Hallstatt: Scheuer eröffnet Ausstellungsreihe "Über die Schwelle"
Tod und Vergänglichkeit aus verschiedenen kulturellen Perspektiven stehen im Zentrum der Werke von Haruko Maeda. Sie eröffnen die Ausstellungsreihe "Über die Schwelle", in der künstlerische Arbeiten zu Tod und Vergänglichkeit bis in den Herbst hinein in Hallstatt zu sehen sein werden. Haruko Maeda ist eine japanische bildende Künstlerin, die in Wien lebt und arbeitet. Ihre Werke sind bis Karfreitag in der Pfarrkirche Hallstatt, in der Gruftkapelle und im Beinhaus ausgestellt. Die offizielle Ausstellungseröffnung fand am Sonntag im Rahmen eines Gottesdienstes mit Bischof Manfred Scheuer statt.
"Gerade weil wir das Leben lieben, lassen wir uns die Hoffnung nicht nehmen, dass all das Gute, all das Leben und Lieben nicht in eine letzte Vergeblichkeit versinken", so Bischof Scheuer in seiner Predigt und weiter: "Wir lieben also das Leben auch nach dem Tod, denn Liebe zum Leben ist unteilbar. Weil wir das Leben vor dem Tod lieben, hoffen wir auf ein Leben nach dem Tod."
Das Sterben und der Tod würden die Armut des Lebens bündeln. "Da wird dem Menschen buchstäblich alles aus der Hand genommen." Der Tod sei aber nicht bloß ein Ereignis am Ende des Lebens, so Scheuer: "Nicht erst in Todesgefahr oder in sogenannten Grenzsituationen werden wir uns unserer Sterblichkeit bewusst." Es gebe Erfahrungen, in denen sich die Minderung des Lebens zeigt und das Sterben ankündigt: Nichtangenommensein, Versagen im Beruf, Grenzen in der Leistungsfähigkeit, Misserfolg, Leiden, Krankheit, Enttäuschungen durch lieb gewordene Menschen, Zu-kurz-Kommen, notwendige Entscheidungen, die andere Möglichkeiten ausschließen, Mitsein mit schwierigen und belasteten Menschen, finanzielle Desaster, Zerbrechen von Ehen und Freundschaften, Überforderung, Tod von Freunden. Da kündigt sich an: Du musst selbst sterben." Nachsatz: "Weil wir das Leben bejahen, lassen wir uns die Hoffnung auf ein ewiges Leben nicht nehmen."
Das Gedenken an die Toten sei "verbunden mit der Verweigerung, uns damit abzufinden, dass die Toten in alle Ewigkeit tot bleiben, die Besiegten besiegt und die Durchgekommenen und Erfolgreichen in alle Ewigkeit oben bleiben". Das Fürbittgebet sei Ausdruck der Solidarität, der Hoffnung, der Verbundenheit der Menschen in Heil und Unheil, im Leben und im Tod. Scheuer: "Wer für andere betet, schaut auf sie mit anderen Augen. Er begegnet ihnen anders."
Und der Bischof rief eindringlich zu diesem Gebet füreinander auf: "Tun wir es füreinander, gerade dort, wo es Spannungen gibt, wo Beziehungen brüchig werden, wo Worte nichts mehr ausrichten, wenn der Tod uns voneinander trennt. Gottes Barmherzigkeit ist größer als unsere Ratlosigkeit und Trauer.
Japan trifft Europa
Traditionelle, japanische Umgangsweisen mit Verlust und Trauer treffen im Projekt von Haruko Maeda auf eine besondere Form klassisch europäischer Bildsprachen: Knochen, Keramik, Korallen oder Textilien werden ebenso in künstlerische Objekte verwandelt, wie präparierte Tierkörper. Sie spielen auf vielschichtige Weise auf die in der katholischen Kirche über Jahrhunderte tradierten Rituale und Bedeutungsaufladungen, wie jene der Verehrung von Reliquien, an. Dem stellt Haruko Maeda einen sehr persönlichen Blick der Trauerverarbeitung vor dem Hintergrund ihrer eigenen kulturellen Herkunft gegenüber. Der Tod der Großmutter, die dadurch ausgelösten Gefühle und Empfindungen, aber auch der jeweils sehr persönliche Umgang mit dem Verlust nahestehender Menschen, werden neben den benannten Objekten auch in Gemälden sichtbar.
Josef Zauner, Projektleiter der Pfarre Hallstatt, betonte, dass die Verbindung von Glaube, Gemeinschaft und Kultur, insbesondere im Kontext des Lebens und des Todes, zur Tiefe und Vielfalt der menschlichen Erfahrung beitrage. Die Entscheidung der Pfarre Hallstatt, dieses Thema im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 aufzugreifen, biete eine einzigartige Gelegenheit, den Dialog zwischen verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen, traditionellen Totenkulten und unterschiedlichen gesellschaftlichen Zugängen zu fördern.
Die Ausstellungen in Hallstatt sind Teil des kulturellen Großereignisses "Kulturhauptstadt Europas 2024" in der Region Bad Ischl/Salzkammergut. Beginnend mit der Fastenzeit 2024 werden in Hallstatt über das ganze Jahr verteilt zwölf Künstlerinnen und Künstler mit ortspezifischen Interventionen und künstlerischen Arbeiten neue Perspektiven rund um Vergänglichkeit, Tod, Werden und Vergehen, sichtbar machen. Der zweite Teil wird am Sonntag, 2. Juni, eröffnet. Mit Werken von Aldo Giannotti, Markus Hofer, Jochen Höller, Klara Kohler, Rosmarie Lukasser, Roman Pfeffer, Franz Riedl, Six/Petritsch, Wendelin Pressl und Betty Wimmer.
Quelle: kathpress