Pastoral-Expertin Eder-Cakl: Weniger Messe, mehr Kerzen-Anzünden
Die Ausprägungen des Glaubens werden individueller und neue Formen der Seelsorge wichtiger: Gläubige gehen am Sonntag weniger in die Messe, dafür häufiger "Kerze-Anzünden", und auch moderne Seelsorge auf Festivals wie im digitalen Raum werden gut angenommen, erklärt die Leiterin des Österreichischen Pastoralinstituts (ÖPI), Gabriele Eder-Cakl in einem Interview des "Virgil Magazins" (Ausgabe 1/2024). "Der Zugang zum Glauben ist ganz anders als noch vor 50 Jahren", so die vormalige Pastoralamtsleiterin der Diözese Linz. Auch wenn die klassische Glaubensweitergabe nicht mehr in den Familien stattfinde, sei es den Menschen aber nach wie vor wichtig, religiöse Fragen zu besprechen oder seelsorgliche Begleitung zu erhalten. Daher müsse die Kirche neue Seelsorgeformen entwickeln, so Eder-Cakl.
Als positives konkretes Beispiel nannte die Theologin die Festivalseelsorge, die im Sommer 2023 neben dem Donauinselfest in Wien beim "Electric Love"-Festivals in Salzburg und auf anderen Festivals in ganz Österreich angeboten wurden (Infos dazu unter www.denkdichneu.at/blog). Dabei gehe es nicht um das aktive Ansprechen von Feiernden, "sondern wir sind da und man kann quasi im Vorbeigehen auf uns zugehen", erklärte Eder-Cakl.
Menschen seien nach wie vor in der Kirche, jedoch nicht in regulären Messen, sondern bei anderen Formen des Gebets - etwa Taizé-Gebete - oder beim Kerze-Anzünden, um "gute Gedanken an ihre Liebsten im Himmel schicken zu wollen". In unsicheren Zeiten sei ein "Orientierung und eine gewisse Wertehaltung gefragt", merkte sie an. Unter dieser Prämisse werde aktuell das Projekt "Denk Dich Neu" für 18- bis 25-Jährige neu ausgerichtet.
Eder-Cakl strich im Interview auch die Bedeutung der österreichweiten Zusammenarbeit der Kirche heraus. Als offene Themen nannte sie ein Konzept für digitale Seelsorge, Schöpfungsverantwortung und Geschlechtergerechtigkeit - die beiden letzteren seien "Themen der Zukunft", so die Theologin. "Bei solch großen Themen ist es gut, wenn wir an einem Strang ziehen und sie auch in die Lebenswelt der Menschen übersetzen."
Gabriele Eder-Cakl ist seit 2023 Direktorin des Österreichischen Pastoralinstituts. Das Pastoralinstitut ist eine Fachstelle der Bischofskonferenz für Pastoral, Katechese und Evangelisierung. Es berät die Bischöfe und Diözesen im Blick auf eine Seelsorge auf der Höhe der Zeit und gestaltet die Entwicklung der Pastoral in Österreich mit. Bischof Josef Marketz (Gurk-Klagenfurt) ist der zuständige Referatsbischof für Pastoral. Das ÖPI organisiert u.a. die Österreichische Pastoraltagung, die noch bis 13. Jänner zum Thema Kirche und Wirtschaft im Bildungszentrum St. Virgil stattfindet.
Quelle: kathpress