Scheuer: Mariä Empfängnis ist "Fest der Ermutigung"
Als Fest mit der Botschaft "Es geht auch anders!" hat Bischof Manfred Scheuer das kirchliche Hochfest der unbefleckten Empfängnis Mariens gedeutet. Gott gebe den Menschen nicht auf und unterbreche seine Verstrickung in Sünde sowie Teufelskreise von Lüge, Gewalt und Bosheit "von innen her", sagte der Linzer Bischof am Freitag in seiner Predigt zum Marienfeiertag im Linzer Dom. Das sei eine Ermutigung für Christen und gebe selbst für Friedensbemühungen oder die Klimapolitik Hoffnung.
Die derzeitigen Ausblicke auf die Klimaszenarien seien "düster", sagte Scheuer. Experten würden ein Weitermachen wie bisher mit einer Erwärmung von zwei bis drei Grad und Unruhen im großen Stil infolge großer Ernteausfälle durch Dürren und Wassermangel in Verbindung bringen. "Sind wir dazu verdammt, dass die Schöpfung und damit die Lebensgrundlagen zerstört werden oder geht es auch anders?", hinterfragte der Bischof.
Auch die Nachrichten von Krieg, Terror, Gewalt und grausamer Zerstörung der jüngsten Tage gäben Anlass zur Sorge. Kriege würden laut Scheuer jedoch nicht vom Himmel fallen, sondern seien stets lange vorbereitet, "in den Köpfen in der Politik, Kultur und Wissenschaft, in der Wirtschaft und auch in der Religion", so der Linzer Oberhirte. Beim Ausbruch eines Krieges spiele oft auch die "Gleichgültigkeit und Resignation vieler" eine Hauptrolle. Scheuer: "Wie sprachlos sind wir doch gegenwärtig!"
Die Menschheit sei in eine "Atmosphäre, in der das Böse an der Tagesordnung ist" hineingeboren, stellte Scheuer fest - wobei der Einzelne zunächst keine persönliche Schuld an diesen Zuständen trage, sondern von ihnen geprägt werde. Das eigene Handeln präge diese Zustände jedoch mit und gebe sie an die Nachkommen weiter - so die Erklärung des Bischofs für "Erbsünde". Diese sei ein "Netz, in dem man gefangen ist und zugleich daran mitknüpft", als "Sünde der Welt wider die Liebe des Schöpfers".
Das Dogma von der Jungfrau Maria als "Immaculata" bezeichnete Scheuer als Frohbotschaft vor diesem Hintergrund: "Gott gibt den Menschen nicht auf", so der Bischof. Vielmehr beginne Gott "angesichts des Bösen eine Geschichte des Heils und der Gnade in der Welt, indem er Menschen in eine neue Beziehung zu sich ruft". Für die "taube, lahme und blind gewordene Christenheit" sei das Fest ein "Mutmacher und Weckruf, Advent zuzulassen".
Am "Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria" (Mariä Empfängnis) am 8. Dezember feiern Katholiken, dass Maria seit Beginn ihrer leiblichen Existenz ohne Sünde war. Das entsprechende Dogma wurde 1854 von Papst Pius IX. als Glaubenslehre der katholischen Kirche verkündet.
In Österreich hat der 8. Dezember eine jahrhundertealte Tradition. In der NS-Zeit wurde der Feiertag abgeschafft und danach infolge einer Unterschriftenaktion mit Hunderttausenden Unterschriften wiedereingeführt. Der Nationalratsbeschluss von 1955 war auch Ausdruck des Dankes für die wiedererlangte Freiheit Österreichs. In den vergangenen Jahren sorgte die Erlaubnis zum Offenhalten der Geschäfte am 8. Dezember immer wieder für Debatten.
Quelle: Kathpress