Kirche verbindet Aschermittwoch mit Kunst und "Memento mori"
Die katholische Kirche verbindet den Beginn der Fastenzeit am Aschermittwoch traditionell mit Kunst. Entsprechende Initiativen sind etwa im Rahmen der europäischen Kulturhauptstadtregion Salzkammergut, in der Ursulinenkirche und im Bischofshof in Linz angekündigt, in der Salzburger Kollegienkirche, im Klagenfurter Dom, im "Kultum" in Graz sowie in Innsbruck, wo Österreichs "Kunst-Bischof" Hermann Glettler kreative Akzente zum Beginn der Fastenzeit noch eigens vorstellt. Grundgedanke ist jeweils, sich von bemerkenswerten, teils spektakulären Kunstwerken beim Nachdenken über grundlegende Fragen des menschlichen Lebens inspirieren und herausfordern zu lassen.
"Über die Schwelle" - unter diesem Titel sind ab dem Aschermittwoch bis in den Herbst hinein künstlerische Positionen zu Tod und Vergänglichkeit in Hallstatt zu sehen. Haruko Maeda, geboren in Tokio, in Wien lebend und in Linz lehrend, sorgt für den Auftakt dieser Ausstellungsreihe im Rahmen von "Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024", Pfarrkirche, Gebeinhaus und Gruft werden dabei bis Karfreitag zu Orten in Hallstadt, die mit der grundlegenden Frage nach dem Wohin des Lebens konfrontieren. Traditionelle japanische Umgangsweisen mit Verlust und Trauer lässt Maeda auf klassisch europäische Bildsprachen treffen, "Knochen, Keramik, Korallen oder Textilien werden ebenso in künstlerische Objekte verwandelt wie präparierte Tierkörper", so die Ankündigung.
Offiziell eröffnet wird die Ausstellung im Rahmen eines Gottesdienstes am 1. Fastensonntag, 18. Februar, um 10 Uhr mit dem Linzer Bischof Manfred Scheuer, im Anschluss führt Martina Gelsinger, Referentin für Kunst und Kultur der Diözese Linz und Kuratorin, in die Werke von Haruko Maeda ein.
"Memento mori" in Linzer Ursulinenkirche
Unter dem Leitthema "Memento mori" ("Gedenke des Todes") werden seit rund drei Jahrzehnten Arbeiten von Kunstschaffenden während der Fastenzeit in der Linzer Ursulinenkirche ausgestellt. Heuer kommen mit Studierenden an der Kunstuniversität Linz und an der Akademie der bildenden Künste Wien Nachwuchskünstlerinnen und -künstler zum Zug. Fiona Prohaska und Severin Standhartinger sowie Benjamin Ben Amotz und Daphne von Schrader zeigen skulpturale Installationen und Videoarbeiten im Kirchenraum und in der Krypta der Ursulinenkirche. Die Leitthemen stehen unter dem Eindruck weltweiter Krisen, Tod und Vergänglichkeit, Werden und Vergehen im Kontext von Mensch und Natur, wie es in der Ankündigung der Diözese Linz heißt.
Zugänglich ist die Ausstellung von Aschermittwoch, 14. Februar, bis Karfreitag, 29. März; eröffnet wird sie nach der Aschermittwoch-Liturgie, die um 19 Uhr beginnt. Am Dienstag, 13. Februar, laden die beiden Kuratorinnen Martina Gelsinger und Anja Ellenberger (Kunstuniversität Linz) um 10 Uhr zu einem geführten Rundgang, bei dem auch einige der beteiligten Kunstschaffenden sowie Angelika Stummer von der Citypastoral Linz anwesend sein werden. (www.dioezese-linz.at/ursulinenkirche)
Kollegienkirche Salzburg: Auf Teppichen zu Gott
In der Kollegienkirche in Salzburg ist von 13. Februar bis 9. April 2024 die Kunstinstallation "Innere Landschaft" von Hans Schabus zu sehen. Diesen Sakralraum habe der vor 300 Jahren verstorbene Barockbaumeister Johann Fischer von Erlach als himmlisches Jerusalem konzipiert. Dieses endzeitliche Bild aus der biblischen Offenbarung des Johannes sei "keine Utopie, sondern steht am Ende eines langen Weges mit Gott", erklärte Christian Wallisch-Breitsching von der Kollegienkirche. Diesen zielgerichtet zu gehen, lade die Installation des aus Kärnten stammenden und in Wien lebenden Künstlers ein. Schabus legte die Kirche dafür mit Teppichen aus, auf denen Menschen mit Ihrer Geschichte "unsichtbare Spuren hinterlassen" hätten. "Auch wir ziehen unsere Spuren auf dem Weg durch den Raum. Unsichtbar, aber spürbar bleibt eine große Gemeinschaft", hieß es.
