Diözese St. Pölten geht Missbrauchsvorwürfen nach
Die Diözese St. Pölten prüft alle Missbrauchsvorwürfe, die ein früherer Zögling eines kirchlichen Internats gegen verschiedene Geistliche erhoben hat. Das geht aus einer Erklärung von Bischof Alois Schwarz gegenüber den "Salzburger Nachrichten" (Donnerstag) hervor, die auch Kathpress vorliegt.
"Ende November 2023 hat die Diözese St. Pölten von den Vorwürfen gegen zwei Priester erfahren, einer davon ein Ordenspriester. Es wurde umgehend sowohl ein kirchliches Verfahren zur Prüfung des Sachverhalts eingeleitet als auch eine Klärung der offenen Fragen in Hinblick auf die Ombudsstelle", ließ Bischof Schwarz mitteilen. Und: "Die Diözese nimmt die geschilderten Vorwürfe sehr ernst und ist bemüht, rasch und konsequent zu handeln. Auch die Umstände einer möglicherweise nicht erfolgten Meldung werden genau geprüft."
Insgesamt werden vier Geistliche des Missbrauchs beschuldigt. Bei zwei handelt es sich um Priester in der Diözese St. Pölten, einer gehört zur Schweizer Diözese Chur an, der vierte Beschuldigte ist ein emeritierter deutscher Bischof.
Ein heute 39-jähriger Ex-Zögling eines kirchlichen Internats in Zwettl ging vor Kurzem mit schweren Anschuldigungen gegen die Geistlichen an die Öffentlichkeit. Der Betroffene besuchte demnach Ende der 1990er-Jahre das Heim des Ordens Diener Jesu und Mariens (Servi Jesu et Mariae) in Zwettl. Als 13-Jähriger war er 1997 dorthin geschickt worden. Ab 1998 sei er von mehreren Geistlichen missbraucht worden, wie er angab. Zuerst in Zwettl, in späteren Jahren auch in der Schweiz.
Für den Betroffenen erstattete laut Medienberichten Pfarrer Wolfgang Rothe aus München Anzeige, die er auch an die Bischöfe von St. Pölten, Chur und St. Gallen richtete. Darin sind neben den vier ursprünglichen Verdächtigen wegen der Missbrauchsvorwürfe auch vier andere Geistliche genannt, die nach Bekanntwerden der Vorfälle vermeintlich nicht reagierten.
Der Churer Bischof Joseph Maria Bonnemain hat nach der eingegangenen Anzeige umgehend eine kirchenrechtliche Untersuchung eingeleitet und den beschuldigten Priester seiner Diözese bis zur Klärung der Vorwürfe suspendiert, wie das Schweizer Infoportal kath.ch Anfang Dezember berichtete. Zudem habe er dem Betroffenen einen Brief geschrieben, in dem er seine Erschütterung darüber ausdrückte, was ihm als Jugendlicher widerfahren sei. Die Staatsanwaltschaft Graubünden beauftragte die Polizei mit Ermittlungen.
Die in Österreich zuständige Staatsanwaltschaft Krems hat laut einem Bericht der "Salzburger Nachrichten" kein Verfahren eröffnet, weil die Vorwürfe, die die Priester in der Diözese St. Pölten betreffen, nach 15 Jahren als verjährt gelten.
Quelle: Kathpress