Heiliges Land: Bugnyar warnt vor "Krieg der Narrative"
Vor einem "Krieg der Narrative" im Heiligen Land hat der Rektor des Jerusalemer Hospizes, Markus Bugnyar, gewarnt. Wer nicht direkt betroffen ist, wer nicht vor Ort lebe oder jemanden aus dem Freundes- oder Verwandtenkreis verloren habe, der könne sich das Leid der Menschen im Heiligen Land schlichtweg nicht vorstellen. "Vermeinen wir bitte nicht, wir wären informiert und zu Experten mutiert, nur weil wir täglich den Nachrichten folgen. Bilder können trügen; viele sogar absichtlich. Es herrscht auch ein Krieg der Narrative, der öffentlichen Meinungen", schreibt Bugnyar in seinem Neujahrs-Newsletter aus Jerusalem.
Was ihm tiefe Sorgen bereite, sei der tiefe Graben, der nach dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober zwischen Israelis und Palästinensern entstanden sei: "Das Vertrauen zwischen Israelis und Palästinensern, das es zumindest noch in Restbeständen gegeben hatte, ist grundlegend zerstört. Eine Lösung ferner denn je. Ein Scherbenhaufen, der unser Aller Anstrengung brauchen wird, um ihn wieder zu kitten." Daher seine Bitte: "Führen wir keine Stellvertreterkriege. Sie und ich sind weder Israeli noch Palästinenser. Sie und ich werden es auch nicht, indem wir uns Kippa und Keffiya zulegen. Weder Israelis noch Palästinensern ist geholfen, wenn wir die bestehenden Vorurteile verstärken, in dem wir sie uns aneignen und wiederholen. Lassen wir das bitte."
Zugleich erinnerte Bugnyar daran, dass nach wie vor mehr als hundert Israelis als Geiseln in den Händen der Hamas sind. "Würden Sie freigelassen, schnell und bedingungslos, wäre der Krieg in Gaza zu Ende", zeigte sich der Hospiz-Rektor überzeugt. Schließlich würde der internationale Druck auf die israelische Regierung weiter steigen, der Gewalt ein Ende zu setzen. "Mit der Freilassung der Geiseln entfällt der Kriegsgrund. Bis dahin gibt es in Gaza zwei Gruppen von Geiseln der Hamas: Die israelische und die palästinensische Zivilbevölkerung."
Quelle: Kathpress