Weihnachten: Hilfe aus Wien für Menschen im Elend in Syrien
Der Wiener melkitisch-katholische Priester Hanna Ghoneim hat dazu aufgerufen, die Menschen in Not in Syrien gerade zu Weihnachten nicht im Stich zu lassen. In einem aktuellen Rundschreiben berichtet Ghoneim von unvorstellbaren Lebensbedingungen für den Großteil der Bevölkerung. Und es werde - kaum vorstellbar - immer schlimmer. Der Priester leitet das Hilfswerk "Korbgemeinschaft", das in Syrien tätig ist. Die Korbgemeinschaft möchte bis Weihnachten in einer Hilfsaktion mehr als 3.000 arme Familien mit Nahrung und 6.000 Kinder mit kleinen Geschenken versorgen. Noch fehle es aber an den finanziellen Mitteln, so Ghoneim, der an die Solidarität der Österreicherinnen und Österreicher appelliert.
Ghoneim, der mehrmals in Jahr vor Ort in Syrien ist, berichtet in seinem Schreiben vom Alltag der Menschen: "Vor zwei Monaten stiegen die Energiepreise innerhalb einer einzigen Nacht um 160 Prozent. So ein Anstieg treibt alle anderen Preise in die Höhe. Vor drei Wochen stieg der Preis für einen Karton Eier (30 Stück, diese Ware gilt als Ersatz für Fleisch, das sich mittlerweile kaum noch jemand leisten kann) innerhalb einer Nacht von 32.000 Syrischen Pfund auf 58.000." Ein durchschnittliches Monatsgehalt von umgerechnet nur noch 15 Euro sei zum Überleben viel zu wenig. Das öffne der Korruption und der Kriminalität Tür und Tor.
Hunderttausende Häuser seien durch den Krieg und durch das Erdbeben stark beschädigt und es fehlten die Mittel für den Wiederaufbau. Auch die medizinische Versorgung sei zunehmend prekärer. Ghoneim: "Die Operationskosten sind astronomisch hoch. Eine Knieoperation kostet beispielsweise 30 Millionen Syrische Pfund (ca. 2.000 Euro) und sie wird nicht durchgeführt, bevor nicht das ganze Geld ausbezahlt ist. Wenn jemand in einer Familie an Krebs erkrankt, dann muss die Familie Hab und Gut verkaufen, in der Hoffnung, damit die langwierigen Behandlungen finanzieren zu können." Viele Eltern könnten sich auch die Schule für ihre Kinder nicht mehr leisten.
Bei jedem Besuch in Syrien merke er, wie frustriert die Menschen sind: "Sie fühlen sich in ihrem eigenen Land verunsichert und sehen in ihrer Heimat keine Zukunftsperspektiven." Daher erscheine ihnen die Abwanderung als letzter Ausweg aus der Misere. "Viele träumen davon, Asyl in Europa zu bekommen, vor allem in Ländern, die Sozialhilfe anbieten, wie Deutschland, Österreich oder Schweden", so der Priester. Dafür seien die Menschen bereit, "alles herzugeben".
Die Ärmeren in der Gesellschaft hätten allerdings keine Chance, ins Ausland zu gelangen. Ghoneim: "Das sind Menschen, die im Krieg alles verloren haben, sie haben keine Arbeit mehr, viele Betagte sind von der Gesellschaft verlassen, viele sind traumatisiert und total verzweifelt. Sie haben keine Mittel, sich zu versorgen. Durch die Mangelernährung werden sie immer kränker und fühlen sich in ihrem Elend verlassen. Es gibt viele verwitwete Frauen, viele Waisenkinder und verlassene Kinder."
"Korbgemeinschaft - Hilfe für Syrien"
Die kirchliche Stiftung "Korbgemeinschaft - Hilfe für Syrien" ist in Damaskus, im Hauran-Gebirge, in Latakia, Homs und in Aleppo tätig. Protektor der Stiftung ist der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn.
Die Hilfe kommt der christlichen Minderheit, aber auch vielen Muslimen zugute. Partner der "Korbgemeinschaft" vor Ort sind kirchliche Einrichtungen wie auch einzelne Priester, die von der Gemeinschaft bei ihrer seelsorglichen und sozialen Hilfe unterstützt werden. Beispielsweise wird Binnenflüchtlingen bei der Begleichung von Mieten und Energiekosten geholfen, Bekleidung für Bedürftige organisiert oder ärztliche Versorgung vermittelt.
Wie Hanna Ghoneim schreibt, gebe es in Syrien "trotz allen Elends auch tapfere und sozial engagierte Christinnen und Christen, die gegen den Stromb schwimmen und die ihre kranken, behinderten und alten Mitmenschen nicht im Stich lassen möchten". Diese Menschen, darunter sehr viele Jugendliche, gelte es zu stärken, damit sie in ihrem Land bleiben und es wieder aufbauen.
(Infos und Spenden: www.korbgemeinschaft.at)
Quelle: kathpress