
Schönborn in Silvesteransprache: Bemühen um Frieden auch in Österreich
Kardinal Christoph Schönborn hat daran erinnert, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, in Frieden zu leben. Österreich habe in seiner Geschichte noch nie eine so lange Zeit des Friedens erlebt, sagte der Wiener Erzbischof am Sonntagabend in seiner Silvesteransprache im ORF-Fernsehen. "Wenn man so lange in Frieden leben durfte, dann besteht die Gefahr, dass man sich daran gewöhnt" und vergesse, dass Friede auch "harte Arbeit" sei und erfordere, dass man sich immer wieder um ihn bemüht, betonte Schönborn.
Wortlaut der Ansprache
"Wir haben in unseren Nachrichten vor allem mit Konflikten zu tun, mit Katastrophen", so der Kardinal, "über den Frieden wird wenig geredet, weil er für selbstverständlich gehalten wird". Es gelte sich die Frage zu stellen, was Frieden tatsächlich ausmache: "Ich möchte das sehr nüchtern und klar sagen. Friede ist harte Arbeit, Friede ist anstrengend". Das gelte es insbesondere im kommenden Wahljahr mit Europa- und Nationalrats-Wahlen, aber auch angesichts großer Herausforderungen wie Klimawandel, Inflation oder Krisen in der Weltpolitik im Blick zu behalten.
Friede müsse man wollen, "man muss sich für ihn entscheiden", betonte der Kardinal, das gelte in der Familie genauso wie in Politik und Wirtschaft. Dazu bedürfe es gewisser Tugenden, wies Schönborn hin und nannte als Beispiele, "den anderen nicht runterzumachen, sondern wertzuschätzen, auch wenn man verschiedener Ansicht ist. Das Gespräch suchen, das Gemeinsame über das Trennende stellen". All diese Dinge seien nicht selbstverständlich.
Der Wiener Erzbischof rief dazu auf, "in uns selber die Trägheit zu überwinden", die den Frieden so schwer mache. Das heiße, über den eigenen Egoismus und die eigenen Interessen hinaus zu handeln. Damit das gelinge, "seien drei kleine Worte" entscheidend, zeigte sich Schönborn überzeugt: "Danke, Bitte, Verzeih". "Wenn wir alle diese Worte oft genug und ehrlich gebrauchen, dann tragen wir auch im kleinen Rahmen unseres Alltags sehr viel dazu bei, dass der Frieden erhalten bleibt", so der Kardinal. "Das wünsche ich Ihnen, das wünsche ich uns allen. Das wünsche ich auch der ganzen Welt."
Quelle: kathpress