Bischof Elbs: Erzdiözese Vaduz ist "wie eine andere Welt"
Der Vorarlberger Bischof Benno Elbs wird als aktueller Übergangsverwalter der Erzdiözese Vaduz in der kommenden Woche den Gottesdienst zur feierlichen Eröffnung des Liechtensteinischen Landtags wieder abhalten. Die Entscheidung hat Brisanz. Der im Herbst emeritierte Vaduzer Erzbischof Wolfgang Haas hatte den traditionellen Gottesdienst im Vorjahr aus Protest gegen die Einführung der eingetragenen Partnerschaft für homosexuelle Menschen in Liechtenstein abgesagt. Er wolle Gottesdienst und den Segen, um den ihn die Mitglieder aller Landtagsfraktionen und Parteien für ihre Arbeit gebeten hätten, nicht abhängig von der inhaltlichen Arbeit der Parlamentarier machen, erklärte Bischof Elbs nun im Interview der Vorarlberg-Ausgabe der "Kronen Zeitung" (Sonntag).
"Ich finde es schön, wenn Politiker ihren Amtsantritt mit einem Gebet beginnen", sagte Elbs, der seit rund vier Monaten neben seinem Amt als Diözesanbischof von Feldkirch auch Apostolischer Administrator der benachbarten Erzdiözese Vaduz ist. Gute Politik sei auch eine "edle Form der Nächstenliebe". Entsprechend habe er entschieden, dem Wunsch zur Feier des sogenannten Heilig-Geist-Amtes zur Landtagseröffnung am 19. Jänner nachzukommen.
Einen Affront gegen Alt-Erzbischof Haas sieht Elbs darin nicht. "Ich bin ein anderer Mensch und habe vielleicht einen lockereren, österreichischen Zugang, der auf der Trennung von Kirche und Staat basiert." Grundsätzlich "hatte und habe" er ein gutes Verhältnis mit Erzbischof Haas - "auch wenn wir in vielen Fragen sehr unterschiedliche Zugänge haben", wie Elbs hinzufügte. "Wir telefonieren miteinander und ich habe ihn auch schon in Schellenberg besucht."
Erzdiözese Vaduz "wie eine andere Welt"
Hinsichtlich des Kirche-Staat-Verhältnisses sei die Erzdiözese Liechtenstein im Vergleich zur Diözese Feldkirch "wie eine andere Welt", sagte Elbs in der "Vorarlberg Krone". Liechtenstein habe eine Landeskirche und damit eine enge Verbindung von Kirche und Staat. "Das bedeutet, dass die Bürgermeister eigentlich die Arbeitgeber der Priester sind. Die Gehälter werden von der Gemeinde bezahlt, die Kirchen von den Gemeinden erhalten", erklärte der Apostolische Administrator.
Das in Liechtenstein praktizierte Modell sei, wenn es wie im Fürstentum gut funktioniere, für die Kirche komfortabel, so Elbs. Pfarren hätten keine finanziellen Sorgen. Andererseits könnte es sich finanziell auswirken, wenn ein Pfarrer eine Position vertritt, die den politischen Vertretern nicht gefällt, schilderte der Bischof eine Kehrseite der Medaille. Zudem sei ein Viertel der Liechtensteiner nicht katholisch, gab er zu bedenken. "Grundsätzlich glaube ich, dass eine freie Kirche in einem freien Staat besser ist", sagte Elbs.
Zurückhaltend äußerte sich der Apostolische Administrator auf Nachfrage zu den Plänen der liechtensteinischen Regierung um Regierungschef Daniel Risch für ein neues Staatskirchenrecht, das die Sonderstellung der katholischen Kirche als Landeskirche beenden und andere Religionen rechtlich besserstellen soll. "Ich glaube, dass es nicht richtig ist, solche Dinge ausgerechnet in einer Übergangsphase zu entscheiden", sagte Elbs. Der zukünftige Erzbischof von Vaduz wäre dann in einer grundlegenden Frage gebunden, so der Administrator. "Deshalb wäre es gut, noch etwas zu warten."
"Bin dazu da, den Übergang zu managen"
Zur Situation in der Erzdiözese Vaduz, in der es in den vergangenen Jahren viele Diskussionen im Zusammenhang mit der Amtsführung von Erzbischof Haas gegeben hatte, bekräftigte Elbs seine Hoffnung, wieder eine gemeinsame Gesprächsbasis schaffen zu können. "Ich versuche mit den Menschen in Kontakt zu kommen, sodass alle ihre Sorgen und Anliegen äußern können", sagte Elbs. "Ich habe das Gefühl, dass mir die Liechtensteiner sehr entgegenkommen."
Größere Entscheidungen will Elbs als Administrator nicht fällen. Das sei Aufgabe des neuen Erzbischofs. Mit den örtlichen Priestern erlebe er "ein gutes Miteinander", so Elbs. "Klar ist aber auch: Ich habe als Administrator nicht die Aufgabe, die Zukunft der Pastorale in Liechtenstein zu gestalten. Ich bin dazu da, den Übergang zu managen, bis ein neuer Erzbischof kommt. Der wird dann vielleicht auch neue pastorale Schwerpunkte mit den Priestern entwickeln - und da gibt es wahrscheinlich mehr Diskussionen."
Bei Segnungen "auf Linie des Papstes"
Zur anhaltenden Debatte um das Vatikan-Dokument "Fiducia supplicans", das erstmals katholischen Priestern die Segnung unverheirateter, wiederverheirateter und homosexueller Paare erlaubt, sagte Bischof Elbs im Interview, er sei hierzu "auf der Linie des Papstes". "Wobei diese recht kleine Frage ein echtes Spannungsthema birgt und in Afrika oder Osteuropa komplett anders beantwortet wird als bei uns", fügte Elbs hinzu.
Für die weltweit vertretene katholische Kirche sei ihre Globalisierung bei Reformen "Chance und Herausforderung zugleich", erklärte der Bischof. "Ich bin überzeugt, dass es den Zugang der heilsamen Dezentralisierung braucht. Das heißt, dass es für die Länder auch unterschiedliche Lösungen geben könnte und sollte." Elbs bekräftigte erneut, dass für ihn etwa die Weihe von Diakoninnen ein "nächster logischer Schritt" wäre. Nachsatz: "Doch der wird nicht überall gleichzeitig funktionieren."
Quelle: kathpress