Katholische Frauenbewegung: EZA für mehr Klimagerechtigkeit
Engagement gegen die Erderwärmung ist immer mehr auch Teil der Entwicklungszusammenarbeit (EZA). Denn die Folgen der Klimakrise treffen global gesehen die schwächsten Menschen am härtesten, die noch dazu kaum etwas zur Zerstörung der Ökosysteme beigetragen haben. Wie die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö), Angelika Ritter-Grepl, beim zentralen Benefizsuppenessen der "Aktion Familienfasttag" am Montagabend im Wiener ÖGB-Veranstaltungszentrum darlegte, soll diese seit 66 Jahren bestehende entwicklungspolitische Initiative der kfbö heuer ein "Scheinwerferlicht auf die Ungerechtigkeiten werfen", die der Klimawandel insbesondere für Frauen mit sich bringt.
Moderatorin Sabine Kronberger begrüßte beim Benefizsuppenessen Persönlichkeiten aus Kirchen und Politik, u.a. den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, Frauenministerin Susanne Raab, Präsidentengattin Doris Schmidauer als langjährige Unterstützerin des Familienfasttags, Rechnungshof-Präsidentin Margit Kraker, Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka, KAÖ-Präsident Ferdinand Kaineder und Frauenring-Vorsitzende Klaudia Frieben, weiters die beiden Projektpartnerinnen und Ehrengäste aus dem diesjährigen Schwerpunktland Nepal, Sunita Chaudhary und Januka Khatiwada, für die der mit Gattin Margit anwesende Altbundespräsident Heinz Fischer zeitweise als Simultandolmetscher agierte; bei Korinna Schumann, Frauenvorsitzende des ÖGB, bedankte sich Ritter-Grepl für die Einladung der gastgebenden Gewerkschaft.
Ritter-Grepl nimmt Politik in die Pflicht
Den Klimawandel nannte die kfbö-Vorsitzende "die wichtigste globale Frage der Menschen, die es zu lösen gilt". Der Beitrag von Frauen zur Klimagerechtigkeit - so das Motto der "Aktion Familienfasttag" 2024 - ist nach den Worten Ritter-Grepls bedeutsam für den notwendigen Systemwandel hin zu einer nachhaltigen Weltwirtschaft: Sie seien auf individueller Ebene gefragt - und für kfb-Frauen habe "der Wandel des eigenen Lebensstils längst begonnen". Wichtig sei aber auch die politisch-strukturelle Ebene, auf der sich die kfb durch Bewusstseinsbildung, Kampagnen und Empowerment von Frauen einsetze.
Ritter-Grepl forderte "politische Maßnahmen, die jedem Menschen ein gutes, klimaschonendes Leben ermöglichen". Die Klimakrise sei nicht nur technologisch zu lösen und mehr als ein Umweltproblem: "Sie ist ein menschengemachtes soziales Problem, ein Produkt sozialer Ungleichheit, mitverursacht von einer Wirtschaft, die tötet", verwies die kfbö-Vorsitzende auf ein viel zitiertes Wort von Papst Franziskus.
Vor dem Hintergrund vieler kontroversieller Debatten und Protestaktionen wie die der Klimakleber von der Letzten Generation plädierte Ritter-Grepl für Dialog: Es gelte einen Ausgleich zu schaffen zwischen den unterschiedlichen Betroffenen und den Verursachern. "Durch Aushandeln Interessensausgleich zu gestalten, ist der Schlüssel für eine klimagerechte Zukunft", betonte Ritter-Grepl. Die Politik sei in Österreich und weltweit gefordert, "sich für ausgleichende, nachhaltige Maßnahmen einzusetzen und eigennützige Lobbyisten zurückdrängen, welche die Klimagerechtigkeit sabotieren".
Prominente Unterstützerinnen
Bürgermeister Ludwig, Frauenministerin Raab, ÖGB-Vizepräsidentin Schumann, Doris Schmidauer und Peter Schipka bekundeten auf dem Podium Wertschätzung und Dank für das meist ehrenamtlich geleistete Engagement der katholischen Frauenbewegung. Ludwig hob umwelt- und frauenpolitische Initiativen der Bundeshauptstadt hervor; Raab sprach sich im Blick auf Frauenpolitik für einen Schulterschluss über Partei- und Ländergrenzen hinweg aus, "politische Befindlichkeiten" sollten nachrangig sein. Schumann bekundete Einigkeit mit der kfbö im Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Demokratie: Solche Allianzen brauche es heute mehr denn je. Präsidentengattin Schmidauer lobte die kfbö für ihren Einsatz für Frauen im Süden, die im Falle des Projekts in Nepal "im wahrsten Sinn des Wortes auf fruchtbaren Boden" falle. Generalsekretär Schipka würdigte das Überschreiten von Grenzen durch Frauen - und eine der wichtigsten "Grenzüberschreitungen" sei jene, die das Wohl kommender Generationen im Auge hat.
