Fastenzeit: Kunstprojekt von Gottfried Helnwein im Stephansdom
In der Fastenzeit und weit darüber hinaus ist ein Kunstprojekt des österreichischen und international renommierten Künstlers Gottfried Helnwein im Wiener Stephansdom zu sehen. Auf Einladung der Dompfarre und mit Zustimmung des Domkapitels setzt Helnwein in diesem Jahr die Reihe von Kunstinstallationen für die österliche Bußzeit und den Osterfestkreis fort. In jeweils drei großformatigen Triptychon-Darstellungen wird der Künstler das christliche Zentralgeheimnis von Jesu Tod, Auferstehung und Geistaussendung darstellen, wie es auch im christlichen Glaubensbekenntnis formuliert ist, hieß es in einer Ankündigung am Donnerstag. Das dreiteilige Kunstwerk wird ab Aschermittwoch bis zur Langen Nacht der Kirchen am 7. Juni zu sehen sein, wobei die Präsentation in drei Schritten erfolgt.
Dompfarrer Toni Faber lädt am Dienstag, 13. Februar, um 10 Uhr zu einem Pressegespräch mit Gottfried Helnwein in den Stephansdom. Der Künstler wird auch bei der offiziellen Präsentation seiner Arbeiten am Dienstag um 20 Uhr im Dom anwesend sein. Er stellt seine Bilder, wie er selbst betont, "um Gottes Lohn" zur Verfügung. Die Produktionskosten werden vom Dompfarrer mit Hilfe von Sponsoren gedeckt.
Die alte Tradition des Fastentuches als Verhüllung der Altarbilder wird seit einigen Jahren in St. Stephan von hochkarätigen zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern über den ganzen Osterfestkreis ausgedehnt. Sie stelle eine Einladung dar, "die zentrale christliche Botschaft mit der zeitgemäßen Sprache der Kunst den Menschen über eng gesteckte konfessionelle Grenzen hinaus zu vermitteln", wies Faber hin. Im Vorjahr sorgte die slowenische Künstlerin Eva Petric für eine Kunstintervention im Stephansdom, in den Jahren davor Erwin Wurm und Peter Baldinger.
Bereits im Advent 2022 am Südturm
Gottfried Helnwein war bereits im Advent 2022 am Stephansdom mit einem Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen präsent. Am Südturm war damals ein großflächiges Plakat angebracht, auf dem der immer wieder mit Schockeffekten arbeitende gebürtige Wiener und seit 2004 irische Staatsbürger ein verletztes Mädchen mit Blutflecken darstellt.
Noch bis 11. Februar ist der katholisch sozialisierte Helnwein, dem später eine Nähe zu Scientology nachgesagt wurde, mit einer großen Werkschau in Wien zu sehen. Eines der Bilder, die anlässlich seines 75. Geburtstages in der Albertina hängen, trägt den Titel "Epiphany" (1996). Zu sehen ist darauf aber nicht die als "Darstellung des Herrn" am 6. Jänner feierlich begangene Begegnung der Weisen aus dem Morgenland mit dem neugeborenen Christus, sondern eine gruselige Szenerie mit einer blonden Maria und einem Adolf Hitler ähnelnden Kind auf ihrem Schoß, umgeben von uniformierten Nationalsozialisten als Heilige drei Könige.
Die ersten Eindrücke seiner Kindheit im Nachkriegs-Wien seien prägend gewesen für das spätere Schaffen des als "Schockmaler" bekannt gewordenen Helnwein. Seine Familie sei "extrem katholisch" gewesen, er habe als Kind viel Zeit in kalten Kirchenschiffen verbracht und die ihm damals einzig zugängliche Kunst "waren Leute, die durchbohrt waren von irgendwas, blutüberströmt", erzählte der Maler in einem Interview in Ö1 anlässlich der Ausstellungseröffnung. Es sei in der Bildsprache der Kirche "immer um Blut, Schmerz, Demütigung, Sterben, Tod" gegangen.
Präsentation in drei Schritten
Die Präsentation der aktuellen Helnwein-Werke für den Stephansdom erfolgt - angelehnt an den kirchlichen Festkreis - in drei Schritten: Während der Fastenzeit wird in liturgisch violetten Bildtönen vor dem Hochaltar das Antlitz Jesu des Turiner Grabtuches nach unten gerichtet zu sehen sein. Auf den beiden seitlichen Kredenzaltären sind Motive des "Memento mori" mit in der christlichen Ikonographie oft zitierten Totenschädeln platziert, die auf die Vergänglichkeit des Menschen hinweisen. Das vollständige Motiv des Grabtuches von Turin, das seit 25 Jahren den Tabernakel des Wiener-Neustädter-Altares ziert, "wird so gleichsam halbiert", hieß es in der Aussendung. Die Vorderseite der Körperdarstellung werde um 90 Grad gedreht, "um so den Abstieg zu den Toten anzudeuten".
Am Karsamstag werde dann das zweite Triptychon das zentrale christliche Glaubensgeheimnis der Auferstehung Christi vor dem Hochaltar im jugendlichen, aber schon von der Kreuzigung und den Wundmalen gezeichneten Christus erkennen lassen. "Vor der gewaltigen und alle Gerechten erlösenden Kraft des Auferstandenen wird das strahlende goldene Licht den Sieg des Lebens über den Tod unterstreichen", so die Erklärung.
Kurz vor Pfingsten schließlich wird bis zur Langen Nacht der Kirchen in einem dritten Triptychon die Geistaussendung durch rötliche Flammen des Heiligen Geistes auf den vielen dargestellten Menschen gezeigt. Auf diese Weise soll die Hoffnung auf das Heil für alle den Altarraum bestimmen.
Quelle. kathpress