Schönborn: Helnwein-Fastentuch erinnert an Sterblichkeit
Die Fastenzeit erinnert den Menschen an seine Sterblichkeit - die zugleich auch die Hauptaussage des Fastentuch-Triptychons von Gottfried Helnwein im Stephansdom ist. Darauf hat Kardinal Christoph Schönborn bei der Aschermittwochsliturgie in der Wiener Domkirche hingewiesen. Was im dreiteiligen Fastentuch des Künstlers dargestellt sei, korrespondiere mit dem Aschenritus, der in der katholischen Kirche mit den Worten "Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zu Staub zurückkehrst" vollzogen wird, erläuterte der Wiener Erzbischof.
Das im liturgischen Violett gehaltene Helnwein-Fastentuch sei - vor allem durch die zwei Tücher mit abgebildeten Totenschädeln - aber nicht nur ein "memento mori", sondern enthalte durch das Bildmotiv des Leichnams vom Turiner Grabtuch eine zentrale Aussage des christlichen Glaubensbekenntnisses: "Christus ist für uns gestorben und hinabgestiegen in das Reich des Todes", so der Kardinal. Dies komme dadurch zum Ausdruck, dass der Christus des Turiner Grabtuchs mit dem Haupt nach unten zu sehen sei.
"Gott ist wohlwollend"
Das geistliche Ziel der Fastenzeit sei es, "sich Gott anzunähern" und sich vom "Wohlwollen Gottes" berühren zu lassen, führte der Kardinal in der Predigt weiter aus. Jesus Christus habe Gott als "Vater" angesprochen und den Gläubigen damit einen Zugang zu einem väterlich, wohlwollenden Gott erschlossen. Demgegenüber habe man im eigenen Herzen und im Glaubensleben oft ein "Leistungsdenken", wie man es aus der Gesellschaft kenne. Dieses persönliche Leistungsdenken versperre aber die Sicht auf einen wohlwollenden Gott, der wie ein Vater wisse, was der Mensch braucht. "Er will uns gut, er ist wohlwollend, er ist die Liebe. Haben wir das im Herzen, wenn wir an Gott denken", warb der Kardinal am Beginn der Fastenzeit.
Das Fastentuch-Triptychon von Helnwein wurde vom Künstler gemeinsam mit Dompfarrer Toni Faber am Dienstagabend präsentiert und ist bis zum Ende der Fastenzeit zu sehen. Mit der Osternacht soll dann das zweite, dann in weiß gehaltene Triptychon-Bild, das Glaubensgeheimnis der Auferstehung Christi, erkennbar werden. Kurz vor Pfingsten schließlich wird bis zur "Langen Nacht der Kirchen" in einem dritten Triptychon die Geistaussendung durch rötliche Flammen des Heiligen Geistes auf den vielen dargestellten Menschen gezeigt.
Quelle: kathpress