Theologe: Kirchenlieder transportieren Emotionen des Glaubens
Alexander Zerfaß, Liturgiewissenschaftler an der Universität Salzburg, ist überzeugt, dass Kirchenlieder wesentlich sind, um Emotionen im Gottesdienst zu transportieren. Wichtig für den Erfolg eines Liedes sind laut dem Experten, der unter dem Titel "Die Lieder des Gotteslobs" eine Zusammenschau in Buchform mit herausgegeben hat, zum einen eine "sehr gut funktionierende, emotionale Melodie". Zweite wichtige Eigenschaft sei ein relativ offener Text. Dadurch hätten die Sängerinnen und Sänger die Möglichkeit, das Lied mit eigenen Gedanken zu gestalten. Als Beispiel für so ein "perfektes Kirchenlied" nannte Zerfaß den "Welthit" "Stille Nacht".
Bei Kirchenliedern gehe es oft um die Schönheit und Innigkeit in der Beziehung zu Jesus, so der Theologe. In diesem Zusammenhang nannte Zerfaß Paul Gerhardts Dichtung "Ich stehe an deiner Krippe hier" als besonders eindrückliches Beispiel. Auch Jochen Kleppers "Die Nacht ist vorgedrungen" berühre den Liturgiewissenschafter anhand des Zusammenspiels seiner Dichtungen und der Lebensumstände während der Zeit des Nationalsozialismus.
Zum Durchbruch verholfen hat dem Kirchenlied die Reformation, weil Martin Luther und andere Reformatoren den volkssprachigen Gottesdienst etablierten. Bei diesem verstanden sie den Gemeindegesang als ganz wesentlichen Ausdruck des gemeinsamen Priestertums der Getauften. "Deswegen brauchte man in einem ganz anderen Umfang Lieder, als das früher der Fall gewesen war", so Zerfaß. Demzufolge hätten Kirchenlieder in Ländern, die von der Reformation geprägt sind, eine besondere Bedeutung erlangt.
Quelle: kathpress