Barbara Staudinger: Antisemitismus darf uns nicht egal sein
Ziel des Jüdischen Museums Wien (JMW) sei es zu "vermitteln, dass jüdische Geschichte uns alle etwas angeht, dass uns Antisemitismus deshalb nicht egal sein darf, weil er unsere demokratische Gesellschaft bedroht". Das sagte JMW-Direktorin Barbara Staudinger im Interview der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (Ausgabe 7. Jänner). Antisemitismus sei in weiten Teilen der Bevölkerung verbreitet. Dessen Bekämpfung sollte sich nicht auf einzelne Gruppen beschränken, so Staudinger, vielmehr gelte es einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz zu verfolgen.
Zugleich hielt die Museumsdirektorin fest: "Menschen erreicht man, indem man sie konkret anspricht." Das JMW versuche, Anknüpfungspunkte zur jüdischen Geschichte für unterschiedlichste Zielgruppen zu finden - von Studierenden bis zu Fußballfans, von Kindern bis Seniorinnen und Senioren. Jüdische Museen wie auch jenes in Wien zeigten die Geschichte aus der Perspektive einer Minderheit. Sie veranschaulichten damit, "dass es keine 'allgemeine Geschichte' gibt, in die sich andere integrieren müssen, sondern dass Eigenständigkeit und Integration nebeneinanderstehen können und das Besondere einer pluralistischen, modernen, demokratischen und weltoffenen Gesellschaft ausmachen", wie Staudinger erklärte.
"Nie wieder" werde zur bedeutungslosen Phrase, wenn nicht danach gelebt wird, so die JMW-Direktorin weiter. Und Erinnerungskultur sollte heute nicht so tun, als wäre das, was wir mit dem Anspruch "Nie wieder" adressiert wird, nur in der Vergangenheit. "Es ist in der Gegenwart und in der Zukunft", betonte Staudinger. Wichtig sei ihr auch, dass Erinnerungskultur nie ohne die Betroffenen erfolgt.
Direktorin Staudinger spricht am 17. Jänner ab 18 Uhr in Wien bei den "Theologischen Kursen" zum Thema "Das Jüdische Museum Wien, der Krieg in Gaza und die nötige Solidarität". (Info: www.theologischekurse.at)
Quelle: kathpress