Landau: "Wir dürfen uns mit der Armut nicht abfinden"
"Wir dürfen uns mit der Armut, die es auch bei uns gibt, nicht abfinden. Und ich erwarte mir von jeder künftigen Regierung, dass sie auch ein erneuertes Solidarversprechen leistet." Diese Worte hat der inzwischen abgelöste, langjährige Caritas-Präsident Michael Landau am Sonntag an die politischen Verantwortungsträger gerichtet. In einem Doppelinterview mit Kardinal Christoph Schönborn in der "Krone" äußerte sich Landau u.a. auch zu den Vielfach-Krisen und den Folgen für die Gesellschaft: "Wir werden daraus verändert hervorgehen. Aber ob zum Guten oder zum Schlechten, das liegt auch an uns. Dazu ist es wichtig, zusammenzustehen, niemanden zu vergessen."
Zugleich warnte Landau im Blick auf das heurige "Superwahljahr", in dem nicht nur in Österreich, sondern in vielen Ländern weltweit gewählt wird, vor einseitigem Populismus. Bei allen Wahlen gehe es letztlich um die Frage, wie man künftig miteinander umgehe. "Wer alles politische Porzellan zerschlägt, hat am Tag danach nur noch Scherben, um die Tafel zu decken", so Landau - und an anderer Stelle deutlicher: "Populisten bewirtschaften Probleme und lösen sie nicht".
Schönborn verteidigt Corona-Maßnahmen
Vorsichtiger zeigte sich diesbezüglich Kardinal Schönborn: Politik sei nie "streichelsanft" gewesen - im Kern bleibe sie ein Ringen um Gerechtigkeit und Gemeinwohl. Da sei es auch normal, parteiisch zu sein und Interessen zu vertreten - "aber die verschiedenen Interessen zu verwirklichen setzt voraus, dass es einen gemeinsamen Rahmen gibt. Wenn man diesen Rahmen zerstört, dann zerstört man auch die Zukunft der eigenen Interessen."
Zudem verteidigte Schönborn auch nochmal das kirchliche Vorgehen bzw. die kirchliche Positionierung während der Corona-Pandemie: "Bitte erklärt uns, wie hätte man reagieren sollen, als die Pandemie ausbrach. Solche Maßnahmen zu treffen ist ein Akt höchster Verantwortung, die zu tragen eine schwere Bürde ist. Es ging um Lebensrettung, deshalb habe ich kein schlechtes Gewissen, dass wir mit der Regierung konform gegangen sind. Was wäre die Alternative gewesen?"
Caritas muss "lästig" sein
Beide - Schönborn und Landau - verbindet eine langjährige Freundschaft, die sich u.a. darin zeigt, dass der Wiener Erzbischof die Caritas immer wieder auch gegen Kritik verteidigte, wie er sagte: "Wenn man die Stimme der Armen ist, dann wird man nicht immer gerne gehört. Daher meine Überzeugung (...), die ich zur Verteidigung der Caritas immer geäußert habe: 'Eine Caritas, die nicht lästig ist, ist keine gute Caritas.'"
Schließlich äußerte sich Schönborn auch erneut zur Frage eines möglichen Nachfolgers als Erzbischof von Wien. Es gebe kein neues Rücktrittsangebot, der Papst habe ihm zu verstehen gegeben, dass er bis zu seinem 80. Geburtstag im Jänner nächsten Jahres im Amt bleiben würde. "Das kann man natürlich versuchen zu interpretieren. Heißt das bis zum Ende des 81. Lebensjahres? Nein, es wird nicht spekuliert. Ich kann zuversichtlich sagen, dass an meine Nachfolge gedacht wird und dass ich das mit Zuversicht und Gott- und Papstvertrauen sehe."
Quelle: kathpress