Innsbruck: Kunst zur Fastenzeit zum Thema Beten
Kunstprojekte zum Jahresschwerpunkt "Beten - in der Schule der Hoffnung" sind ab Aschermittwoch in den Innsbrucker Hauptkirchen zu sehen. Die Diözese Innsbruck und Bischof Hermann Glettler, der als studierter Kunsthistoriker in der Bischofskonferenz Referent für Kunstbelange ist, greifen damit den Impuls von Papst Franziskus auf, der das Jahr 2024 zum "Jahr des Gebetes" erklärte. Die Kunstinstallationen der diesjährigen Fastenzeit "folgen assoziativ diesem spirituellen Schwerpunkt", heißt es in einer Aussendung am Dienstag. Sie reihen sich ein in die Tradition der mittelalterlichen Fastentücher, die auch in der Diözese Innsbruck seit vielen Jahren mit den Möglichkeiten zeitgenössischer Kunst zum Einsatz kommen.
Im Innsbrucker Jakobsdom präsentierte Glettler einen überdimensionalen Kopf aus Bronze; das Werk "geköpft" des Südtiroler Künstlers Lois Anvidalfarei entstand in Auseinandersetzung mit dem Schicksal des von den Nazis hingerichteten Pallottinerpaters Franz Reinisch. Der "Märtyrer des Gewissens" wurde aufgrund seiner Weigerung, den Fahneneid auf Hitler abzulegen, am 22. August 1942 in Brandenburg an der Havel enthauptet; seine Seligsprechung steht unmittelbar bevor. Die eindrucksvolle Skulptur Anvidalfareis ist nach ihrer Erstpräsentation in der Stadtpfarrkirche von Hall nun bis Ostern im Innsbrucker Dom zu sehen - ganz zentral und unübersehbar vor den Stufen zum Altar.
Als Fastentuch in der Klosterkirche der Serviten ist ein überdimensioniertes Ölgemälde von Herbert Brandl zu sehen. Der international renommierte Maler liefert auf einer riesigen Bildfläche von ca. 20 Quadratmetern ein bewegtes Farbenspiel, das nach den Worten Bischof Glettlers den Betrachter in einen "Sog nach oben" hineinnimmt - oder aber "mit einem himmlischen Energieausstoß von oben herab überflutet". Das Bild des österreichischen Künstlers wirke im Kirchenraum wie ein aufsteigendes Gebet inmitten unserer belasteten Zeit, so der Bischof.
In der Spitalskirche ist die großformatige Zeichnung "Das Tor der zwei Hände" von Rudolf Wach zu sehen. Der bekannte Tiroler Künstler, von dem auch das lange Zeit umstrittene Kreuz auf der Innbrücke stammt, wird heuer 90 Jahre alt. Auf der Zeichnung lassen sich zwei Hände erkennen, die mit den Fingern nach unten gerichtet sind - "eine Geste des Loslassens und des Behütens", wie es in der Aussendung heißt.
"Schwarze Löcher" in der Universitätskirche
Für den Dialog zwischen Wissenschaft und Spiritualität steht Henry Jesionkas Objekt "Black Holes" in der Universitätskirche - eine im Altarraum schwebende schwarze Metallscheibe als Hinweis auf das Phänomen der "Schwarzen Löcher", die im Zentrum jeder Galaxie alle Energieflüsse und Gravitationskräfte zusammenhalten. Der kanadische Künstler polnischer Abstammung rege mit seiner Installation eine spirituelle Reflexion an: "So z.B. müssen wir die Schattenseiten unserer Existenz wahrnehmen", worauf sich auch das Bildnis von Stephen Hawking (1942-2018) mit dem Titel "Black Holes" im Eingangsbereich der Kirche bezieht.
Für einen weiteren Nachdenkimpuls sorgt Hans Seifert in der Innsbrucker Jesuitenkirche, wo es keinen dauerhaften Kreuzweg gibt: Unter dem Titel "Kreuzweg - wegschauen?" laden acht Kreuztafeln des Tiroler Künstlers in der Fastenzeit zu einer persönlichen Kreuzweg-Meditation ein. Die Tafeln zeigen Menschen, die - wie der Erlöser - ein Kreuz tragen. "Das Wegschauen erweist sich bestimmt nicht als der richtige Weg", wie es der Künstler laut Diözese selbst formuliert.
Quelle: kathpress