Glettler: "Segnen ist nicht die Verteilung eines TÜV-Zertifikates"
Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler hat die vatikanische Erlaubnis für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare begrüßt. "Ich finde es erfreulich, dass im aktuellen Schreiben das urchristliche Verständnis des Segnens erneuert und vertieft wird", schreibt der in der Österreichischen Bischofskonferenz für Familienthemen zuständige Bischof am Dienstag in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress. "Segnen ist nicht die Verteilung eines TÜV-Zertifikates nach erfolgter moralischer Prüfung", stellte der Bischof klar. Vielmehr gehe es darum, "jemandem zum Leben zu ermutigen und gemeinsam die Hilfe Gottes zu erbitten".
Der am Montag veröffentlichte Text, mit dem Titel "Fiducia supplicans" (deutsch: Das flehende Vertrauen), mache demnach deutlich, dass es beim Segen darum gehe, jemandem Hoffnung zuzusprechen, so Glettler, er sei "Ausdruck von Trost, Fürsorge und Ermutigung". Die für den Bischof der Diözese Innsbruck "überraschend publizierte Erklärung des Dikasteriums" drücke "eine echte pastorale Sorge" aus. "Gerade in einer Zeit großer Verunsicherungen und Belastungen braucht es die vielfache Zusage von Gottes Nähe in den tausend konkreten Lebensumständen", so Glettler mit Verweis auf den Text. Wer um einen Segen bitte, wisse um die Verwundbarkeit des Lebens, so Glettler und erkenne die Tatsache an, "dass wir uns einem größeren Geheimnis verdanken".
Das vatikanische Schreiben nehme dennoch "eine wichtige Differenzierung" vor, so Glettler. "Es bekräftigt die Einzigartigkeit der sakramentalen Gestalt der Ehe, die durch den Ehewillen und Ehekonsens von Frau und Mann zustande kommt." Der liturgische Ehesegen bestätige den geschlossenen Ehebund. "Abgesehen davon ist nun jedoch auch ein kirchlicher Segen für unverheiratete, wiederverheiratete und gleichgeschlechtliche Paare möglich, ohne dass dieser rituell festgelegt werden sollte", erläuterte Glettler. Auf ausdrückliche Bitte des Papstes sei dabei die Gestalt dieser Segnungen einfach zu halten und sollte in eine gute geistliche Begleitung eingebettet sein.
Angereichertes Verständnis
Die Erklärung der Glaubensbehörde wurde am Montag im Vatikan in mehreren Sprachen veröffentlicht, darunter auch auf Deutsch. Sie trägt die Unterschrift des Präfekten der Glaubensbehörde, Kardinal Victor Fernandez, und wurde von Papst Franziskus am Montag ausdrücklich genehmigt.
Im Text wird festgehalten, dass die Kirche ihr Verständnis von dem, was ein Segen ist, im Licht der seelsorgerischen Ideale von Papst Franziskus erweitert und angereichert habe. Die katholische Lehre, wonach die sexuelle Vereinigung nur innerhalb einer Ehe von Mann und Frau erlaubt sei, bleibe aber unverändert. Außerdem dürfe die Segnung weder in einem gottesdienstlichen Rahmen noch anhand offizieller ritueller Formen erfolgen, damit es zu keiner Verwechslung mit einer Eheschließung kommt.
Quelle: Kathpress