Theologe Söding in Wien: Synodaler Weg braucht "römisches Gütesiegel"
Der deutsche kirchliche Reformprozess Synodaler Weg will Synodalität nicht gegen, sondern mit Rom umsetzen: Das hat der katholische Theologe und Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Söding, bei einem Vortrag am Montagabend betont. "Wir wollen nicht im Dissens mit Rom sein, sondern Synodalität auf Dauer stellen - und dafür benötigen wir auch das römische Gütesiegel", sagte Söding laut Aussendung bei einer Online-Veranstaltung unter dem Titel "Bewegt sich die Kirche?" der Wiener "Akademie am Dom". Entsprechend blicke er auch zuversichtlich auf den angekündigten Besuch des Präfekten des Glaubensdikasteriums, Kardinal Victor Fernandez, in Deutschland. "Sein Besuch ist ein gutes Zeichen", zeigte sich Söding überzeugt.
Insgesamt würden die laufenden synodalen Reformprozesse wie in Deutschland, aber auch auf weltkirchlicher Ebene, in Lateinamerika und in Australien zeigen, dass sich Kirche bewegt - wenngleich mit verschiedenen Geschwindigkeiten. Dennoch würden sich alle in einer neuen Art, Kirche zu sein, üben, die weniger Papst- und Bischofs-zentriert, näher am Ohr des Gottesvolkes und offener für den Dialog sein wolle. Offen sei jedoch die Frage, wie die Kirche "ihre bischöfliche mit einer synodalen Struktur verbinden" soll, so der Theologe.
Deutliche Überschneidungen machte Söding u.a. bei den Themen aus, die der deutsche Synodale Weg verfolgt und die auf weltkirchlicher Ebene diskutiert werden. Dies seien die Themenkomplexe Klerikalismus und Bischofsamt, Stärkung der Frauenrechte und kirchliche "Inklusion", also der kirchliche Umgang mit Menschen in "irregulären" Beziehungen.
"Synoden brauchen Theologie"
Auf Weltebene fehle indes noch eine fundierte theologische Debatte und Begleitung, konstatierte Söding: "Synoden brauchen Theologie - die sie aber noch nicht haben." Gemeint sei damit eine Reflexion der Debatten vor dem Hintergrund von Schrift, Tradition, dem Glaubenssinn des Gottesvolkes, dem Lehramt, den anderen Wissenschaften - und schließlich einer "kommunikativen Verschaltung" dieser theologischen Quellen. Eine solche theologische Begleitung der Synodalen könnte "die Qualität der Beratungen heben und die Kompetenz aller fördern".
Insgesamt zeigte sich Söding zuversichtlich, dass der deutsche Synodale Weg, der sich derzeit in der Phase der Gründung des Synodalen Ausschusses in Vorbereitung eines Synodalen Rates (bis 2026) befindet, ein Erfolg wird. Es gebe gewiss "Kommunikationsprobleme" und auch Vorbehalte gegenüber angeblichen "Über-Ambitionen" des Reformprojekts, räumte der Theologe ein; auch gebe es u.a. aus Wien die Befürchtung, dass ein Synodaler Rat das Bischofsamt "beschädigen" könnte - eine Befürchtung, die ihn "verwundert", so Söding, übersehe dies doch, dass es gerade die Bischöfe waren und sind, die die Einrichtung eines Synodalen Rates mit großer Mehrheit mitgetragen hätten und den Weg für richtig erachten.
Mit der Formulierung "aus Wien" spielte Söding auf den Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, sowie auf den Theologie-Professor Jan-Heiner Tück von der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät an. Im Juni 2022 hatte Kardinal Schönborn in einem Interview mit Tück in der Zeitschrift "Communio" Bedenken zum Synodalen Weg angemeldet und eine "Instrumentalisierung des Missbrauchs" für eine vordergründige Reformagenda beklagt. Die Tatsache des Missbrauchs sei "kein Argument gegen Leitung", die Tatsache der Vertuschung durch Bischöfe und Priester an sich "kein Argument gegen die bischöfliche Verfasstheit der Kirche", so Schönborn damals.
Quelle: Kathpress