Gefängnisseelsorger: Mehr Betreuung psychisch kranker Gefangener
Bessere Therapie und Betreuung für psychisch kranke Gefängnisinsassen fordern Vertreterinnen und Vertreter der katholischen, evangelischen und muslimischen Gefängnisseelsorge. Zwölf Gefängnisinsassen haben sich im vergangenen Jahr das Leben genommen, das waren doppelt so viele wie 2022. Das liege auch an mangelhaften Unterstützungsangeboten, kritisierten die Gefängnisseelsorger in der ORF-Radiosendung "Religion aktuell" am Donnerstagabend.
Das Erreichen der Menschen gehe nur mit Beziehungs- und Vertrauensarbeit, so die Gefängnisseelsorger. Dafür brauche es Räumlichkeiten und Zeit. An beidem scheitere es in vielen Justizanstalten, schilderte Beatrix Hofer von er katholischen Gefängnisseelsorge die Problematik. "Ich muss oft Seelsorgegespräche abbrechen, schlichtweg, weil ich keinen Platz habe, an dem ich in Ruhe in Einzelbetreuung reden könnte", so Hofer. In erster Linie fordere sie mehr Personal bei der psychischen Betreuung von Insassen.
Gefängnisseelsorge sei keinesfalls ein Ersatz für professionelle psychologische Betreuung, betonte Markus Fellinger, Leiter der evangelischen Gefängnisseelsorge. Trotzdem könne sie Suizide verhindern, denn sie ist oft die erste Anlaufstelle für Betroffene. So sei es einer der wichtigsten Arbeiten der Seelsorger, "dass ich Menschen Mut mache, zum Psychiater zu gehen", schilderte Fellinger die Herangehensweise.
"Wir haben immer mehr Insassen, die teilweise mit psychischen Erkrankungen in Maßnahmenvollzug gelangen, während es im Gegenzug dazu keine Erhöhung der personellen Ressourcen gibt", kritisierte auch Mehmet Celebi, Leiter der muslimischen Gefängnisseelsorge. Das könnte aus seiner Sicht ein Grund dafür sein, dass die Suizidzahlen gestiegen sind.
Quelle: kathpress