Ausstellung beleuchtet Klosterneuburgs "vergessene" Chorfrauen
In Stift Klosterneuburg lebten früher nicht nur Ordensmänner, sondern auch Ordensfrauen: die Augustiner-Chorfrauen, deren Gemeinschaft seit der Klostergründung 1133 bis 1568 bestand und zwischenzeitlich eine beachtliche Blüte erreichte. Die Ausstellung "Wir Schwestern" beleuchtet ab 26. April die weithin vergessene Geschichte des Chorfrauenstiftes, die dort lebenden Frauen sowie ihre Aufgaben, ihr Alltag und ihre Feste. Mehrere Veranstaltungen begleiten und vertiefen die bis zum Tag des Klostergründers St. Leopold (15. November) geöffnete Schau, geht aus der Ankündigung hervor.
In dem Doppelkloster, das Markgraf Leopold III. und Gemahlin Agnes im Jahr 1133 in Klosterneuburg ins Leben riefen, stand wie bei den Regularkanonikern üblich der Propst der Männergemeinschaft vor sowie auch dem Gesamtensemble, also auch der Meisterin der Frauengemeinschaft. Die Augustiner-Chorfrauen waren sehr eng mit den Stifterkreisen und mit dem Herrscherhaus verbunden. In die Gemeinschaft traten neben Mädchen und jungen Frauen auch adelige Witwen ein und Ehefrauen lebten auf Zeit beim Konvent, wenn ihre Männer gerade abwesend waren. Die Chorfrauen waren in Klosterneuburg auch für die Erziehung von Mädchen zuständig.
Während andernorts die Doppelklosterkonstruktion meist noch im 12. oder spätestens im 13. Jahrhundert aufgegeben und der Frauenkonvent aufgelöst wurde, blieb er in Klosterneuburg bis 1568 erhalten. Die Frauen waren hier sogar so erfolgreich, dass sie sich 1261 um das Frauenstift Sankt Jakob in Klosterneuburg erweiterten. Nach der Auflösung im 16. Jahrhundert fielen die Zeugen ihrer Existenz, ihr Hab und Gut, ihre Kunst, ihre Bücher und der gesamte Grundbesitz an das Augustiner-Chorherrenstift. Daran setzt die Ausstellung "Wir Schwestern" an und zeigt auf Basis aktueller Forschung, welche Aufgaben die Schwestern hatten, welche Heiligen sie verehrten und auch, was sie gelesen, gebetet und gelehrt haben. Das Frauenkloster wird dabei laut der Ankündigung nicht isoliert gezeigt, sondern in seinem engen Zusammenwirken mit der Männergemeinschaft.
Als Begleitveranstaltung findet am 6. Juni um 19 Uhr eine Podiumsdiskussion unter dem Titel "Klausur und Mission" statt, sowie am 12. September um 19 Uhr über "Warum Ordensfrau? Warum nicht?". Die Rolle der Ordensfrauen einst und jetzt sowie die Frage, ob Frauenorden Rückzugsort oder soziales Netzwerk seien, stehen dabei im Zentrum. Durchgeführt werden diese Veranstaltungen in Kooperation mit "radio klassik Stephansdom" und den Ordensgemeinschaften.
Quelle: kathpress