Klimawandel Thema bei Fastenzeit-Kunst in Linzer Ursulinenkirche
Skulpturale Installationen und Videoarbeiten über das Werden und Vergehen im Kontext von Mensch und Natur sind während der Fastenzeit in der Linzer Ursulinenkirche zu sehen. Von Aschermittwoch bis Karfreitag (14. Februar bis 29. März) sind im Kirchenraum und in der Krypta Werke von Nachwuchskünstlern ausgestellt, die unter dem Leitthema "Memento mori" (Gedenke des Todes) Kontexte wie die weltweiten Krisen, Tod und Vergänglichkeit aufgreifen, hieß es am Dienstag bei einem geführten Rundgang mit beteiligten Kunstschaffenden sowie den Kuratorinnen von der Kunstuniversität Linz.
Betroffenheit über die Auswirkungen des Klimawandels und seiner Folgen soll die in der Krypta gezeigte Video-Performance "Fichtenbestattung" hervorrufen. Für das sechs-Minuten-Werk inszenierte der Künstler Benjamin Ben Amotz die Beerdigung einer elf Meter langen, von Borkenkäfern befallenen toten Fichte. Sie wird zunächst in einem Fichtenholz-Sarg aufgebahrt und in die Kirche Großreifling getragen, wo der Pfarrer der versammelten Trauergemeinde eine Ansprache hält und aus der Papst-Enzyklika "Laudato si" zitiert. Abschließend wird die Fichte mit Blasmusik-Begleitung in ein vorbereitetes Grab gelassen.
Auch ein weiteres in der Ursulinenkirche gezeigtes Werk, "Synthese" von Daphne von Schrader, entstand im Fachbereich Art und Intervention/Umwelt an der Akademie der bildenden Künste Wien in Kooperation mit dem Forstmuseum Silvanum in Großreifling. Die wechselseitige Abhängigkeit von Mensch und Pflanze wird durch Sitzkissen in Form einer grünen Insel sowie eine Wachstumslampe versinnbildlicht, wobei Besucher via Kopfhörer-Audioinstallation zur imaginären Verwandlung vom Menschen zur Pflanze angeregt werden.
Flucht aus der Informationsflut
Von Fiona Prohaska stammt das Kunstprojekt "negative_rpm", das unter Bezugnahme des Titels auf die menschlichen Atemzüge pro Minute zum Innehalten und Entschleunigen alltäglicher Routinen einlädt. Ein innen mit rosafarbenen runden Kissen gestaltetes Zelt lädt dazu sein, "sich der Hektik und den Problemen des Alltags zu entziehen und von der überwältigenden Informationsflut abzukoppeln und einmal einfach nur zu sein", heißt es in der Ankündigung.
Severin Standhartingers ebenfalls gezeigtes Video "dress rehearsal" spielt mit dem Tabuthema Tod. Es dokumentiert eine Spontanaktion am Friedhof von Bologna, bei der der Künstler - quasi als "Generalprobe seiner eigenen Vergänglichkeit" - in eine offenstehende Grabnische kriecht und dort für einen Augenblick in der Haltung eines Toten verbleibt, um dann wieder herauszukommen. Begleitet wird die Arbeit von einer kleinen Publikation, die eigene Gedichte mit Textausschnitten von Lord Byron und Charles Dickens kombiniert, da beide diesen Friedhof in Bologna auf ihren Italienreisen besucht haben.
Tiefsinniges Aufrütteln
Prof. Judith Huemer von der Akademie der bildenden Künste Wien hob bei der Eröffnung den "Glauben an die Kraft des Zusammenhalts und der Gemeinschaft" hervor, welchen die Kunstwerke bei ihrer Präsentation im religiösen Kontext der Ursulinenkirche beschwörten. "Gedanken über das Werden, das Sein und das Vergehen bekommen eine künstlerische Setzung im sakralen Raum. Es sind tiefsinnige und berührende Interventionen, ein künstlerisch gestaltetes Sichtbarmachen und Aufrütteln, zugleich provokant und eindringlich."
Bischofsvikar Johann Hintermaier als Vertreter der Diözese Linz bezeichnete Kunst und Kirche als "zwei in sich unterschiedliche Wahrnehmungen von Welt und Transzendenz, von Mensch und Gott". Entscheidend sei, ein "ergänzendes und bereicherndes Denken und Handeln" zuzulassen. Bei den gezeigten Werken sei die Herausforderung darin bestanden, "sich einerseits auf einen sakral genutzten und damit sehr besonders aufgeladenen Raum einzulassen, andererseits den einzelnen Werken einen ihnen gerecht werdenden Ort zu erschließen, ohne sie zu vereinnahmen", ergänzte Kuratorin Anja Ellenberger.
Quelle: kathpress