"Liturgische Zeitenwende": Vor 10 Jahren erschien das neue Gotteslob
Vor 10 Jahren - am 1. Adventsonntag 2013 - ist im deutschen Sprachraum das neue Gotteslob eingeführt worden. Das neue Gesang- und Gebetbuch löste das bis dahin gebräuchliche Gotteslob von 1975 ab. Es stellte nicht einfach eine Neuausgabe dar, sondern eine vollständige Überarbeitung bzw. Revision. Von einer "liturgischen Zeitenwende" sprachen Kommentatoren und Kirchenmedien damals bei der Einführung zeitgleich in Deutschland, Österreich, Luxemburg, in Südtirol und Teilen Belgiens. Vorausgegangen war der Einführung ein rund zehnjähriger redaktioneller Prozess der Liturgie-Verantwortlichen der Bischofskonferenzen im deutschsprachigen Raum. In Österreich wurde das Projekt vom damaligen Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser und dem damaligen Grazer Bischof Egon Kapellari geleitet.
In dem Redaktionsprozess ist das Gotteslob völlig neu konzipiert worden. Stammteil und Österreich-Eigenteil gliedern sich seither in die drei großen Abschnitte: Geistliche Impulse für das tägliche Leben, Gesänge und gottesdienstliche Feiern. Das Liedrepertoire wurde umfassend überarbeitet und ergänzt. Das Gotteslob enthält nun 433 Lieder, 190 davon wurden damals neu aufgenommen; 87 der neuen Lieder waren zuvor bereits in den Diözesananhängen oder Ergänzungsheften vorhanden. Eine Besonderheit in der Österreich-Ausgabe stellen die vielen Sprachen dar, die berücksichtigt wurden: Einzelne Lieder gibt es in Slowenisch, Burgenland-Kroatisch, Romanes und Ungarisch.
Freilinger: Neues Gotteslob hat sich bewährt
Als eine Erfolgsgeschichte erachtet der Leiter des Österreichischen Liturgischen Instituts (ÖLI), Christoph Freilinger, das Gotteslob. 90 Prozent der Pfarren hätten das neue Buch damals sofort nach Erscheinen bei sich eingeführt; anfängliche Kritiken etwa seitens der Kirchenmusiker oder Organisten bezüglich fehlender Begleitpublikationen hätten sich inzwischen in Wohlwolle aufgelöst. Die Sprache und auch die Lieder selbst hätten heute nichts von ihrer Frische eingebüßt, unterstrich der Liturgie-Experte. "Sehr wertvoll scheinen mir auch nach zehn Jahren noch die Modelle für Andachten, bei denen großteils eine Sprache gefunden wurde, die sich nicht schnell abnutzt und anschlussfähig ist. Sehr ans Herz legen kann ich auch die kurzen, aber geistlich anregenden Einführungen zu liturgischen Zeiten, Formen und Elementen."
Vom Orgelbuch bis USB-Stick
Inzwischen seien zahlreiche Begleitpublikationen entstanden - vom Orgelbuch bis zum USB-Stick mit sämtlichen Eigenteilen aller Diözesen, führte Freilinger weiter aus. Besonders empfehlenswert sei etwa der Liedkommentar "Die Lieder des Gotteslob", der alles Wissenswerte über die Lieder aus dem Österreich-Teil sowie aus dem Eigenteil Bozen-Brixen enthalte. (Informationen zu den Begleitpublikationen unter www.kirchenmusikkommission.at)
Die Notwendigkeit einer erneuten Novellierung sieht Freilinger derzeit nicht. Korrekturen seien laufend von Auflage zu Auflage eingeflossen. Aber gewiss würde sich die Sprache weiterentwickeln und neue Kompositionen entstehen. Auch im Bereich der Feiern mit Kindern und Jugendlichen gebe es eine große "Dynamik" - insofern hätten Stücke für Kinder und Jugendliche auch nur sparsam Eingang ins Gotteslob gefunden - und "insofern ist ein Gebet- und Gesangbuch-Projekt auch nie abgeschlossen", so Freilinger. (Infos: www.gotteslob.at)
Quelle: kathpress