"Jugend für das Leben": Abtreibungen überflüssig machen
Für ein Ende der vor 50 Jahren beschlossenen Fristenregelung in Österreich setzt sich "Jugend für das Leben" ein - auch entgegen aller derzeitigen politischen Vorzeichen. "Ich hoffe fest darauf, es irgendwann noch erleben zu dürfen, dass die Fristenregelung einmal fällt - auch wenn es nicht heute und nicht morgen sein wird. Jeder Mensch - ob Frau oder Kind - hat etwas Besseres verdient", sagte die Generalsekretärin des von der Bischofskonferenz anerkannten Vereins, Gabriela Huber, am Dienstag im Interview der Nachrichtenagentur Kathpress. Ein Wandel der Gesellschaft sowie ausreichende Hilfen seien nötig, um "Abtreibung überflüssig zu machen".
Bis heute sei Österreich im Umgang mit dem Thema Abtreibung "europaweit weit hinten", kritisierte Huber. Anders als etwa in Deutschland gebe es in der Alpenrepublik weder Beratungspflicht noch vorgeschriebene Bedenkzeit, "und statt Statistiken behilft man sich auf Schätzungen, deren Zahlen vom größten Abtreibungsarzt kommen". Dieselben seien mit 30.000 bis 40.000 Abtreibungen jährlich immens hoch im Vergleich zu den Nachbarländern. Dennoch habe die Politik bei diesem Thema ein "blindes Auge". Wer für das Leben eintrete, fühle sich gleich mehrfach im Stich gelassen.
"Jugend für das Leben" meldet sich in der Debatte immer wieder mit Aussendungen zu Wort, legt das Hauptaugenmerk aber auf Bewusstseinsarbeit bei der jungen Generation. Der Verein organisiert von Ehrenamtlichen durchgeführte Vorträge und Workshops in Pfarren und Schulen, bei denen Lebensschutz niederschwellig vermittelt wird. "Wir beantworten Fragen, erklären die Schwangerschaft und was bei einer Abtreibung passiert, zudem zeigen wir, welche Alternativen und Hilfen es gibt", erklärte Huber. Zur Sprache kommt, was der Sexualkundeunterricht ausblendet - "etwa die Verantwortung und dass beim Sex ein Menschenleben entstehen kann".
Staunen über das "Wunder Mensch"
Viele ihrer jugendlichen Adressaten bekämen erstmals zu hören, wie sich ein Kind im Mutterleib entwickelt, berichtete die Generalsekretärin. Für das "bedingungslose Verteidigen" des Lebens halte sie das Staunen über das "Wunder Mensch" wichtig. "Wir lassen die Jugendlichen raten, wie schwer ein Kind bei der Geburt wäre, wenn das Wachstum von der Empfängnis bis zur achten Woche mit gleicher Geschwindigkeit andauern würde. Die Antwort überrascht alle: 15 Tonnen." Nicht die Religion, sondern vielmehr die Wissenschaft überzeuge junge Menschen vom Lebensschutz - "dass ab der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle ein einzigartiger Mensch mit auch einzigartiger DNA existiert. Viel mehr Argumente braucht es nicht."
Das Thema gehe alle an, betonte die "Jugend für das Leben"-Obfrau, "erst recht die Burschen, auch wenn sie oft zunächst das Gegenteil denken. Weil sie einmal selbst betroffen sein können oder weil es auch in ihrem Umfeld einmal eine Frau geben wird, die unsicher und verzweifelt ist und sich sagt: 'Ich weiß nicht, wie ich mit diesem Kind zurechtkommen soll.'" Wichtig sei, "dann nicht wegzuschauen, sondern selbst sagen zu können: Ich stehe zu dir und zu dem Kind. Ich helfe dir. Ich kann manchmal auf das Kind schauen. Ich werde dich finanziell unterstützen."
Dialog mit Gegnern suchen
Öffentlich zum Lebensrecht für Ungeborene bekennt sich "Jugend für das Leben" zudem beim "Marsch für das Leben", den es als österreichweite Veranstaltung in Wien - dort inzwischen von einem eigenen Verein organisiert - und in mehreren Bundesländern gibt. Der Umzug mit bis zu 2.000 Beteiligten wird stets von "fröhlicher Feierstimmung" bestimmt, in den Medienberichten findet man jedoch oft nur die schrillen Gegenproteste wiedergegeben. Dialog mit den "Gegnern" ist Huber zufolge zumindest dort selbst kaum unmöglich, immer wieder gebe es dennoch fruchtbare Einzelgespräche. "Viele Gegendemonstranten sind vom Thema selbst betroffen und verletzt, was Sensibilität erfordert. Wichtig ist, gemeinsamen Boden zu suchen und im anderen den Nächsten sehen", so Hubers Erfahrung.
Für den Lebensschutz haben solche Protestmärsche gleich mehrere Funktionen, verdeutlichte die Vereinsobfrau. "Einerseits wollen wir die Botschaft vermitteln, dass das Leben wertvoll ist - von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod. Wir feiern das Leben und vertreten einen positiven Zugang. Wir hoffen natürlich auch, dass auch die Politik im Sinne unserer Botschaft reagiert. Und die Beteiligten erleben, dass sie mit ihrem Einsatz für das Leben nicht alleine sind." Letzteres helfe auch im Alltag, angesichts des teils massiven medialen Gegenwinds für den Einsatz für das ungeborene Leben, sich "nicht unterkriegen zu lassen".
Quelle: kathpress