Die feierliche Eröffnung der Ausstellung mit Erzbischof Franz Lackner findet am 13. Februar statt. Anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums des Kardinal-König-Kunstfonds wurde Hans Schabus als dessen erster Preisträger mit der Gestaltung betraut. (www.kollegienkirche.at)
Sehnsucht nach Frieden im Grazer "Kultum"
Der Aschermittwoch im "Kultum", dem Grazer Kulturzentrum bei den Minoriten, steht ganz im Zeichen der jüngst eröffneten Schau "NIE WIEDER KRIEG!" von Zenita Komad. Kurator Johannes Rauchenberger spricht am 14. Februar um 16 Uhr mit der aus Klagenfurt stammenden Künstlerin über ihre Botschaften einer neuen Verständigung zwischen Menschen unterschiedlicher Weltanschauungen und über ihre Vorstellungen einer interreligiösen Spiritualität. Um 17 Uhr wird die Schauspielerin Maxi Blaha im "Friedensbüro" und in der gesamten Ausstelllung Texte von Bertha von Suttner zum Thema Frieden vortragen.
"NIE WIEDER KRIEG!" wird vom "Kultum" als Doppelausstellung gemeinsam mit dem Klagenfurter Museum Moderner Kunst Kärnten durchgeführt. In Graz liegt der Schwerpunkt auf Zenita Komads Werk der letzten Jahre und ihrem Blick auf die derzeitige Weltlage. Der messianische Frieden des alttestamentlichen Propheten Jesaja finde in ihren Bildwerken ebenso bildlichen Ausdruck wie eine Ahnengalerie aus Frauen und Männern der Weltgeschichte von Bertha von Suttner bis Gandhi, die Komad mit den Besuchenden wörtlich in einem "Friedensbüro" vernetzt. (www.kultum.at)
Einen "Kunst-Aschermittwoch" gibt es in Grazer außerdem auch in der Grazer Andräkirche und in der QL-Galerie. In seinem Projekt "Re(f)used" verknüpft der in Graz lebende baskische Künstler Alberto Lomas in der von der Katholischen Hochschulgemeinde betriebenen Galerie die Auseinandersetzung mit Flucht und Migration mit der Klimakrise. "Words Without Papers" nennt er seine Fastenzeit-Installation in der Andräkirche. Dort möchte er die Gottesdienst- und Kirchenbesuchenden dafür sensibilisieren, Probleme rund um Heimatverlust "auch aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten".
"Orakel" im Klagenfurter Dom
Eva Petric, eine international renommierte "Transmedia-Künstlerin", die im Vorjahr mit einer Installation die Fastenzeit im Wiener Stephansdom bereicherte, macht heuer den Klagenfurter Dom zum Schauplatz der Begegnung von Kunst und Glaube: Die gebürtige Slowenin, die auch studierte Psychologin ist, gestaltete für "Kunst im Dom 2024" das Projekt "Orakel", das "in Zeiten des Transhumanismus" vor die Frage stellen soll: "Bist du ein Mensch?" Ausgehend von analoger Schwarz-Weiß-Fotografie erstellte Petric eine "dreidimensionale Installation mit dahinterliegenden Reflektoren, die einen Leuchteffekt erzeugen, kombiniert mit Sprachintervallen (Kannst du schwimmen?) zu bestimmten Zeiten", wie die Dompfarre ankündigte.
Eröffnet wird "Kunst im Dom" am 14. Februar vom Kärntner Bischof Josef Marketz in der Liturgie zum Aschermittwoch ab 19 Uhr. (www.kath-kirche-kaernten.at)
Im Dom Museum Wien ist aktuell eine Sonderausstellung "Sterblich sein" zu sehen, die thematisch bestens zu "Memento-mori"-Anstößen am Aschermittwoch passt. Einen Tag danach, am 15. Februar, lädt Ko-Kurator Klaus Speidel und dem in der Ausstellung vertretenen Künstler Nikolaus Gansterer ab 18 Uhr zu einem "DOMerstagabend" mit Rundgang und künstlerisch-philosophischen Gespräch über "Sich dem Unaussprechlichen nähern". Die Sonderschau des Hauses am Stephansplatz bleibt noch bis 25. August geöffnet. (https://dommuseum.at)
Quelle: kathpress