Caritas und Gewessler: Klimakrise Brandbeschleuniger von Hunger
Die Auswirkungen der Klimakrise sind eine Bedrohung für die gesamte Menschheit und weltweit spürbar, insbesondere für den Globalen Süden: Darauf haben Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Andreas Knapp, Auslandshilfegeneralsekretär der Caritas Österreich, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien hingewiesen. Am ersten Tag UN-Weltklimakonferenz COP28 in Dubai (bis 12. Dezember) mahnten beide eine bessere Finanzierung von internationalen Klimaschutzprojekten ein, um die Situation von Betroffenen zu verbessern.
Industrienationen, wie Österreich hätten dabei eine besondere Verantwortung, so Gewessler. Schon jetzt sei die Klimakrise zum Brandbeschleuniger von Hunger geworden, wies Knapp auf Kenia hin, wo die Klimakrise bereits zu Ernteausfällen, Vertreibungen und Hunger geführt habe. Die Klimakrise bringe Dürren, Starkregen und Überflutungen, durch die immer mehr Menschen ihre Lebensgrundlage verlieren würden, erläuterte Knapp. Als Beispiel nannte er das ostafrikanische Land Kenia, wo die Bevölkerung speziell im Nordosten unter schwierigen Wetterverhältnissen leide. Infolge von Überflutungen nach Starkregenereignissen hätten bereits Zehntausende ihr Zuhause verloren.
"Immer mehr Menschen benötigen in Kenia Hilfe, um überleben zu können", sagte der Caritas-Auslandshilfegeneralsekretär. Und weiter: "Wenn Menschen ihre Lebensgrundlage verlieren, sind auch Hungerkatastrophen vorprogrammiert." Laut Caritas haben 2022 in Kenia 3,5 Millionen Menschen humanitäre Hilfe benötigt, aktuell sollen es bereits 4,5 Millionen sein, darunter 942.000 Kinder. Speziell bei Kindern seien die Auswirkungen von Hunger und Klimaveränderung schleichend, erläuterte Knapp. "Wenn Kinder in ihren ersten 1000 Tagen unterernährt sind, haben sie bleibende Schäden und einen Startnachteil für ihre Zukunft." Laut Knapp ist der Hunger in Kenia eine Folge der Corona-Pandemie, der steigenden Lebensmittelpreise und der fehlenden Getreidelieferungen aufgrund des Ukraine-Krieges. "Zusätzlich befeuert die Klimakrise die Hungersituation".
Starke Frauen gegen Klimawandel
Die finanzielle Unterstützung von lokalen Projekten könnte einen positiveren Beitrag für die Menschen vor Ort, wies der Caritas-Experte hin. Konkret unterstützt die Hilfsorganisation mit Wasser, finanziellen Mittel sowie mit speziellen "Baby-Feeding"-Zentren, um Kinder vor Mangelernährung zu schützen. Auch die Unterstützung von Frauengruppen hätte einen wichtigen Stellenwert, so Knapp. "Hilfe vor Ort wirkt und sie ist in Zeiten multipler Krisen heute wichtiger denn je", betonte Knapp. Eine ausreichende Finanzierung solcher Projekte stärke nicht nur die Menschen vor Ort, "sondern ist auch eine Investition in Österreichs Stabilität".
Konkret unterstützt das Klimaschutzministerium seit 2021 ein Caritas-Projekt mit 715.500 Euro. Das Projekt wird von der katholischen Hilfsorganisation in Zusammenarbeit mit der kenianischen Organisation PACIDA (Pastoralist Community Initiative Development and Assistance) umgesetzt. Ziel ist es, Frauen im Norden Kenias zu stärken und widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen der Klimakrise zu machen, erklärte Patrick Katelo, Executive Director von PACIDA.
Die Initiative konzentriert sich auf die Gründung und Entwicklung von Frauenunternehmen in ländlichen Gebieten in der kenianischen Nordregion Marsabit. Frauen werden dabei unterstützt, ihre Land- und Viehwirtschaft an die Extremwettereignisse anzupassen und die Wassernutzung nachhaltig zu gestalten, sagte Katelo. "Somit sind sie finanziell besser abgesichert", so der PACIDA-Leiter.
Handlungsfähigkeit beweisen
Frauen würden in Kenia "einen enormen Beitrag zur Ernährungssicherheit und Nachhaltigkeit in ländlichen Gebieten", betonte auch Klima- und Umweltministerin Gewessler. Konkrete Hilfsprojekte würden den Menschen helfen, "zentrale Lebensgrundlagen aufzubauen, zu stärken und zu erhalten."
"In unsicheren Zeiten müssen wir Handlungsfähigkeit beweisen", sagte Gewessler. Aktuell sei zwar etwa in Österreich ein Ausbau der Fotovoltaikanlagen bereits erreicht, andere Bereiche wie die Finanzierung von internationalen Klimaschutzprojekten seien aber noch ausbaufähig. Denn es seien "die vulnerabelsten Länder des Globalen Südens, die ganz besonders unter den Folgen der Klimakrise leiden und mehr internationale Unterstützung zur Anpassung an den Klimawandel benötigen", erklärte die Ministerin.
Die Grünen-Politikerin wies im Rahmen der Pressekonferenz auf die Erhöhung der internationalen Klimafinanzierung um 220 Millionen Euro für die Jahre 2024 bis 2026 hin. Insgesamt werden bis 2026 somit 340 Millionen Euro durch das Klimaschutzministerium für die internationale Klimafinanzierung bereitgestellt. Damit werden auch Caritas-Projekte, wie das in Kenia, finanziell unterstützt.
Quelle: kathpress