Den "Austausch auf Augenhöhe" mit Frauen im Süden hob kfbö-Vizepräsidentin Anna Raab hervor, die sich seit 30 Jahren für den Familienfasttag engagiert.
Frauen-Empowerment in Nepal
Wie die Katholische Frauenbewegung in einer Presseunterlage mitteilte, fördert ihre "Aktion Familienfasttag" heuer mithilfe von Spendengeldern weltweit 57 EZA-Projekte. Ernährungssicherheit, gleiche Rechte für Frauen, Bildungszugang und ökonomische Selbstständigkeit seien die Zielsetzungen. Durch die Klimakrise kämen zusätzlich zu den sozialen Herausforderungen nun vielerorts auch erschwerte Umweltbedingungen hinzu. Etwa in Nepal - einem der diesbezüglich meistbetroffenen Länder: Längere Regenzeiten als bisher und gefährliche Erosionen, gleichzeitig Perioden der Trockenheit und voranschreitende Wüstenbildung sowie vermehrte und neue Schädlinge schmälern die Ernten und entziehen insbesondere der indigenen Bevölkerung die Lebensgrundlage. Dem gegenüber stehen laut kfbö "übermächtige Großkonzerne, die mit zusätzlich umweltschädlichen Agrarmaßnahmen einen gewinnmaximierenden Lobbyismus betreiben".
Hier setzen die nepalesischen NGO-Partnerinnen der "Aktion Familienfasttag" an. Mit neuen, nachhaltigen Anbaumethoden sorgen Frauen im massiv klimageschädigten Land für verlässlichere Ernten und mehr Ernährungssicherheit. Über dieses Erfolgsprojekt der "Aktion Familienfasttag" berichten Agrartechnikerin Sunita Chaudhary und Koordinatorin Januka Khatiwada von der kfb-Partnerinnenorganisation "Social Work Institute" (SWI) während ihres mehrwöchigen Aufenthalts in Österreich. Der Fokus der Unterstützung aus Österreich liegt auf den Frauen, die in Abwesenheit der meist in Indien arbeitenden Männer für Haus, Anbau und Kinder zuständig sind. Das SWI, gegründet 1987 von einem Jesuitenbruder aus Nepal als Bildungs- und Beratungsinitiative, fördert den Erfahrungsaustausch unter aktuell 500 involvierten Frauen, den Aufbau von Kooperativen und gestaltet Weiterbildungsprogramme.
Khatiwada und Chaudhary sind noch bis 3. März in Österreich und besuchen als kulturelle Botschafterinnen mehrere Diözesen (Wien, Innsbruck, St. Pölten, Eisenstadt, Graz und Linz).
Für die schmackhaften "Benefizsuppen" sorgten wie in den vergangenen Jahren Schülerinnen und Schülern der Tourismusschule Modul. Poetry-Slammerin Elena Sarto karikierte pointiert eine Haltung des "Kopf-in-den-Sand-Steckens" angesichts von Umweltkatastrophen.
Welt soll "besserer Ort für Frauen" werden
Der Familienfasttag geht auf einen Beschluss der Katholischen Frauenbewegung Österreichs unter dem damaligen Vorsitz von Herta Pammer zurück, dem Hunger in der Welt mit einem bewussten Tag des Verzichts entgegenzutreten. Die erste Spendenaktion erfolgte in der Fastenzeit 1958. Außer kulinarischem Verzicht umfasst der Familienfasttag heute auch das Weglassen alltäglicher Gewohnheiten, darunter "Autofasten" in der Steiermark. 2023 spendeten Österreicherinnen und Österreicher knapp 2,2 Mio. Euro, die garantiert durch das Österreichische Spendensiegel in die entwicklungspolitischen Projekte der Katholischen Frauenbewegung fließen. Ein wichtiges Gründungsziel des Familienfasttags vor 66 Jahren gelte noch heute, wie es hieß: Das Aufmerksammachen in den Wohlstandsländern auf Notstände in anderen Regionen der Erde verbunden mit einem Aufruf zu christlicher Nächstenliebe soll zu konkreter Hilfeleistung führen. Die kfbö trage durch ihre alljährliche Spendenaktion ihren Teil dazu bei, "dass die Welt ein besserer Ort für Frauen wird".
(Info und Spenden: https://www.teilen.at; Konto der Aktion Familienfasttag IBAN: AT83 2011 1800 8086 0000)
Quelle: kathpress