Ringvorlesung: Religionsvertreter bekennen sich zum Klimaschutz
Ein Bekenntnis zur Verantwortung der Religionen in Fragen des Klimaschutzes und der Klimagerechtigkeit haben Religionsvertreterinnen und -vertreter am Dienstag in Wien abgelegt. Es gebe bereits zahlreiche bewusstseinsbildende Maßnahmen seitens der Religionsgemeinschaften, um im privaten Umfeld und in den Gemeinden klimagerechter zu leben, hielten Fachleute aus der katholischen und evangelischen Kirche sowie von muslimischer Seite fest. Doch brauche es eine Intensivierung der Bemühungen, um die hoch gesteckten Klimaziele zu erreichen, zeigten sich die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion an der Universität Wien zum Abschluss der Ringvorlesung "Klimagerechtigkeit und Religion" überzeugt.
Am Podium diskutierten der Umweltsprecher der Erzdiözese Wien, Markus Gerhartinger, die evangelische Umweltverantwortliche Andrea Kampelmühler, der muslimische Landesjugendreferent und Gründungsmitglied von "Religions for Future" in Graz, Andin Berisha, sowie via Live-Schaltung in die USA die Muslima und Trainerin für Nachhaltigkeit und Umweltschutz, Elma Salo.
Gerhartinger unterstrich aus christlicher Sicht das Selbstverständnis, dass ein am Glauben orientiertes Leben notwendigerweise ein klimaschonendes Leben darstelle. Dieses Bewusstsein sei heute bereits unter vielen Katholiken gegeben und zeige sich auch in den vielen Aktivitäten auf Ebene der Pfarren und Diözesen, die sich verpflichtet hätten, bis 2030 rund 60 Prozent ihrer CO2-Emissionen einzusparen. Da sei gewiss noch "Luft nach oben", räumte Gerhartinger ein, aber es würde gerade auch im ökumenischen Austausch vieles geschehen, verwies er etwa auf die Aktion "Autofasten", die es bereits seit 20 Jahren gebe, sowie auf die "Schöpfungszeit" im September, die ebenfalls ökumenisch begangen wird. "Uns ist aber klar, dass wir mehr tun müssen, wenn wir die Ziele erreichen wollen", so Gerhartinger.
Auch Kampelmühler verwies auf bestehende Aktivitäten auf Seiten der evangelischen Diözesen bzw. Gemeinden. Diese seien "immens und vielfältig" und reichten von Nachhaltigkeits-Leitfäden für die Pfarren bis hin zu einem umfassenden Klimaschutzkonzept der Evangelischen Kirche in Österreich, das u.a. einen Umstieg auf Ökostrom bis 2025 und eine Kompensation etwa von Reisen und Veranstaltungen über die "Klimakollekte" umfasst. Zugleich verwies Kampelmühler darauf, dass die "dringend notwendige gesellschaftliche Transformation" nicht von jedem und jeder Einzelnen allein abhänge, sondern es auch politische Maßnahmen und Steuerung brauche.
Muslime sind mit im Boot
Dem stimmte auch die muslimische Nachhaltigkeits-Trainerin Elma Salo zu: Es gelte, Bewusstseinsbildung etwa bei jungen Menschen via Social Media für einen nachhaltigen Lebensstil zu betreiben - aber genauso brauche es klare gesetzliche Maßnahmen. "Religionen sind wichtig beim Klimaschutz", so Salo, "aber eine gute Absicht allein wird nicht genügen. Es braucht Gesetzesänderungen", mahnte die Trainerin, ohne allerdings zu benennen, was genau sie damit meint. Wichtig sei aus Sicht junger Menschen bei dem Thema zudem, auf die verschiedenen Voraussetzungen und Milieus zu achten, in denen Menschen leben. "Meine Vision eines bunten Österreich ist die, dass jeder auf seine Art umweltgerecht leben und dabei niemand diskriminiert wird."
Ähnlich sah das auch der Grazer Aktivist Andin Berisha: Schöpfungsverantwortung sei für Muslime eine fixe Größe bzw. eine klare Forderung, die sich aus ihrem Glauben ergebe. Und tatsächlich gebe es gerade aufseiten junger Muslime viele Initiativen wie etwa "Fasten - Teilen - Helfen", eine Nachhaltigkeits-Initiative während des Ramadan oder auch nachhaltige Fastenbrechen-Essen. "Diese Initiativen sind wichtig, um jungen Menschen das Ohnmachtsgefühl zu nehmen angesichts der vielen Krisen", so Berisha. Zugleich mahnte auch Berisha zu einem sensiblen Umgang mit Jugendlichen bei diesem Thema - "es sind ganz spezielle Communitys, die einen speziellen Zugang benötigen, damit sie das Thema als ihr Thema wahrnehmen."
Breite Themenpalette bei Vorlesungen
Mit der Podiumsdiskussion endete zugleich die Wiener Ringvorlesung "Klimagerechtigkeit und Religion", die im Oktober 2023 begonnen hatte. Die Themenpalette der Vorträgt reichte von der Schöpfungstheologie und einer neuen Sicht auf den Menschen innerhalb dieser Schöpfung ("Ende des Anthropozäns") über tierethische Fragestellungen bis hin zur Analyse des Phänomens "Apokalyptik", mit dem Szenarien der Klimakrise oft beschrieben werden. Zu Wort kamen u.a. die Sozialethikerin Ingeborg Gabriel, die Medienethikerin Claudia Paganini, der reformierte Theologe Ulrich Körtner und die katholische Theologin Regina Polak. (Infos: https://ktf.univie.ac.at/ringvorlesungklimagerechtigkeitundreligion)
Quelle: kathpress