Linz: Franziska Pruckner "Artist in Residence" im Haus der Frau
Das kirchliche Bildungs- und Begegnungszentrum "Haus der Frau" in der Linzer Volksgartenstraße stellt seit 2016 die ehemalige Dienstwohnung im 3. Stock Künstlerinnen im Rahmen eines "Artist in Residence"-Aufenthaltes unentgeltlich zur Verfügung. Aktuell ist dies Franziska Pruckner, die sich als Absolventin eines Textilkunst- und Design-Studiums an der Kunstuniversität in Linz mit modegeschichtlichen Thematiken beschäftigt. "Ihre Projekte bewegen sich im Bereich der Nachhaltigkeit und dem Hinterfragen moderner Methoden der Selbstdarstellung", heißt es in einer Aussendung der Diözese Linz am Dienstag. Das aktuelle Projekt Pruckners stelle die Linzer Goldhaube, die als wertvollster Teil der oberösterreichischen Tracht gilt, in den Mittelpunkt.
Für die junge Textilkünstlerin seien Materialbeschaffung, Konstruktion und technisches Know-how meist der Ausgangspunkt ihrer Arbeiten. Ziel sei die Balance zwischen Kunst, Handwerk und Konzept, hieß es. Die Linzer Goldhaube ist eine in zahlreichen Arbeitsstunden hergestellte traditionelle Kopfbedeckung, die ihren Höhepunkt der Verbreitung nach einer jahrhundertelangen Entwicklung im 19. Jahrhundert erreichte. Wie so vieles im textilen Raum sei auch die Goldhaube mit ihren dekorativen Stickereien und dem feinen handwerklich-technischen Aufwand weiblich behaftet und "wird symbolisch und traditionell mit dem 'Unter-die-Haube-Kommen' bei einer Hochzeit verbunden", informierte die Diözese Linz.
Über ihre künstlerische Auseinandersetzung mit der oberösterreichischen Tracht erklärte Pruckner, sie wolle einen Diskurs auslösen, "inwiefern sich damalige Tracht von der heutigen Mode unterscheidet, und auch in Bezug auf die Wertigkeit, die wir ihr als Gesellschaft beimessen. Besonders im Mittelpunkt steht der Kontrast zwischen 'unvergänglichem Werkstoff' bzw. dem Objekt, das über Generationen weitervererbt wird, und der heutigen Wegwerfgesellschaft."
Die Initiative "Artist in Residence" ist eine Kooperation des "Hauses der Frau" mit dem Diözesankunstverein Linz, der seit 1996 jährlich einen Preis für herausragende Abschlussarbeiten an der Linzer Kunstuniversität vergibt. Mit beiden Initiativen werden junge Kunstschaffende und der Dialog zwischen Kirche und zeitgenössischer Kunst gefördert.
Quelle: kathpress