Lebensdauer von Ordensgemeinschaften durchschnittlich 250 Jahre
Die "Lebensdauer" von Ordensgemeinschaften beträgt durchschnittlich 250 Jahre. Das haben Historikerinnen und Historiker errechnet. In Österreich gibt es 193 Ordensgemeinschaften mit sinkender Tendenz. Erst im Vorjahr geriet das Stift Engelszell an der Donau in Oberösterreich in die Schlagzeilen. Der französische Trappistenorden hatte sich entschlossen, den letzten Standort im deutschsprachigen Raum aufzugeben. "Orden spiegeln die Kultur einer Zeit wider", sagte dazu die Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz (ÖOK), Sr. Christine Rod, in den "Salzburger Nachrichten" (Wochenende).
Postämter werden aufgelassen. Bankfilialen sperren zu. Gasthäuser schließen. Ebenso Bäcker und Fleischhauer. An das Verschwinden von Infrastruktur habe man sich in Österreich längst gewöhnt. Dass Ähnliches auch für Klöster gilt, ist hingegen weniger bekannt. Bis 1850 habe es in Österreich 800 bis 1000 Ordensleute gegeben. Dann legte man den Fokus auf Waisenkinder und Frauenbildung. Die Folge: Die Zahl der Ordensschwestern und -brüder vervierfachte sich. Heute seien es etwa 4.000, so Rod.
Für die ÖOK-Generalsekretärin ist es wichtig, die größeren Zusammenhänge zu betrachten. "Die Frage ist: Was sucht eine Gesellschaft, was braucht eine Gesellschaft? Und warum sollte sich das nicht neu sortieren? Für manche Orden hat sich der Auftrag erfüllt. Zum Beispiel in den Bereichen Schule oder Gesundheit. Das sind ja mittlerweile integrale Bestandteile der europäischen Wohlfahrtsstaaten."
Ob ein Kloster eine Zukunft habe oder nicht, hänge auch von den demografischen Entwicklungen ab: In vielen Orden gab es einen großen Schub durch die um 1940 geborenen Kriegskinder, die sind um 1960 scharenweise eingetreten. Dann spitze sich die Alterspyramide zu. Durch die Babyboomer Anfang der 1960er-Jahre habe das wieder stark zugenommen. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) waren die Pfarren und Jugendgruppen Pools für Eintritte. Diese Konzilseuphorie sei aber verflogen.
Dass Ordensleute wie eine aussterbende Spezies seien, glaubt Rod nicht. "Es wird immer Menschen geben, die ihren Glauben ernstlich leben, sich bilden und sich für andere einsetzen wollen." Wo Junge sind, wollen andere Junge hin, so Rods These. Das habe etwa Heiligenkreuz immer geschafft." Ich war unlängst erst dort und beeindruckt von diesem Gewusel.
Quelle: kathpress