Zsifkovics: Cenacolo-Krippenspiel ist "lebendiges Evangelium"
Mit großer Beteiligung des Publikums aus nah und fern hat rund um Weihnachten und Jahreswechsel wieder das monumentale Cenacolo-Krippenspiel in Kleinfrauenhaid im Burgenland stattgefunden. Jeweils an die 1.000 Zuseher, unter ihnen auch der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics, erlebten die bisherigen beiden Darstellungen der Geburt Jesu auf dem Gelände der für ehemalige Drogenabhängige gegründeten Gemeinschaft. Eine dritte Aufführung findet am Dreikönigstag (6. Jänner, 17 Uhr) statt. Das Krippenspiel sei ein "lebendiges Evangelium" und erinnere sehr an die erste Krippe des heiligen Franz von Assisi vor 800 Jahren, sagte Bischof Zsifkovics beim Besuch des Krippenspiels. Das Publikum rief er auf, "vom Zuschauen zum Staunen und vom Staunen zum Anbeten" zu kommen.
Das Krippenspiel der Gemeinschaft Cenacolo hat bereits Tradition, musste jedoch zuletzt wegen der Corona-Pandemie mehrere Jahre pausieren. In mehrmonatiger Arbeit haben die Cenacolo-Mitglieder auf einem Feld heuer wieder eine große Zuschauertribüne sowie eine weitläufige Kulisse errichtet, die ein orientalisches Dorf, römische Architektur und eine Landschaft mit Hirtenszene zeigt. Aufwändig sind auch die Verkleidungen der biblischen Gestalten, wobei mehr als 100 Kinder und Jugendliche in die Rolle der Hirten schlüpfen. Die Darstellung hält sich eng an die Evangelienberichte, beginnend bei der Verkündigung an Maria und dem Weg der Heiligen Familie nach Bethlehem über die Herbergssuche bis zur Geburt Christi mit der Huldigung durch die Hirten und Könige.
Ex-Süchtige als Jugendseelsorger
Besondere Bedeutung hat beim Krippenspiel das Glaubenszeugnis der Darsteller, für welches Bischof Zsifkovics der Gemeinschaft Cenacolo Dank aussprach. "Das Krippenspiel ist viel mehr als nur ein Spiel", stellte der Eisenstädter Bischof fest. Deutlich vermittelt werde die Friedensbotschaft des Weihnachtsgeschehens, "dass der Friede, den das Jesuskind schenkt, nicht in der großen Welt, sondern in der kleinen Welt bei dir und mir beginnt". Die Cenacolo-Mitglieder hätten dies in ihrem eigenen Leben erfahren und seien deshalb so überzeugende Darsteller.
Durch ihr Glaubenszeugnis sei die Gemeinschaft Cenacolo seit ihrem Anfang im Jahr 1997 auch zu einem "nicht wegzudenkenden Bestandteil der Seelsorge in der Diözese Eisenstadt" geworden, würdigte der Bischof gegenüber Kathpress deren Wirken. Das ganze Jahr über gäbe es "einen regelrechten Tourismus" von Firmgruppen aus dem ganzen Burgenland nach Kleinfrauenhaid, "wo die Jugendlichen zu sehen bekommen, wie der Glaube und die Gemeinschaft in Lebenskrisen helfen kann - viel einprägsamer als dies viele Stunden Katechismus-Unterricht vermitteln könnten".
Auch die Bevölkerung schätze das Cenacolo sehr, das allen Zweifel und Misstrauen, das ihm anfangs entgegengeschlagen sei, vollständig entkräftet habe. Bischof Zsifkovics war selbst 17 Jahre lang "Nachbarpfarrer" der Gemeinschaft und pflegt mit ihr weiter regelmäßigen Kontakt, wie er erklärte.
Wiedergefundene Lebensfreude weitergeben
Auf die Bedeutung des Krippenspiels für die Darsteller kam der Leiter des Hauses, Georg Schwarz, zu sprechen. "Alle hier haben wir Schweres hinter uns, die meisten Drogen und Süchte. Der Glaube gibt uns die Kraft, weiter zu leben, unsere Vergangenheit anzunehmen und zu vergeben - auch uns selbst. Die Erfahrung und die Freude darüber, dass Gott uns in unserer tiefsten Phase angenommen hat und es weiter immer neu tut, möchten wir weitergeben", so der 55-jährige, der selbst einst wegen Alkoholproblemen ins Cenacolo kam und mittlerweile Ordensbruder ist. Die Weitergabe und der Austausch werden beim Krippenspiel auch bei der anschließenden Agape gepflegt, für welche die Cenacolo-Mitglieder in den Tagen vor der Vorstellung 2.000 kleine Pizzen gebacken hatten.
Im Cenacolo erhalten junge Menschen in Lebenskrisen - insbesondere bei Sucht und Drogenabhängigkeit - die Möglichkeit zu einem Neubeginn. Zentrale Elemente sind ein aktives, einfaches Leben in Gemeinschaft mit Arbeit, Gebet, Sport und Gespräch. Die für alle Nationalitäten und Religionsbekenntnisse offene Einrichtung ist heute in mehr als 60 Häusern weltweit vertreten und von der katholischen Kirche als "internationale private Gemeinschaft von Gläubigen" anerkannt.
Gegründet wurde das erste "Cenacolo" 1983 im italienischen Saluzzo von Sr. Elvira Petrozzi, die am 3. August 2023 nach langer Krankheit verstorben ist. Beim Krippenspiel war die charismatische Ordensfrau nicht nur durch ihr Bild präsent. "Wir im Cenacolo beten heute zu ihr und bitten Sie um ihre Fürsprache. Wir wollen damit nicht ihre Seligsprechung vorwegnehmen oder Personenkult betreiben. Doch wir sind zuversichtlich, dass ihr Werk weitergeht, wenn es Gottes Werk ist - und sie sich weiter darum kümmern wird", erklärte Schwarz. (Infos: www.cenacolo.at)
Quelle: kathpress