Schönborn in Silvesteransprache: Bemühen um Frieden auch in Österreich
Kardinal Christoph Schönborn hat daran erinnert, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, in Frieden zu leben. Österreich habe in seiner Geschichte noch nie eine so lange Zeit des Friedens erlebt, sagte der Wiener Erzbischof am Sonntagabend in seiner Silvesteransprache im ORF-Fernsehen. "Wenn man so lange in Frieden leben durfte, dann besteht die Gefahr, dass man sich daran gewöhnt" und vergesse, dass Friede auch "harte Arbeit" sei und erfordere, dass man sich immer wieder um ihn bemüht, betonte Schönborn.
Wortlaut der Ansprache |
"Unser Land Österreich hat wohl in seiner Geschichte noch nie eine so lange Zeit des Friedens erlebt. Ich bin noch im Krieg geboren, kam als Flüchtling, als Kind, nach Österreich, wurde hier sehr gut integriert. Seither ist Friede. Unvorstellbar, eine so lange Friedenszeit. Rundherum gab es Kriege. Ich erinnere an die vier Balkankriege. Jetzt, gar nicht weit von uns, der Krieg in der Ukraine; der Krieg in Israel, Palästina. Aber das war immer anderswo. Bei uns war Friede. Wenn man so lange in Frieden leben durfte, dann besteht die Gefahr, dass man sich daran gewöhnt, dass man diesen Zustand für selbstverständlich hält. Friede ist aber nicht selbstverständlich. Wir haben in unseren Nachrichten vor allem mit Konflikten zu tun, mit Katastrophen, Gewalt. Über den Frieden wird wenig geredet, weil er für selbstverständlich gehalten wird. Doch müssen wir uns gerade in dieser Zeit und auch im Blick auf ein kommendes Wahljahr und im Blick auf die großen Herausforderungen, in denen wir stehen - Klimawandel, Inflation, die ganze weltpolitische Situation - die Frage stellen: 'Was macht eigentlich den Frieden aus?' Ich möchte das sehr nüchtern und klar sagen: Friede ist harte Arbeit, Friede ist anstrengend. Man muss ihn wollen, man muss sich für ihn entscheiden. Das ist in der Familie so, das ist in der Politik so, das ist in der Wirtschaft so: Frieden muss man wollen! Und dazu bedarf es gewisser Tugenden. Der Tugend, den anderen nicht herunterzumachen, sondern wertzuschätzen, auch wenn man verschiedener Ansicht ist. Das Gespräch suchen, das Gemeinsame über das Trennende stellen. Alle diese Dinge sind nicht selbstverständlich. Wir müssen sie wollen. Und deshalb müssen wir vor allem in uns selber die Trägheit überwinden, die den Frieden so schwer macht. Das heißt, ich muss mich selber überwinden, ich muss über meinen Egoismus, über meine eigenen Interessen hinausschauen. Ob das uns im kommenden Jahr gelingen wird? Ich hoffe es! Ich möchte drei kleine Worte uns mit auf dem Weg in das Neue Jahr geben: Danke - Bitte - Verzeih. Wenn wir alle diese Worte oft genug und ehrlich gebrauchen, dann tragen wir auch im kleinen Rahmen unseres Alltags sehr viel dazu bei, dass der Frieden erhalten bleibt. Das wünsche ich Ihnen, das wünsche ich uns allen. Das wünsche ich auch der ganzen Welt." |
"Wir haben in unseren Nachrichten vor allem mit Konflikten zu tun, mit Katastrophen", so der Kardinal, "über den Frieden wird wenig geredet, weil er für selbstverständlich gehalten wird". Es gelte sich die Frage zu stellen, was Frieden tatsächlich ausmache: "Ich möchte das sehr nüchtern und klar sagen. Friede ist harte Arbeit, Friede ist anstrengend". Das gelte es insbesondere im kommenden Wahljahr mit Europa- und Nationalrats-Wahlen, aber auch angesichts großer Herausforderungen wie Klimawandel, Inflation oder Krisen in der Weltpolitik im Blick zu behalten.
Friede müsse man wollen, "man muss sich für ihn entscheiden", betonte der Kardinal, das gelte in der Familie genauso wie in Politik und Wirtschaft. Dazu bedürfe es gewisser Tugenden, wies Schönborn hin und nannte als Beispiele, "den anderen nicht runterzumachen, sondern wertzuschätzen, auch wenn man verschiedener Ansicht ist. Das Gespräch suchen, das Gemeinsame über das Trennende stellen". All diese Dinge seien nicht selbstverständlich.
Der Wiener Erzbischof rief dazu auf, "in uns selber die Trägheit zu überwinden", die den Frieden so schwer mache. Das heiße, über den eigenen Egoismus und die eigenen Interessen hinaus zu handeln. Damit das gelinge, "seien drei kleine Worte" entscheidend, zeigte sich Schönborn überzeugt: "Danke, Bitte, Verzeih". "Wenn wir alle diese Worte oft genug und ehrlich gebrauchen, dann tragen wir auch im kleinen Rahmen unseres Alltags sehr viel dazu bei, dass der Frieden erhalten bleibt", so der Kardinal. "Das wünsche ich Ihnen, das wünsche ich uns allen. Das wünsche ich auch der ganzen Welt."
Quelle: kathpress