Segnungen homosexueller Paare: Weitere Zustimmung aus Österreich
In Österreich gibt es weiteren Zuspruch für die vatikanische Erlaubnis der Segnung homosexueller Partnerschaften. Die vom Glaubens-Dikasterium veröffentlichte Grundsatzerklärung "Fiducia supplicans" ("Flehendes Vertrauen") sei ein "wichtiger Schritt" in Richtung einer bedingungslosen Annahme von gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen durch die katholische Kirche, dem noch weitere folgen sollten, waren sich Franz Harant von der "Regenbogenpastoral Österreich", das zur Katholischen Aktion Österreich zählende "Forum Beziehung, Ehe und Familie", der Wiener Dompfarrer Toni Faber und die Plattform "kirchenreform.at" in Stellungnahmen am Dienstag einig.
Von einer "neuen seelsorglichen Gangart", die Seelsorgenden Handlungssicherheit gebe, sprach "Regenbogenpastoral"-Leiter Harant. "Die 'Segens-Heilsalbe' bringt niemand mehr zurück in die Tube", zeigte er sich erfreut über eine unumkehrbare Wende im Umgang mit Homosexualität. Beim Bemühen darum, in Österreich geeignete Segensformen zu finden, "können wir bereits auf bewährte Praxis blicken". Im Vatikan-Schreiben sei zudem festgehalten, dass "geweihte Amtsträger darin geschult werden sollen, Segen auszusprechen", so Harant.
Die Kirche anerkenne damit, dass im Leben gleichgeschlechtlich orientierter Menschen "viel sittlich Gutes" vorhanden sei - wie Liebe, Treue, Verlässlichkeit, Fürsorge und Verantwortung füreinander. Dieses Gute gelte es wertzuschätzen, es sei "segenswürdig", ohne dass vorherige "moralische Vollkommenheit" verlangt wird, betonte der Experte.
Diesem Schritt müssten noch wesentliche weitere folgen, so der Verantwortliche für "Regenbogenpastoral". Er erwartet sich "die längst erforderliche Neubewertung der Sexualität auf der Basis humanwissenschaftlicher Erkenntnisse". Queere Menschen würden sich wünschen, dass ausdrücklich akzeptiert, wertgeschätzt und gewürdigt wird, was sie verantwortungsvoll leben. Rückmeldungen aus der LGBTIQ*-Community zeigten Harant: "Die einen sind froh, dass etwas weitergeht. Anderen geht das noch nicht weit genug."
Forum BEF: "Ein ganz wichtiger Schritt"
Erfreut über die Entscheidung des Vatikans, die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare zuzulassen, zeigte sich auch das "Forum Beziehung, Ehe und Familie" (Forum BEF) der Katholischen Aktion Österreich. Aus pastoraler Sicht sei dies "ein ganz wichtiger Schritt", heißt es in einer Erklärung des Forums BEF am Dienstag. Die Ausweitung des Segensverständnisses, infolgedessen die Segnung nun möglich wird, sei "für vatikanische Verhältnisse durchaus eine Sensation". Erfreut zeigte sich das Forum auch darüber, dass der vatikanische Entscheid von den österreichischen Bischöfen so positiv aufgegriffen wurde, heißt es in der von der Vorsitzenden des Forums, Herta Wagentristl, unterzeichneten Erklärung.
Papst machte "lang ersehntes Geschenk"
Die grundsätzliche Erlaubnis der Segnung durch den Vatikan "macht die Tür auf" für eine bisher schon - und nicht nur von ihm selbst - gepflegte Praxis, hielt Dompfarrer Faber im Ö1-Morgenjournal zum neuen Dokument fest. Schon bisher hätten "vernünftige Pfarrer in ihrer Klugheit und Spontaneität" segnend die bedingungslose Annahme von gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen unterstrichen. Ein ganz anderslautendes Dokument der Glaubensbehörde vor zwei Jahren habe Entsetzen und Abkehr vieler Menschen von der Kirche ausgelöst, erinnerte Faber. Nun habe Papst Franziskus vor dem Hintergrund der Weltbischofssynode über Synodalität der Kirche ein "lange ersehntes Geschenk" gemacht - für den Dompfarrer ein positiver, wichtiger Schritt.
Faber begrüßte, dass der Vatikan den Segenswunsch von Betroffenen, der ernst gemeint sei und nicht aus "Jux und Tollerei" erfolge, nun "nicht der Kontrollwut von Menschen und Institutionen innerhalb der Kirche" überantwortet werde, sondern der Freiheit eines konkreten Seelsorgers.
Kritisch äußerte er sich aber über im Dokument verwendete Worte wie "irregulär" oder Definitionen, was erlaubt oder verboten, sei: Dies sei "von vorgestern", da müsse sich die Kirche noch besser darum bemühen, Menschen in ihrer heutigen Realität abzuholen.
Katholische Seelsorger seien nun gefordert, für die richtige Gestaltung einer Segnung homosexueller Paare zu sorgen. Die Bandbreite dafür beschrieb Faber als groß: Die Liebenden könnten zu zweit oder mit Freunden und Familie kommen, der Segen im kirchlichen Rahmen wie einer Kapelle ausgesprochen werden oder an einem Ort, wo das Paar auch sonst einander die Liebe erklärt. Trotz der Vatikan-Vorgabe, dass der Akt nicht einer sakramentalen Eheschließung gleichen und nicht mit einer standesamtlichen Heirat verbunden sein, sieht der Wiener Dompfarrer "eine große Tür aufgemacht" und viele Möglichkeiten offen.
Hoffnungen auf weitere Schritte in Richtung der kirchlichen Akzeptanz einer Ehe von homosexuell liebenden Paaren hält Faber für berechtigt - "da wird sich noch vieles verändern".
"Und sie bewegt sich doch..."
"Und sie bewegt sich doch...": Mit diesen an Galilei erinnernden Worten beginnt eine Presseaussendung der gemeinsamen Plattform "kirchenreform.at" von "Wir sind Kirche", der Priester- und Laieninitiative und "Priester ohne Amt" zum Dokument "Fiducia supplicans". Die Organisationen erinnerte an die bisher nur ablehnende Haltung aus dem Vatikan für die Möglichkeit solcher Segnungen, die von zahlreichen Initiativen gefordert und von einzelnen Seelsorgern bereits praktiziert worden sei. Nun habe sich die Frage von Papst Franziskus 2013 kurz nach seinem Amtsantritt - "Wenn jemand homosexuell ist und Gott sucht und guten Willen hat, wer bin ich, ihn zu verurteilen?" - lehramtlich niedergeschlagen.
Es bleibe freilich noch viel zu tun, betonten Martha Heizer, Helmut Schüller, Herbert Bartl und Ewald Benes als unterzeichnende Vertreter der vier beteiligten Gruppierungen. So bemängeln sie, "dass die Segnungen homosexueller Verbindungen nicht in Gottesdiensten beziehungsweise nicht im direkten Zusammenhang mit einer standesamtlichen Feier stattfinden dürfen"; dies werde zu Recht noch für viele Diskussionen sorgen. In der Kirche könne das Ziel immer nur "Gleiche Würde und gleiche Rechte" für alle lauten, "um der Botschaft des Evangeliums gerecht zu werden".
Quelle: Kathpress