Glaube an Jesus und ehrenamtlicher Einsatz korrelieren deutlich
Nur 16 Prozent der Bevölkerung in Österreich stimmen der Aussage "Ich glaube, dass es einen Gott gibt, der sich in Jesus Christus zu erkennen gibt" zu; und gar nur 3 Prozent bejahen, dass die katholische Kirche "für die Menschen in unserer Zeit die richtigen Antworten" gibt. Das geht aus einer Umfrage hervor, die "Der Standard" beim Market-Institut in Auftrag gab und am Montag publizierte. Allerdings: Jene 34 Prozent der Menschen, die eine ehrenamtliche Tätigkeit ausüben, "bekennen sich überdurchschnittlich häufig zu Christus und nennen auch besonders kirchliches Engagement als Teil ihres Glaubensverständnisses", heißt es in der Zeitung. Und: 58 Prozent der Christus-Bekenner engagieren sich ehrenamtlich.
45 Prozent der 800 repräsentativ ausgewählten und Ende November befragten Wahlberechtigten in Österreich glauben an die Existenz eines "höheren Wesens oder einer geistigen Macht". Der explizit auf Jesus Christus Bezug nehmende Gottesglaube wird laut der Umfrage von 16 Prozent der erwachsenen Österreicherinnen und Österreicher geteilt - mit einem deutlichen Unterschied bei den Geschlechtern: 21 Prozent der Männer und 12 Prozent der Frauen glauben an die Erkennbarkeit Gottes in Jesus Christus.
Theologie-Kundige wenden dazu allerdings ein, dass der darauf rekurrierende "Standard"-Titel "Nur 16 Prozent glauben an Jesus" irreführend ist - sind Christen doch davon überzeugt, dass grundsätzlich jeder Mensch zum "Boten Gottes" werden kann ("Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan"; Mt 25,41).
Ebenfalls 16 Prozent der Befragten erklären laut der Umfrage: "Ich weiß nicht richtig, was ich glauben soll". Und 23 Prozent stimmt der Aussage zu: "Ich glaube nicht, dass es einen Gott, irgendein höheres Wesen oder eine geistige Macht gibt." Diese atheistische Haltung ist - so "Der Standard" - besonders unter Jüngeren verbreitet, unter Menschen mit höherer Bildung, unter in Wien Lebenden sowie in der Wählerschaft von Grünen, Neos und SPÖ. In der ÖVP-Wählerschaft dagegen sei der Glaube an Jesus Christus "immer noch relativ hoch".
Diese Glaubensüberzeugung wirkt sich sozial aus: Unter jenen, die sich zur Erkennbarkeit Gottes in Jesus bekennen, ist der Anteil der ehrenamtlich Engagierten mit 58 Prozent markant höher als im Durchschnitt der Bevölkerung.
Hat Kirche "die richtigen Antworten"?
"Jene, die an Jesus Christus oder immerhin an irgendein göttliches Wesen glauben, meinen auch in besonderem Maße, dass die Kirche die richtigen Antworten auf die Fragen unserer Zeit hätte", ergänzte Market-Meinungsforscher David Pfarrhofer. "Aber das ist eine kleine Minderheit. Über alle Staatsbürgerinnen und -bürger betrachtet, traut nur jeder Fünfte der katholischen Kirche."
Dass die österreichische Bevölkerung sich nicht von der Kirche leiten lassen will, sei nicht neu, wies "Der Standard" hin, der seit 15 Jahren erheben lässt, ob die katholische Kirche "für die Menschen in unserer Zeit die richtigen Antworten" habe. Schon 2008 hätten rund zwei Drittel gemeint, dass dies kaum oder gar nicht der Fall wäre. Damals aber meinten noch sieben Prozent, die Kirche habe "ganz bestimmt die richtigen Antworten". Jetzt sei dieser "Kern der gläubigen Katholiken" auf drei Prozent geschrumpft, hieß es. Die Deutungshoheit der Kirche habe abgenommen.
Quelle: Kathpress