
Ein Jahr nach Erdbeben in Syrien und Türkei: Hilfe noch lange nötig
Auch ein Jahr nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien im Februar 2023 sind noch unzählige Menschen auf Hilfe angewiesen. Darauf haben am Donnerstag zahlreiche Hilfsorganisationen in Aussendung aufmerksam gemacht. Für die Menschen in Syrien sei die Situation besonders dramatisch, denn bereits vor dem Erdbeben benötigten mehr als vier Millionen Menschen um Aleppo, Latakia und Hama humanitäre Unterstützung.
Die meisten Betroffenen seien Vertriebene des Bürgerkrieges und hätten so innerhalb kurzer Zeit zum zweiten Mal alles verloren. "Bei unserem Einsatz in Syrien geht es auch darum, traumatisierte Menschen psychosozial zu unterstützen und Ihnen Hoffnung für eine bessere Zukunft zu geben" so Andreas Knapp, Auslandshilfe Generalsekretär der Caritas Österreich und Vorstandsvorsitzender von "Nachbar in Not".
Der Wiederaufbau sei im Gange, werde allerdings Jahre dauern. "Sehr viele Menschen sind noch immer in Notunterkünften, wie Containern oder Zelten, untergebracht. Zerstörte Wasser- und Abwasserleitungen sind vielerorts noch nicht wiederhergestellt", so Knapp.
Das Erdbeben habe die Lebensgrundlage vieler Menschen zerstört, sie hätten keine Arbeit mehr und könnten sich nicht selbst versorgen. Es fehle an sauberem Wasser, Lebensmitteln, Hygieneartikeln und im Winter vor allem auch an warmer Kleidung und Heizmöglichkeiten. Die Notunterkünfte seien nicht auf Langzeit-Nutzung ausgelegt und böten keinen ausreichenden Schutz vor Überschwemmungen, Kälte und Nässe. Zusätzlich fehle es an Infrastruktur, wie Sanitäranlagen und ausreichender medizinischer Versorgung.
Der ORF und "Nachbar in Not" hätten vor einem Jahr schnell reagiert und am Tag nach dem Erdbeben bereits die gemeinsame Hilfsaktion "Erdbebenopfer Türkei und Syrien" gestartet. Die Hilfsbereitschaft in Österreich sei groß gewesen, so Knapp: Innerhalb kurzer Zeit wurden für die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien 11,4 Millionen Euro gespendet. Bis zum heutigen Tag wurden in den betroffenen Regionen 16 Hilfsprojekte gestartet, davon 12 in Syrien und 4 in der Türkei. "Viele der Projekte laufen auch 2024 weiter, da der Bedarf an Hilfe nach wie vor sehr groß ist", so Knapp.
Nun bitten die Hilfsorganisationen Caritas, Rotes Kreuz, Arbeiter-Samariter-Bund, CARE, Diakonie, Hilfswerk International, Malteser Hospitaldienst und Volkshilfe im Rahmen von "Nachbar in Not" um weitere Spenden.
Kampfhandlungen im Erdbebengebiet
Die evangelische Diakonie hat zudem in einer weiteren Aussendung darauf aufmerksam gemacht, dass es in Teilen des syrischen Erdbebengebiets immer noch zu Kampfhandlungen kommt. "Artilleriebeschuss und Luftangriffe stehen leider noch immer auf der Tagesordnung, und verhindern, dass die Menschen die Hilfe bekommen, die sie brauchen", schilderte Diakoniedirektorin Maria Katharina Moser die Lage vor Ort. Im Oktober 2023 eskalierten die Feindseligkeiten und führten erneut zur Vertreibung von über 120.000 Menschen im Nordwesten Syriens. Fast 40 Gesundheitseinrichtungen, 27 Schulen und 20 Wasserversorgungssysteme waren vom Beschuss betroffen.
Das Hilfswerk "Jugend Eine Welt" hat ebenfalls auf die katastrophale Lage in der nordsyrischen Stadt Aleppo aufmerksam gemacht. Die Situation vor Ort sei ein Jahr nach dem Erdbeben weiterhin extrem schwierig. Die Region Aleppo sei bereits wenige Wochen nach dem verheerenden Erdbeben wieder von der medialen Bildfläche verschwunden. Dabei sei die Not der Menschen weiterhin groß. "Familien mit Kindern, aber auch ältere Personen benötigen auch ein Jahr nach der Bebenkatastrophe noch dringend Hilfe", betonte Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von "Jugend Eine Welt", in einer Aussendung. "Jugend Eine Welt" arbeitet vor Ort mit Don Bosco Schwestern und Salesianern Don Boscos zusammen. (Infos und Spenden: http://nachbarinnot.ORF.at; www.jugendeinewelt.at/)
Quelle: kathpress