Älteste Sozialorganisation: Diakonie feiert 150-Jahr-Jubiläum
Die Diakonie feiert 2024 ihr 150-jähriges Bestehen. Der Dachverband von rund 30 Hilfswerken und -vereinen im Bereich der evangelischen Kirchen gilt damit als älteste Sozialorganisation Österreichs. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten unter dem Motto "aufeinander zugehen" bilden am 2./3. Oktober ein Festkonzert im Wiener Konzerthaus und ein Festsymposion im Wiener Rathaus, wie die Diakonie angekündigt hat. Eröffnet wird das Jubiläum aber schon im Februar mit einem Geburtstagsempfang von Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser. Dabei feiert auch die Wanderausstellung "Geschichte hat viele Gesichter" Premiere, in der die Diakonie-Geschichte in Form von 25 exemplarischen Porträts von Gründern, Mitarbeitern und Klienten erzählt wird.
Im Zeichen des 150-Jahr-Jubiläums steht auch der "Diakoniesonntag" in den evangelischen Pfarrgemeinden am 14. April. Der Festgottesdienst aus der Pfarrkirche in Villach wird im ORF übertragen. Gefeiert wird auch in den Bundesländern: zum Beispiel beim Diakoniefest des Diakoniewerks Gallneukirchen in Oberösterreich am 8. und 9. Mai, beim Jubiläumsfest der Diakonie de La Tour in Kärnten am 26. Mai oder am 30. Mai beim "Gustav-Adolf-Fest" im burgenländischen Oberwart.
Moser setzt auf "Sozialraumorientierung"
Als für die Diakonie immer wichtiger werdende Entwicklung verwies Direktorin Moser in einem Interview für die aktuelle Jänner-Ausgabe der evangelischen Zeitschrift "Saat" auf die "Sozialraumorientierung" - also die Auflösung großer Heime in Richtung Inklusion von Menschen mit sozialem Unterstützungsbedarf im normalen Alltagsleben. "Die Diakonie ist dann dazu da, diese gemeinschaftlichen Selbstorganisationsprozesse von Menschen zu unterstützen", erklärte Moser.
Mehr als 10.000 hauptamtliche und knapp 3.000 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nach offiziellen Angaben an den 620 Diakonie-Standorten österreichweit tätig. Eigenverantwortliches Arbeiten mit Gestaltungsspielraum sei ein Kennzeichen der Mitarbeit bei der Sozialorganisation, sagte Direktorin Moser in der "Saat": "Die Diakonie traut ihren Mitarbeitenden sehr viel zu und setzt auch großes Vertrauen in sie." Die soziale Arbeit sei zudem fordernd, weil man "schwierige Lebenssituationen und Leid mittragen" müsse. Mitarbeitende müssten daher auch Ohnmachtserfahrungen aushalten können.
Als ein wichtiges Anliegen der Diakonie nannte Moser auch die Verbindung von Diakonie und Kirche. "Diakonie ist Kirche - und Kirche ist in all ihren Arbeitsfeldern wesentlich diakonisch", hob Moser hervor. Es brauche diese Verschränkung und das Zugehen aufeinander.
Offizielles Gründungsjahr 1874
Als offizielles Gründungsjahr der Diakonie in Österreich gilt 1874, wie aus einem historischen Überblick zur Gründungsgeschichte auf der Diakonie-Website hervorgeht: Damals genehmigte die zuständige Verwaltungsbehörde die Zulassung des "Evangelischen Vereins für Innere Mission in Gallneukirchen" (heute: Diakoniewerk). Zentrale Gründungsfigur war der wenige Jahre zuvor nach Gallneukirchen gekommene evangelische Pfarrer Ludwig Schwarz (1833-1910). Zusammen mit seinem Bruder Ernst Schwarz (1845-1925), Pfarrer in Waiern in Kärnten, und Gräfin Elvine de La Tour (1841-1916) in Treffen, legte er die Basis für die diakonische Arbeit in Österreich. Erste Aktivitäten waren ein Waisen- und Rettungshaus sowie Sozialeinrichtungen, insbesondere für Menschen mit Behinderungen.
Um die Initiativen evangelischer Nächstenliebe zu vernetzen, wurde 1912 der "Evangelische Zentralverein für Innere Mission in Österreich" gegründet. Nach der NS-Diktatur wurden die Vereinsstrukturen der Inneren Mission wiederaufgebaut. Der neue österreichweite Zusammenschluss diakonischer Vereine passierte 1968 mit der Gründung des "Diakonischen Werk für Österreich", die heutige Diakonie Österreich.
Die vier größten diakonischen Werke in Österreich sind heute das Evangelische Diakoniewerk, die Diakonie de la Tour, das Diakonie Zentrum Spattstraße in Linz und die Diakonie Eine Welt, zu der etwa auch die Diakonie Katastrophenhilfe gehört. Insgesamt hat die Diakonie rund 30 Mitgliedsorganisationen, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr als 400.000 Menschen betreuen, begleiten und beraten.
(Website: www.diakonie.at)
Quelle: kathpress