", so der Tenor der Expertinnen aus Wissenschaft und Bildung.
"Wir haben es hier mit einem strukturellen Problem zu tun und die Lösung dieses strukturellen Problems geht uns alle an, egal wo wir sitzen und wo wir etwas bewirken können", betonte Schmidauer. Ähnlich äußerte sich Tödtling-Musenbichler, die an das Engagement der gesamten Gesellschaft appellierte, "um nachhaltigen Wandel zu bewirken".
Frauen, die Hilfe in den Caritas-Sozialberatungsstellen suchen, hätten oft Angst vor einer Trennung oder "Probleme ihr Leben zu stemmen", informierte Doris Anzengruber, Leiterin der Caritas Wien Sozialberatungsstelle. Wichtig seien daher Notversorgung und Beratung sowie sichere Schlafplätze und Hilfe bei Neubeginn. Anzengruber hob auch die Bedeutung der Anerkennung und Aufwertung von Care-Arbeit hervor. Es brauche einen Kulturwandel und Rahmenbedingungen, um eine faire Aufteilung der Care-Arbeit zwischen den Geschlechtern zu fördern.
Armutsfester Sozialstaat
In einer anschließenden Podiumsdiskussion mit Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich, sowie der Sozial- und Wirtschaftsforscherin Katrin Gasior, Journalistin Melisa Erkurt und dem Ökonomen Hanno Lorenz wurden Chancengleichheit, faire Arbeitsbedingungen und eine armutsfeste Entlohnung vor allem in den frauenspezifischen Branchen gefordert. "Der Ausbau von flächendeckenden, qualitativ hochwertigen und leistbaren Einrichtungen für die Kinderbetreuung, aber auch die Kranken- und Altenpflege sind unerlässlich für die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen", erklärte Parr.
Kritik kam zu den Voraussetzungen und Bemessungsgrundlagen vieler Leistungen des Sozialstaats, die auf Erwerbseinkommen basieren. Frauen würden daher systemimmanent diskriminiert, lautete das Urteil der Podiumsdiskussion. "Aus Caritas-Sicht braucht es deshalb: eine Reform der Sozialhilfe, eine Anhebung der Ausgleichszulage auf Höhe der Armutsgefährdungsschwelle sowie eine Reform des Arbeitslosengeldes unter Beibehaltung der Notstandshilfe", forderte Caritas-Präsidentin Tödtling-Musenbichler.
"Wir müssen die politischen Verantwortungsträgerinnen und -träger adressieren. Frauen dürfen keine Almosenempfängerinnen sein", so abschließend Schmidauer. Dazu gehöre, dass Frauen Strukturen und Bedingungen vorfinden sollen, "die ihnen ermöglichen, ein gutes und selbstbestimmtes Leben führen zu können".
Quelle: kathpress