"Housing first"-Projekt soll 1.000 Obdachlose in Wohnungen bringen
Ein neues Projekt der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAWO) soll bis September kommenden Jahres in Österreich über 1.000 wohnungslose Menschen in eine eigene Wohnung begleiten. Unter dem Motto "Housing first Österreich - zuhause ankommen" stellen gemeinnützige Bauvereinigungen 512 leistbare Wohnungen zur Verfügung, hieß es bei einem Pressetermin am Dienstag in Graz. In der BAWO sind u.a. die Caritas und die VinziWerke vertreten. Finanziert wird "Housing first" vom Sozialministerium mit 6,6 Millionen Euro.
Wohnungslosigkeit kann jede und jeden treffen, so der Tenor bei der Pressekonferenz. Laut Statistik Austria haben in Österreich bereits sechs Prozent der Bevölkerung eine Phase der Wohnungslosigkeit erlebt. Ziel der Initiative sei, langfristige Stabilität und positive Veränderungen für die Betroffenen zu ermöglichen. "Housing first Österreich bietet nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern respektiert auch die Würde der Menschen und gibt ihnen die Möglichkeit, ihr Leben zu verbessern", betonte Michael Lintner, Abteilungsleiter Wohnen der Caritas Steiermark.
Die VinziWerke verfolgten den Housing First-Ansatz bereits seit vielen Jahren, berichtete Amrita Böker, Koordinatorin der VinziWerke Österreich. Durch die jetzige Zusammenarbeit könne man das Angebot der Organisation erweitern und komme dem Ziel, Wohnungslosigkeit nachhaltig zu beenden, gemeinsam ein Stück näher.
Immer mehr Frauen ohne Wohnung
Wohnungslosigkeit resultiere oft aus einer komplexen Kombination verschiedener Faktoren, erklärte Birgit Schörgi, Geschäftsführerin der Wohnplattform Steiermark. "Diese Menschen sind Teil unserer Gesellschaft und haben vielfältige Lebensgeschichten." Dennoch werde Wohnungslosigkeit oft als Randthema wahrgenommen, obwohl es ein weitverbreitetes Risiko sei.
Wohnungslosigkeit betrifft in Österreich immer mehr Frauen. Das resultiere aus einer geschlechterspezifischen Rolle und den damit verbundenen Abhängigkeiten. "Das bedeutet, dass sie oft in prekären Wohnverhältnissen leben, beispielsweise vorübergehend bei Bekannten, ohne Mietvertrag und ohne eigenen Wohnungsschlüssel", so Sandra Schimmler, Geschäftsführerin von Jugend am Werk Steiermark. Das könne rasch in Wohnungslosigkeit resultieren.
Der international erfolgreiche Housing-First-Ansatz setzt darauf, wohnungslosen Menschen direkt eine eigene Wohnung vermitteln, anstatt sie in Notquartieren oder Übergangswohneinrichtungen unterzubringen. Sie unterschreiben einen eigenen Mietvertrag und kommen selbst für die Miete auf. Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter begleiten Betroffene nach Bedarf. Krisen, Fragen zu Finanzen oder zur Bewältigung des Alltags werden in der eigenen Wohnung gelöst. Damit werden mehr Menschen langfristig aus der Wohnungslosigkeit begleitet. (Infos: www.bawo.at/housingfirst)
Quelle: kathpress