Orden als Vorzeigemodell für Frauen und Männer auf Augenhöhe
In der Österreichischen Ordenskonferenz arbeiten Frauen und Männer partnerschaftlich und auf Augenhöhe zusammen. Das hat die stellvertretende Vorsitzende der Konferenz, Sr. Franziska Madl, im Kathpress-Interview betont. "Ich bin nicht geeignet als Galionsfigur für den Kampf für das Frauenpriestertum, aber ich möchte, dass man mir als Frau mit Respekt begegnet, nicht nur, aber auch in der Kirche", so Madl wörtlich. Und die Ordenskonferenz sei tatsächlich eine Art von Gemeinschaft, "wo ich das erlebe". Ihre sonstigen Erfahrungen in der Kirche seien "durchwachsen", so die Dominikanerin, mit positiven, aber auch weniger positiven Erfahrungen. Madl: "Wenn wir einander so mit Respekt begegnen würden, wie wir das in der Ordenskonferenz schaffen, dann wäre auch der Kirche geholfen."
Erzabt Korbinian Birnbacher, Vorsitzender der Ordenskonferenz, bestätigte diesen Befund Madls. Auch den Männergemeinschaften "tut es gut, dass wir miteinander diesen Weg gehen, auf Augenhöhe miteinander arbeiten, diskutieren und auch Entscheidungen treffen. Wir profitieren voneinander."
Madl und Birnbacher äußerten sich am Montag im Vorfeld der Generalversammlung der Österreichischen Ordenskonferenz im Wiener Kardinal-König-Haus. Die Generalversammlung war der Auftakt zu den mehrtägigen Ordenstagungen in Wien-Lainz, die heuer unter dem Generalmotto "wirksam & gegenwärtig" stehen.
Auf den Begriff "wirksam" angesprochen, meinte Madl, dass die Orden nach wie vor in ihren klassischen Aufgabenfeldern, von der Pfarrseelsorge über Schulen, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen oder auch soziale Werke in der Gesellschaft wirksam seien. Zum anderen gebe es auch viele neue Aufgabenfelder, sei es etwa im Einsatz gegen den Klimawandel oder auch wenn es gelte, sensibel für neue Formen von Armut zu sein.
Kirche kreist zu oft um Interna
Sie habe manchmal den Eindruck, so Sr. Madl weiter, die Kirche kreist zu sehr um interne Themen und sei zu viel mit Strukturfragen beschäftigt. Das raube Kraft und Aufmerksamkeit für den eigentlichen Auftrag der Kirche, "für die Menschen da zu sein".
"Gegenwärtig sein" bedeute zudem nicht unbedingt, sofort aktiv aufzufallen, so Madl, "sondern einfach da sei, - und da sind wir überall dort, wo es uns gibt." Das sei alles andere als banal. Gerade das Gemeinschaftsleben in Orden sei etwas, das in die Gesellschaft hinein ausstrahlen kann, zeigte sie sich überzeugt. Gemeinschaftsleben sei alles andere als einfach und der zunehmende Altersdurchschnitt in den Gemeinschaften mache die Herausforderung noch größer. "Wir lassen unsere alten und pflegebedürftigen oder auch dementen Mitglieder nicht allein, sie bleiben Teil der Gemeinschaft. Wir übernehmen füreinander Verantwortung", so Madl. Erzabt Birnbacher ergänzte: "Entscheidend ist, dass wir das auch glaubwürdig umsetzen."
"Ordensfrau bin ich immer"
Sr. Madl ist Priorin der Wiener Dominikanerinnen und u.a. auch Psychotherapeutin. "Psychotherapeutin bin ich in meiner Praxis, wenn ich mit meinen Patientinnen und Patienten arbeite, Ordensfrau bin ich immer, auch in der Praxis, dort steht es aber nicht so im Vordergrund", so Madl. Die Ausbildung dauere sehr lange und zwinge zur umfassenden Selbstreflexion. Das habe ihr auch für ihr geistliches Leben und das Leben in Gemeinschaft sehr geholfen: "Psychotherapie und Religion schließen einander überhaupt nicht aus, sondern können sich auch sehr befruchten."
Als ein großes Thema für die Orden in der Zukunft benannte Sr. Madl die Frage der Leitung von Gemeinschaften. Erzabt Birnbacher wies weiters auf die zunehmenden Herausforderungen des Denkmalschutzes hin. Ein entsprechendes neues Gesetz sei derzeit gerade im Werden, die Herausforderungen für die Orden würden dadurch nicht kleiner. Es gelte, verschiedene - teils konträre - Interessen unter einen Hut zu bringen; von der Sicherheit über kulturelle und ästhetische bis zu finanziellen Fragen.
Päpstlicher Assistent
Seit einigen Monaten ist der Erzabt von St. Peter auch Päpstlicher Assistent des Stiftes Klosterneuburg. Der Assistent hat die Aufgabe, die Leitung des Klosters mit dem neuen Propst Anton Höslinger beim eingeleiteten Erneuerungsprozess zu begleiten. Birnbacher sah die Gemeinschaft von Klosterneuburg auf Anfrage auf einem guten Weg. Er sprach von einer guten internen Kommunikation und Debattenkultur, "die ich mir in so manch anderer Ordensgemeinschaft auch wünschen würde". Er sei sehr optimistisch, "dass ich in drei Jahren überflüssig bin", was ja auch der Sinn der Sache sei.
Die Österreichische Ordenskonferenz ist die gemeinsame Vertretung der katholischen Männer- und Frauenorden Österreichs. Insgesamt sind 192 Ordensgemeinschaften Mitglieder der Ordenskonferenz. Die "Superiorenkonferenz der Männerorden" und die "Vereinigung der Frauenorden Österreichs" (VFÖ) hatten sich im Herbst 2019 zur neuen "Österreichischen Ordenskonferenz" zusammengeschlossen.
Vom 27. bis 30. November kommen im Wiener Kardinal König Haus die Verantwortlichen der heimischen Ordensgemeinschaften sowie Mitarbeitende ihrer Einrichtungen zu den traditionellen Ordenstagungen zusammen. Sie beraten dort über aktuelle Entwicklungen im Spitals- und Pflegewesen, im Bereich der Ordensschulen, der Kulturgüter und in den Missionsorden. Es gibt auch wieder einen "Ordenstag Young". Das viertägige Programm steht diesmal unter dem Generalmotto "wirksam & gegenwärtig" und soll die Effizienz der Orden für Kirche und Gesellschaft aufzeigen. Mit dabei sind u.a. Kultusministerin Susanne Raab (ÖVP), der frühere Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und die frühere Kriegsberichterstatterin und nunmehrige Psychotherapeutin Petra Ramsauer.
Infos: www.ordensgemeinschaften.at
Quelle: kathpress