Caritas: Jedes Kind verdient die gleichen Chancen auf Bildung
Die Caritas hat auf schlechtere Bildungschancen für Kinder und Jugendliche aus armutsbetroffenen Familien aufmerksam gemacht. "Nur mit armutsfestem Sozialstaat und bildungspolitischen Maßnahmen können wir die Armutsspirale für Kinder stoppen und Chancengleichheit ermöglichen", betonte Caritas-Präsident Michael Landau in einer Aussendung am Mittwoch. Jedes Kind verdiene die gleichen Chancen, mahnte er anlässlich des Internationalen Tags der Bildung (24. Jänner).
"Wer von Armut betroffen ist, hat weniger Einkommen, ist häufiger krank, kann am gesellschaftlichen Leben weniger teilnehmen und hat auch schlechtere Bildungschancen", wies Landau auf die starke Wechselwirkung zwischen Armut und Lebensqualität hin. Dies wisse man nicht nur aufgrund zahlreicher Studien, es spiegele sich auch in der Realität wider. 36.000 Kinder in Österreich sind laut Caritas erheblich materiell depriviert, jedes fünfte ist durch Armut und Ausgrenzung gefährdet.
"Ohne Unterstützung werden diese Kinder mit hoher Wahrscheinlichkeit die armutsbetroffenen Erwachsenen von morgen sein", so Landau. Bildung werde in Österreich leider nach wie vor vielfach vererbt. Ein Aufwachsen in Armut bedeute heute noch immer für viel zu viele Kinder und Jugendliche geringere Chancen auf einen erfolgreichen Bildungsweg und damit ein höheres Armutsrisiko im weiteren Lebensverlauf. So gingen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung nur halb so viele 10-14-jährige Kinder aus armutsgefährdeten Haushalten in eine Allgemeinbildende höhere Schule, an öffentlichen Universitäten kämen mehr als ein Viertel der Studierenden aus einem Elternhaus mit Hochschulabschluss, während nur 3 Prozent der Studierenden Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss haben.
Auftrag an Bildungs- und Sozialpolitik
Hier sehe die Caritas einen klaren Handlungsauftrag für die Politik. "Kinderarmut und Bildungsarmut sind nicht nur für die betroffenen Kinder ein Problem, sie gehen auch mit hohen Folgekosten für die gesamte Gesellschaft einher", zeigte sich Landau überzeugt. Folglich gelte es Maßnahmen zu ergreifen, damit Bildungsarmut nicht weiterhin vererbt werde und jedes Kind die Chance bekomme, seine Begabungen und Stärken zu entfalten.
In erster Linie sei die Bildungs- und Sozialpolitik gefordert, wies Landau hin: "Neben armutsfesten Familienleistungen sind eine Reform der Sozialhilfe als letztes Auffangnetz, eine Anhebung des Ausgleichszulagenrichtsatzes sowie eine Erhöhung des Arbeitslosengelds unter Beibehaltung der Notstandshilfe auch für die Bekämpfung von Kinderarmut von zentraler Bedeutung." Zusätzlich zu den sozialpolitischen Maßnahmen brauche es aber auch bildungspolitische Maßnahmen, betonte der Caritas-Präsident. "Allen Kindern einen Zugang zu qualitätsvoller Bildung zu ermöglichen, ist der beste Weg, um präventiv gegen Armut zu wirken."
Bildung beginnt im Kindergarten
Es brauche zudem ein breites Verständnis dafür, dass Bildung bereits im Kindergarten beginnt. Deswegen müsse möglichst rasch ein flächendeckendes Angebot von qualitativ hochwertigen elementarpädagogischen Bildungs- und Betreuungsangeboten in ganz Österreich geschaffen werden. "Ich hoffe, dass die Politik hier trotz des einsetzenden Wahlkampfs bereit ist, auf die Praxis zu hören", sagte der Caritas-Präsident. Auch der Ausbau ganzheitlicher und ganztägiger Schulformen als flächendeckendes Angebot in ganz Österreich müsse forciert werden. Erst entsprechende Betreuungs- und Bildungsangebote ermöglichten es den Eltern, zudem einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, was ebenfalls wichtig für die Armutsprävention sei.
Nicht zuletzt müsse die langfristige Ausweitung von inklusiven Bildungsangeboten, kostenlosen Förderungsmaßnahmen und außerschulischen Lernangeboten für Schulkinder angegangen werden, so Landau. "Es muss gelingen, armutsbetroffene Kinder in allen Lebensbereichen zu unterstützen", hier seien etwa die 69 Lerncafés, die die Caritas in ganz Österreich betreibt, ein wichtiger Beitrag. "Durch den Besuch der Lerncafés verbessern Kinder nicht nur ihre schulischen Leistungen, es hilft auch, die eigenen Talente und Fähigkeiten zu entdecken und zu entwickeln", zeigte sich Landau überzeugt. Die langen Wartelisten für einen Platz in einem Lerncafé zeigten, wie wichtig eine Ausweitung des Angebots sei.
Es gelte, rasch den kürzlich vorgelegten nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der europäischen Garantie für Kinder umzusetzen. "Armutsbetroffene Kinder können nicht länger warten. Ihre Zukunft beginnt jetzt, im Hier und Heute. Es geht darum, dieses Hier und Heute bestmöglich zu gestalten - im Sinne aller Kinder und im Sinne einer gelingenden Zukunft für die Gesellschaft insgesamt", schloss Landau.
Quelle: kathpress